Avanias der Große
rechten Hand seine zarte linke Wange und warf sich dann vor ihm auf den Boden. „Vergib mir, Bruder! Ich wusste nicht, was ich tat!“
Avanias' Augen wurden feucht. „Du sollst nicht vor mir knien, geliebte Schwester. Wenn der Allwissende dir vergeben hat, dann habe ich das schon längst getan. Komme in meine Arme.“
Sie warfen sich gegenseitig in die Arme. Selbst Malgarias musste sich viele Tränen vom Gesicht abwischen. Dinjakis sah dem Geschehen ohne irgendeine bestimmte Reaktion zu.
„ Es ist wahr, Avanias! Es gibt ein Leben nach dem Tod! Er ist der Einzige, den es gibt! Sarafie und unsere Eltern sind auch da. Sie
sagen, dass sie dich lieben. Unsere Eltern haben Sarafie als ihre Tochter angenommen. Sie ist jetzt meine Schwester. Wir leben hier sehr gut. Es ist wunderschön hier, lieber Bruder!“
Sie schritt langsam rückwärts, als ob sie jemand Unsichtbares nach hinten ziehen würde und verschwand im nächsten Moment hinter einer unsichtbaren Wand.
Avanias wischte sich die Tränen von den Augen ab und wandte sich Dinjakis zu. Dinjakis schaute zu ihm auf.
„Sarafie ist auch dort. Darf ich bitte auch sie sehen?“
Der Mann zögerte und sprach erst einmal nicht.
„Du wirst sie nach deinem Ableben sehen!“
Dem König blieb nichts Anderes, als sich dem Willen Gottes zu fügen. Er wollte sich seinem Gott nicht widersetzen, also schwieg er. Sie schlenderten wieder zurück zu Malgarias, der ganz ruhig geworden war und sich kein bisschen bewegte.
„Werden wir Euch eines Tages wiedersehen, mein Herr?“
„ Ruft meinen Namen und ich werde bei euch sein! Betet und ich werde eure Gebete erhören!“
„ Werden die Menschen in späteren Zeitaltern Euch wiedersehen?“
„ Nach einem jeden Ende der Welt komme ich wieder auf die Erde!“
Die beiden Alvestier gingen wieder auf die Knie. Ein letztes Mal segnete der Sohn Gottes sie. „Vergesst nicht, Gott liebt einen jeden Menschen! So liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“
Er verabschiedete sich von ihnen und wandelte danach über den See. Er drehte sich nicht mehr zu ihnen um. Darauf erklomm er den Hügel hinter dem See und gelangte im nächsten Moment schon auf den
Gipfel und verschwand dann hinter dem Horizont, hinter den Wolken.
„Wahrlich, dieser Mensch war ein Gott!“, sprach Malgarias und starrte immer noch ungläubig auf die andere Seite des Flusses.
„ Dieser Mensch war Gott!“, widersprach ihm Avanias. Er gab Kulva die Sporen und ritt davon.
Der Tod eines tapferen Kriegers
Nohandas, Nandia und Lumkin waren auch tief bewegt, als sie den Bericht ihres kürzlich gekrönten Königs von seiner Begegnung mit dem Auferstandenen hörten. So fantastisch sich die Geschichte anhörte, glaubten sie ihnen dennoch, denn alle drei wussten, was für ein großer Skeptiker der Malgarias gewesen war. Nun wollten sich auch Nohandas und Nandia taufen lassen. Die drei noch in Avania verbliebenen ausländischen Prinzen waren bei der Ankunft von Avanias und Malgarias im südlichen Vorhof noch nicht anwesend. Sie traten erst später hinzu. Alle, die sich ihre Geschichte angehört hatten, ließen sich später in der Labria taufen und bekannten sich offen zur neuen Religion.
Nun drängten Nandia und Lumkin darauf, ihre Hochzeit nicht weiter hinauszuschieben, sie mussten schon zu lange warten, meinten sie. Avanias gab ihnen freie Bahn und sie konnten schon drei Tage, nachdem Malgarias und Avanias von ihrem Ausflug zur Voschka wiedergekehrt waren, die feierlichen Zeremonien beginnen lassen.
Die alten Glaubensformeln wurden durch neue ersetzt, die entweder Malgarias, der zum neuen Oberpriester der Stadt gewählt wurde, oder von Avanias selbst verfasst wurden. Malgarias selbst übernahm die Trauung, die wie in heidnischen Zeiten vollzogen wurde. Die Braut sollte irgendein auffallendes Kleid tragen, sie sollten vor dem Priester geloben, für den Rest ihres Lebens zusammenzubleiben und einander treu zu sein, und dann begannen die dreitägigen Feierlichkeiten. Jeder Bürger der Stadt, auch viele Menschen von außerhalb waren eingeladen. Das Brautpaar hielt viele Geschenke für die bürgerlichen Gäste bereit. Wenn die Gäste selbst auch adlig waren, sollten sie dem Brautpaar Geschenke überreichen. Es wurde so viel an Essen und Wein verteilt, wie die Gäste verschlingen konnten.
Erst nach dem dritten Tag der Feten war das Paar offiziell als Ehepaar anerkannt worden. Und sie durften danach gemeinsam das Schlafgemach beziehen.
Es war noch nicht sehr spät am
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