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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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fieberhaft, wie er seinen Besucher ablenken, vielleicht sogar täuschen konnte. Der Mann war noch sehr jung und er selbst ein alter, mit allen Wassern gewaschener Fuchs.
    »Sag mir deinen Namen, das wolltest du doch, oder?«
    »Ja, und da wir offenbar auf vertrautem Fuße stehen, wirst du nichts dagegen haben, dass wir formlos miteinander sprechen, nicht wahr, alter Mann? Mein Name ist Jermyn, einen anderen habe ich nicht, mein Vater hat versäumt, mir einen zu hinterlassen. Aber du kannst mich Jermyn von den Ruinen nennen, wenn du auf Titel scharf bist.«
    »Jermyn.«
    Die undeutliche Erinnerung klärte sich, er glaubte Donovans klagende Stimme zu hören.
    »Jermyn heißt er, Vater, und er macht mir das Leben zur Hölle, er ist nur ein Straßenjunge, aber er kann Gedanken lesen und lenken.«
    Und die Stimme seines anderen Sohnes:
    »Einer der Diebe war ein Gedankenlenker ...«
    »Du warst in der Schule der Weisen und du bist in meine Schatzkammer eingebrochen!«, stellte der Patriarch fest und zu seiner Verwunderung empfand er nicht einmal Groll über diesen umtriebigen jungen Mann.
    Der pfiff anerkennend.
    »Meine Hochachtung, dein Verstand ist nicht so unbeweglich wie der Rest. Du hast recht, und den Brautschatz habe ich übrigens auch von Fortunagra zurückgeholt. Er hintergeht dich, was du wahrscheinlich weißt. Ich kann dir das alles erzählen, denn ich werde jede Erinnerung an meinen Besuch aus deinem Gedächtnis tilgen. Also frage nur immerzu.«
    Es gefiel ihm, mit seinen Taten zu prahlen - gut so.
    Der Patriarch verspürte keine Angst, es war, als säßen sie in einer mit Licht gefüllten Blase außerhalb von Raum und Zeit.
    »Warum hast du Donovan in der Schule der Weisen so gequält?«, fragte er neugierig, »haben die Guten Väter ihn bevorzugt oder ließ er sich den Fürstensohn derart heraushängen, dass du es nicht ertragen konntest? Nicht, dass ich mir das von Donovan vorstellen kann ... «
    Der junge Mann zuckte die Schultern.
    »Die Guten Väter haben uns alle gleich behandelt und was den Fürstensohn angeht - nun, du kennst deinen Sohn, er ist ein alberner Schwärmer und das reizte mich. Dann gab es noch einen Grund, der dich nichts angeht und außerdem habe ich ihm wohl die Tracht Prügel verübelt, die du mir um seinetwillen verabreichen ließest.«
    Der Patriarch hob fragend die Brauen.
    »Du erinnerst dich nicht? Nein, wie solltest du auch, ich war bestimmt nicht der einzige arme Teufel, dem du diese Gnade gewährt hast. Es ist schon einige Jahre her, während einer der großen Prozessionen, wo nicht alle Leute damit zufrieden waren, Euch zuzujubeln und Euch Handfesteres zukommen lassen wollten und so flog allerlei unbrauchbares Gemüse und Obst durch die Luft, auch das eine oder andere faule Ei war darunter. Eines davon traf Donovans Gaul, der ging durch und deinem prächtigen Sohn gelang es nicht, im Sattel zu bleiben, er stürzte vor deinen Augen und du suchtest einen Schuldigen. Ich stand in der ersten Reihe, mein Haar ist recht auffällig und ich hatte ein Ei in der Hand. Das reichte dir, du befahlst deinen Wachen, mich zu ergreifen und durchzuprügeln.«
    »Und das Ei hattest du natürlich zufällig in der Hand?«, unterbrach der Patriarch und Jermyn lachte.
    »Kann schon sein, dass ich auch geworfen hatte, das Pferd deines Sohnes hatte ich nicht getroffen. Aber die Prügel habe ich dafür bekommen - vor ihm und allen anderen. Das habe ich nicht vergessen, alter Mann. Als ich ihn im Haus der Weisen sah, habe ich es ihm heimgezahlt, mit Zins und Zinseszins.«
    »Warum hast du damals nicht deine Gedankenkräfte gebraucht? Du hättest uns leicht ablenken und entwischen können, wie mir scheint.«
    Jermyn schüttelte den Kopf.
    »Ich hatte sie gerade erst entdeckt und es machte mich krank, wenn ich sie anwendete. Ich hätte gar nicht gewusst, wie ich sie gegen so viele Leute hätte einsetzen sollen. Erst bei den Guten Vätern habe ich gelernt, meine Kräfte zu nutzen.«
    Der Patriarch schnaubte.
    »Ein gutes Werk haben sie da getan, die weisen Männer. Eine solche Waffe aus deinem Geist zu machen - ich beginne, an ihrem Verstand zu zweifeln.«
    »Sachte, alter Mann. Sie haben durchaus ein gutes Werk getan. Ich könnte viel schlimmer sein als ich bin.«
    Jermyns Gesicht kam näher. Die schwarzen Augen wuchsen zu bodenlosen Löchern, in die der Geist des alten Mannes hineingesogen wurden, ohne dass er sich dagegen wehren konnte. Wie von Ferne hörte er die kalte, junge Stimme.
    »Wenn ich

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