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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sie Jungfrauen, die für sie sahen. Kommt das Gesicht nicht zu Euch, Niniane?«
    »Manchmal«, antwortete sie zögernd. »Aber hin und wieder läßt es mich im Stich…« Die Priesterin blickte zu Boden. Schließlich fuhr sie fort: »Ich glaube… Avalon… entfernt sich immer weiter von der Welt der Menschen, Ehrwürdiger Merlin. Welche Jahreszeit ist draußen in der Welt?«
    »Seit der Tagundnachtgleiche sind zehn Tage vergangen, Herrin«, antwortete Kevin.
    Niniane holte tief Luft. »Und wir haben das Fest erst vor sieben Tagen gefeiert. Also ist es so, wie ich dachte… die Welten treiben auseinander. Bislang sind es nicht mehr als ein paar Tage bei jedem Mondumlauf. Aber ich fürchte, bald werden wir von den Gezeiten der Sonne und des Mondes ebenso weit entfernt sein wie das Feenreich… Es wird immer schwieriger, die Nebel zu rufen und Avalon zu verlassen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Kevin. »Warum, glaubt Ihr, kam ich zur Zeit des abnehmenden Mondes?« Er lächelte sein verzerrtes Lächeln und fuhr fort: »Ihr solltet Euch freuen… Ihr werdet nicht altern, wie die Frauen in der Welt draußen, Herrin, sondern jung bleiben.«
    »Damit tröstet Ihr mich nicht«, erwiderte Niniane schaudernd. »Und doch lebt niemand draußen in der Welt, dessen Schicksal ich verfolge, außer…«
    »Gwydion«, ergänzte Kevin. »Ich dachte es mir. Aber es gibt noch jemanden, den Ihr nicht vergessen dürft…«
    »König Artus in Camelot? Er hat uns abgeschworen. Von Avalon hat er keine Hilfe mehr zu erwarten…«
    »Ich spreche nicht von Artus«, sagte Kevin. »Er sucht auch keine Hilfe in Avalon, aber…« Er zögerte. »Von dem Alten Volk in den Hügeln habe ich gehört… in Wales gibt es wieder einen König und eine Königin.«
    »Uriens?« Niniane lachte höhnisch. »Er ist fast älter als die Hügel von Wales. Wie kann er dem Alten Volk dort helfen?«
    »Ich spreche auch nicht von Uriens«, antwortete Kevin. »Habt Ihr vergessen? Morgaine lebt dort, und das Alte Volk hat sie als seine Königin anerkannt. Sie werden ihre Königin beschützen, solange sie lebt… wenn es sein muß auch vor Uriens. Habt Ihr vergessen, daß Uriens' Sohn hier in der Weisheit der Druiden unterrichtet wurde? Er trägt die Schlangen auf den Handgelenken.«
    Niniane saß reglos und schwieg. Schließlich sagte sie: »Ich hatte es vergessen. Er ist nicht der Erstgeborene, und deshalb glaubte ich, er würde nie herrschen…«
    »Uriens' Erstgeborener ist ein Dummkopf«, erklärte Kevin, »obwohl die Priester ihn für einen guten Nachfolger auf dem Thron des Königs halten. So gesehen haben sie auch recht. Er ist fromm, einfältig und wird sich der Kirche nicht entgegenstellen. Die Priester trauen dem zweiten Sohn… Accolon… nicht über den Weg, denn er trägt die Schlangenzeichen. Und seit Morgaine dort lebt, ist er sich ihrer Bedeutung wieder bewußt und dient ihr als seiner Königin. Auch für das Alte Volk in den Hügeln ist sie die Königin, gleich, wer nach römischer Sitte auf dem Thron von Wales sitzt. Der König stirbt für sie Jahr für Jahr unter den Hirschen, aber die Königin lebt ewig. Es mag sein, daß Morgaine am Ende vollbringt, was Viviane nicht beenden konnte.«
    Erstaunt hörte Niniane die Bitterkeit in ihrer Stimme, als sie antwortete: »Kevin, seit Vivianes Tod ist kein Tag vergangen, an dem man mich hier nicht daran erinnert hätte, daß ich nicht Viviane bin, daß ich nach Viviane nichts bin. Selbst Raven verfolgt mich mit ihren großen stummen Augen, die immer sagen:
Du bist nicht Viviane, du kannst Vivianes Werk nicht weiterführen.
Ich weiß wohl, ich wurde nur gewählt, weil ich die letzte aus dem Geschlecht des Taliesin bin. Es gab keine andere mehr außer mir. Doch entstamme ich nicht der königlichen Linie von Avalon! Nein, ich bin nicht Viviane. Ich bin auch nicht Morgaine. Aber ich habe auf meinen Platz, nach dem ich nie strebte, der Göttin pflichtbewußt gedient. Mir wurde die Bürde auferlegt, weil ich Taliesins Tochter bin. Ich habe meine Gelübde nicht gebrochen… zählt das etwa nicht?«
    »Herrin«, entgegnete Kevin sanft. »Eine Priesterin wie Viviane kommt vielleicht in vielen hundert Jahren nur einmal auf die Welt… selbst in Avalon. Sie war lange Herrin hier. Sie herrschte neununddreißig Jahre, und nur wenige können sich daran erinnern, was vorher war. Jede Priesterin, die ihre Nachfolge antritt, muß sich im Vergleich zu ihr gering vorkommen. Ihr müßt Euch keine Vorwürfe machen. Ihr habt Eure

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