Avanias der Große
könnte alles auch nur eine Ablenkung sein. Alvestia gehe es besser als je zuvor, erzählte man mir. Und immer weniger Soldaten
kehren hierhin, in ihre Heimat zurück. Das sind mittlerweile schon Alvestier geworden. Wir dürfen das nicht durchgehen lassen!“
„Davon habe ich noch nichts gehört. Das wäre, wenn das stimmen
sollte, keine gute Entwicklung! Bald muss Sassanias wieder in unser Land, um mir den Tribut zu entrichten. Wir können dann diese Gelegenheit nutzen, um diese Punkte mit ihm zu besprechen.“
Aljakis, Oberbefehlshaber der palparischen Armee, nickte zustimmend. Er traute sich nicht, den König weiter aufzuhalten. Sie waren zwar schon lange Freunde, aber Aljakis kannte Böntschakis' Temperament. Niemand durfte ihn lange Zeit mit denselben Fragen nerven, er wurde dann unberechenbar.
„ Wir lassen also alles wie bisher, Majestät.“, sprach Aljakis sein letztes Wort und verneigte sich dabei. Böntschakis nickte nur und erhob sich rasch und eilte zum Ausgang. Auf halbem Wege ging plötzlich das große bogenförmige Ausgangstor auf und zwei Soldaten traten herein und führten eine hübsche junge Frau als Gefangene mit sich. Böntschakis wollte eigentlich wieder zurück zu seinem Harem, da er sich früh morgens vorgenommen hatte, eine Bestimmte, die er sich schon ausgesucht hatte, den Rest des Tages zu gönnen und sich von ihr verwöhnen zu lassen. Nun aber gab es eine Überraschung für ihn. Götschmin trat hervor. Er verneigte sich vor seinem König und zeigte mit den Händen wie ein Präsentator auf das Mädchen. Langsam schritt der König auf das gefesselte Mädchen zu. Er streichelte mit der Oberfläche seiner linken Hand ihre linke Wange, worauf sie ihren Kopf verächtlich zur Seite drehte und auf den Boden vor Böntschakis spuckte. Götschmin schlug ihr schmerzhaft auf ihren Hinterkopf. Böntschakis blieb gelassen, Aljakis konnte diese furchtbare Szene nicht mehr ertragen, traute sich aber noch nicht einzugreifen.
„ Wo habt ihr dieses schöne Geschöpf wieder her?“
„ Eine Rebellin wie ihr Vater, Eure Majestät.“, antwortete Götschmin mit gesenktem Haupt seinem König.
Böntschakis runzelte die Stirn. Jetzt wurde es interessant für ihn. Er liebte es, sich Töchter von Rebellen zu nehmen.
„Tatsächlich? Weswegen dieses Mal?“
„ Das Übliche. Der Alte wollte die Steuer nicht entrichten.“
„ Dann wollen wir mal sehen, was der Vater dieses reizenden Mädchens zu seiner Verteidigung zu sagen hat. Holt ihn her!“, befahl er dem jungen Soldaten neben Götschmin, dieses Mal ohne dabei diabolisch zu grinsen. Der Junge ließ das Mädchen los, eilte hinaus und führte einige Momente später mit einem anderen Soldaten den Vater des Mädchens in Ketten herbei. Während sie ihn herein schleppten, heulte der Mann laut auf. Als er seine Tochter gefesselt in den Händen des grausamen Götschmin sah, versuchte er, sich zu wehren, worauf die beiden Soldaten ihm ein paar Hiebe verpassten und er zu Boden fiel. Das Mädchen fing in diesem Moment an, laut zu schreien. Es würde jetzt wohl mit ihnen zu Ende gehen, dachte sie. Ihre langen schwarzen Haare waren zerzaust und ihr braunes Gesicht von Tränen überströmt. Sie wurde wild und schrie die ganze Zeit nach ihrem Vater. Götschmin konnte sie kaum noch festhalten. Böntschakis lachte kurz auf. Aljakis trat schweigend und mit ernstem Gesicht nah an den Despoten heran. „Ich bitte dich, verschone die beiden!“
Böntschakis hörte ihn, aber drehte sich nicht zu ihm um, um ihm damit anzudeuten, dass es ihn nicht interessiere, was er von ihm verlangte.
Böntschakis ergriff das Mädchen, Götschmin ließ es los.
„ Nimm den Alten, Götschmin! Alle anderen sofort 'raus aus dem Saal!“
Aljakis eilte mit den beiden jungen Soldaten aus dem Saal. Götschmin hielt den Vater des Mädchens fest. Böntschakis umklammerte das Mädchen an ihrer Taille und trug sie in Richtung seines Thronsessels, während sie ganz wild mit ihren Beinen hin und her trat. Götschmin schlug währenddessen einige Male mit seinem Knie auf den Rücken des alten Mannes ein. Der Greis fiel auf den Boden hin, Götschmin setzte ihn auf und hielt seinen Kopf mit seinen Händen aufrecht, damit er sehen sollte, was Böntschakis mit dem Mädchen anstellte. Böntschakis drehte seinen Thronsessel ein Stückchen zur Seite und warf das Mädchen vornüber darauf. Sie fiel mit ihrem Gesicht genau auf die Sitzfläche. Der Stuhl war nun genau so gerichtet, dass der gepeinigte Vater
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