Avanias der Große
entworfen wurde. Wir Menschen, wir alle, ob Bauern oder Könige, wir alle sind nur Figuren, kleine Figuren in diesem Plan! Letztendlich wird alles gut. Vertrau mir. Ich glaube fest daran.“
Sassanias hielt nun seine Frau fest in seinen Armen. Lalindria brach in Tränen aus.
„Böntschakis wird eines Tages seine gerechte Strafe erhalten.“
„ Unser Sohn, ich muss ständig an ihn denken. Ich habe ihn schon so lange nicht gesehen.“
„ Ja, ja, es muss so sein. Er darf nicht hierher kommen. Es ist nur zu unser aller Bestem.“
„ Ich will ihn sehen. So viele Jahre lang habe ich ihn nicht gesehen. Er war so klein, als ich ihn in meinen Armen hielt.“
„ Er ist zu einem kräftigen jungen Mann herangewachsen.“
„ Bring mich zu ihm! Ich bitte dich. Ich spüre, dass meine Tage gezählt sind.“
„ Was redest du da für einen Unsinn?!“
Lalindria brach beinahe zusammen. Sassanias fing sie auf. Die Königin mit den dunkelgrünen Augen war zwar in die Jahre gekommen, dennoch strahlte immer noch das Licht der Jugend aus ihrem Gesicht. Jedoch trügt das Aussehen über die innere brodelnde Gedankenwelt des Menschen hinweg.
Sassanias legte seine Frau auf das Bett. Er befühlte ihre Stirn.
„ Du hast nichts. Du bildest dir das alles nur ein!“
Es klopfte an der Tür. Der König seufzte. „Wer stört uns wieder?“
„Eure Majestät!“
„ Du störst mich zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Komm später wieder! Der Königin geht es nicht gut.“
„ Es wird euch interessieren, Majestät.“
Lalindria atmete tief ein und wieder aus. Sie hatte kaum noch Kraft.
„Worum geht es denn?“
Der Lakai an der Tür reagierte auf einmal nicht mehr. Er öffnete auch nicht die Tür. Doch dann: „Euer Sohn! Euer Sohn ist wieder zurückgekehrt!“
Lalindria riss entsetzt ihre Augen auf. Sassanias guckte überrascht. „Was?“
„Ich habe dir das Leben gerettet, Junge!“
„ Ja, dann vielen Dank dafür!“
Sie waren hinter einem Baumstamm versteckt. Sie waren viel zu schnell für die alten Herren gewesen. Die Alten zogen scharenweise an ihnen vorbei. Beide Jungen hielten nach ihnen Ausschau. In der Hektik hatten sie nicht einmal etwas Zeit, um einander anzuschauen. Lumkin holte dies jetzt nach. „Du bist wohl nicht von hier.“
Avanias zeigte kein Interesse daran, ihm zu antworten.
„ Wer bist du?“
Der Prinz reagierte immer noch nicht. Es war keine Furcht, die ihn zurückhielt. Er war bis jetzt nie den Umgang mit anderen Menschen seines Alters gewohnt gewesen. Vertraut hatte er sowieso nie jemandem, nur seinem Ziehvater.
„Komm mit! Ich weiß, wie wir ihnen entkommen können.“
Avanias blieb keine andere Wahl, als mit Lumkin mitzugehen. Sie eilten durch die Gassen, Straßenränder und Häuserecken. Bald gelangten sie in einen Hain. Wie still es doch hier immer war. In der Tat würde sie hier wohl niemand aufsuchen, galt dieser Wald doch als heilig.
Sie setzten sich hin, Lumkin auf den schleimigen Boden, Avanias auf einen Felsen. Der Prinz von Alvestia war immer noch schroff zum entflohenen Schmied.
„ Was hast du verbrochen?“
„ Das geht dich nichts an!“
„ Na, endlich ein Wort aus deinem Mund. Ich dachte schon, du wärst stumm. Sag schon, was hast du getan?“
Avanias inspizierte die Gegend. Lumkin nahm sich einen Apfel von einem Ast. Er zog sein Taschenmesser heraus und schälte den Apfel. „Hast du jemanden beim Spiel betrogen?“
„Ich habe jemanden getötet.“
Lumkin hielt inne. „Du hast was getan?“
„Er war ein Palpare.“
Lumkin zuckte mit den Achseln. Mit ironischem Unterton sprach er: „Na dann, das hast du gut gemacht. Also ich habe heute meinen Chef am Arm verletzt, aber eigentlich würde ich auch gerne alle Palparen abmurksen. Aber leider sind sie ja so mächtig und herrschen über uns. Bist du wahnsinnig? Was hast du getan? Das wird Folgen haben.“
Avanias schaute wieder desinteressiert. Er ging den Gang entlang, von dem aus sie gekommen waren. Lumkin stand hastig auf. „Ey, wohin willst du, Mann?“
„ Ich gehe zum Palast des Königs.“
„ Was? Warte!“
Lumkin eilte ihm hinterher. Er holte ihn ein. Der Prinz starrte die ganze Zeit geradeaus wie jemand von einem Plan Besessenen.
„Willst du um Gnade bitten?“
„ Ich bin der Sohn des Königs.“
Der Schmied blieb paralysiert stehen.
Konnte er glauben, was er da hörte?
Sassanias war außer sich. Er musste Lalindrias Hand halten, da sie schwächer wurde. Was war der Grund des
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