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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ertragen. Sie hat einen Grund, stolz zu sein, während Männer ihren Teil dazu mit wenig Anstrengung und keinerlei Mühen leisten!
    Aber ich versuchte, spaßhaft zu antworten: »Als ich ein Mädchen war, kannte man bei uns zu Hause das Sprichwort: Ein Mann mit vierzig wird vielleicht kein Vater, aber ein Mann mit sechzig ganz sicher!«
    Ich sagte das bewußt. Hätte er mir die Anzüglichkeit übelgenommen, wäre das für mich ein Hinweis gewesen, wie ich ihn in Zukunft behandeln mußte,
    und ich hätte mich bemüht, nur sittsam und zurückhaltend mit ihm zu reden. Aber er lachte nur schallend und erwiderte: »Ich glaube, wir werden uns verstehen, meine Liebe. Ich war lange genug mit jungen Frauen vermählt, die keinen Spaß verstanden. Ich hoffe, Ihr werdet mit einem alten Burschen, wie ich es bin, zufrieden sein. Meine Söhne lachen über mich, weil ich mich noch einmal vermähle. Aber ein Mann gewöhnt sich daran, verheiratet zu sein, und ich möchte nicht allein leben. Meine letzte Gemahlin starb am Sommerfieber… Ja, es stimmt, ich möchte mich durch die Heirat an Euren Bruder durch verwandtschaftliche Bande binden, aber ich bin auch einsam. Mir scheint, es wird Euch nicht schlecht gefallen, eine Burg und einen Gemahl zu haben, selbst wenn er nicht jung ist und gut aussieht. Ihr seid schon so lange unverheiratet und kein Mädchen mehr. Ich weiß, man hat Euch nicht lange um Eure Einwilligung zu dieser Ehe gefragt… trotzdem hoffe ich, Ihr werdet nicht allzu unglücklich sein.«
    Ich dachte: Er erwartet wenigstens nicht, daß ich über die große Ehre, ihn als Gemahl zu bekommen, übermäßig entzückt bin.
Ich hätte ihm sagen können, daß sich für mich nichts ändern würde – ich war nie mehr richtig glücklich gewesen, seit ich Avalon verlassen hatte, und würde es auch nie mehr sein, wo immer ich auch lebte. Aber wenigstens war ich dann nicht mehr Gwenhwyfars Bosheiten ausgeliefert. Ich konnte nicht mehr vorgeben, ihre ergebene Verwandte und Freundin zu sein. Es machte mich auf eine unbestimmte Art traurig, denn es hatte eine Zeit gegeben, in der wir wirklich Freundinnen gewesen waren… aber nicht ich hatte mich verändert. Ich wollte ihr Lancelot ganz bestimmt nicht aus den Armen reißen. Aber wie hätte ich ihr erklären sollen, daß ich ihn auch verachtete, obwohl ich ihn einmal begehrt hatte. Ich hätte ihn selbst geschenkt nicht zum Gemahl haben wollen. O ja, wenn Artus uns noch vor seiner Hochzeit mit Gwenhwyfar verheiratet hätte… aber selbst damals war es schon zu spät.
    Nach dem Tag im Schatten der Ringsteine war es immer zu spät. Hätte ich mich ihm damals hingegeben, wäre alles anders gekommen … Aber was geschehen ist, ist geschehen. Ich hatte Vivianes Pläne nicht gekannt, und am Ende führten sie mich in Uriens
'
Arme. Unsere Hochzeitsnacht verlief nicht anders als erwartet. Er streichelte und liebkoste mich, legte sich auf mich und mühte sich schnaufend und keuchend eine Weile ab. Dann hatte er es geschafft, rollte sich sofort zur Seite und schlief ein. Ich hatte mich keinen größeren Hoffnungen hingegeben, und so war ich auch nicht enttäuscht oder traurig, als ich mich an ihn schmiegte. Er freute sich, wenn ich in seinem Arm lag. Nach den ersten Wochen wollte er nur noch selten mehr; aber er war froh, mich in seinem Bett zu haben, wo er mich stundenlang in den Armen hielt, während wir über alles mögliche sprachen. Und außerdem hörte er tatsächlich auf das, was ich sagte. Anders als die Römer im Süden verachteten die Männer der Stämme den Rat einer Frau nicht. Zumindest dafür war ich ihm dankbar – er hörte auf meine Worte und tat sie nie als das Geplapper einer Frau ab.
    Nordwales ist ein schönes Land mit mächtigen Hügeln und Bergen, die mich an Lothian erinnerten. Aber Lothian ist ein kahles, wildes Hochland, während Wales fruchtbar und grün ist. Hier wachsen Bäume und Blumen, und die Felder bringen reiche Ernte. Die Burg des Königs lag in einem der schönsten Täler. Sein Sohn Avalloch und dessen Gemahlin mit ihren Kindern ordneten sich mir bereitwillig unter, und Uriens'
jüngster Sohn Uwain nannte mich Mutter. Ich erlebte, wie es hätte sein können, einen Sohn großzuziehen… mich den kleinen, täglichen Sorgen und Kümmernissen eines Heranwachsenden zu öffnen, der auf die Bäume klettert, sich die Knie aufschürft, aus den Kleidern herauswächst oder sie in den Dornen zerreißt, der seinen Lehrern gegenüber ungehorsam ist, sich davonstiehlt und jagen

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