Avanias der Große
waren vergangen und Avanias' erster Sohn wurde geboren, den er auf den Namen Kandias taufen ließ, nach dem Vater seines Vaters. Die Kinder nach den Großeltern zu benennen, war Brauch in Alvestia, so würden die Namen der Ahnen nicht vergessen werden.
Landari gebar noch, nach einigen Totgeburten und zwei gesunden Töchtern, Avanias einen weiteren Sohn, dem er den Namen Alanias gab, den Namen seines früh verstorbenen besten Freundes. Zu seiner Taufe waren auch Kumbon und Uljana erschienen. Auch sie waren von der Geschichte des Alanias tief bewegt und waren gerührt, als sie erfuhren, dass Avanias seinen jüngsten Sohn nach ihm benennen wollte. Sie selbst lebten glücklich zusammen und hatten inzwischen schon sechs Kinder.
Bei Alanias' Taufe war Avanias schon 35 Jahre alt geworden. Der Schmerz und der Kummer der letzten Jahre steckten immer noch tief in seiner Seele und quälten ihn immer noch.
Malgarias persönlich nahm, obwohl er kaum noch zu irgendwelchen körperlichen Tätigkeiten fähig war, die Taufzeremonie vor. Nachdem er Alanias getauft hatte, - es sollte das letztgeborene Kind des Avanias sein -, starb der alte Malgarias wenige Monde später. Sein Name war weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt und er wurde von allen ausländischen Prinzen hochgeschätzt. Es waren so viele Bekannte und Unbekannte bei seiner Beerdigung erschienen, wie noch bei keiner anderen Beerdigung zuvor in Alvestia. Nur Avanias' Beerdigung später sollte die Zahl der von weit her gereisten Gäste weit übertreffen.
Avanias alterte im Laufe der Jahre sehr schnell. Der Grund hierfür war jedoch nicht der Stress des Alltags und all die Verpflichtungen, denen er als König nachgehen musste. Es war der tief in seiner Seele zustechende Kummer, der ihn gebrechlich machte und sein Haar ergrauen ließ.
Wann immer er am Tag frei von seinen Pflichten als König geworden war, beaufsichtigte er Alanias.
Kandias merkte, dass sein Vater seinen jüngeren Bruder bevorzugte und mehr liebte, aber er lehnte sich nicht gegen seinen Vater auf.
Avanias schlenderte gerne mit ihm durch den Indrias. Eines Tages setzte er sich auf einem der Stühle dort auf dem Friedhof. Alanias spielte auf der grünen Wiese neben den Gräbern. Der schwarzhaarige und braunäugige Alanias sah dem früh verstorbenen Alanias sehr ähnlich. Es schien dem König fast schon, als wäre der alte Alanias in Gestalt von Avanias' Sohn wiedergeboren worden.
Der kleine Junge fragte seinen Vater, was auf Alanias' Denkmal stehe. Er las ihm die Zeilen mit geschlossenen Augen aus seinem Gedächtnis heraus vor.
„Er war mein bester Freund. Leider hatten wir nicht das Glück, dass wir uns schon viel früher begegnet waren. Er hat seit seinem Tod einen großen Platz in meinem Herzen. Du wurdest nach ihm benannt. Es war meine schuld, dass er in so jungem Alter sein Leben lassen musste.“
Der kleine Alanias rannte zurück zum Denkmal und küsste es. Dann lief er wieder zu seinem Vater zurück, der sich über die herzliche Geste seines Sohnes freute und ihn auf die Stirn küsste.
Alanias fragte ihn, wessen Grab das daneben sei. Avanias verzog sein Gesicht, strich weiter mit seinen beiden Händen Alanias' Haar, aber das Sprechen fiel ihm nicht mehr leicht. „Sie war eine sehr gute Freundin. Ich habe sie geliebt.“
„ Aber du liebst doch Mutter!“
„ Ja, ich liebe deine Mutter, mein Sohn. Aber ich kannte diese Frau vor deiner Mutter. Es ist ihr etwas sehr Schlimmes passiert. Sie starb früh. Sie war eine gute Frau.“
Alanias rannte zu Sarafies Grab und küsste den Grabstein. Er rannte danach zurück zu seinem Vater.
Avanias küsste ihn auf die Stirn, nahm ihn dann mit dem Bauch zu ihm gerichtet zwischen seine Beine und legte seine Hände auf seinen Kopf und sprach mit den letzten Kräften seines Körpers: „Der Herr segne und beschütze dich! Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten! Mögest du eingehaucht von der Wärme seines Atems sein! Ich salbe dich hiermit zu meinem rechtmäßigen Nachfolger! Mögest du ein weiser, gerechter und gütiger König sein, so wie es dein Vater versucht hat, immer zu sein!“
Der kleine Alanias verstand nicht ganz, was sein Vater da mit ihm machte und was er da sprach.
Es war ein historischer Moment, in welchem Avanias seinen jüngsten Sohn Alanias und nicht seinen erstgeborenen Sohn Kandias den Segen erteilt und ihn damit zum Thronerben ernannt hatte.
Als Alanias weiter vor ihm herum hüpfte in diesem idyllischen Garten,
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