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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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deinen Thron begehrte, könnte mich niemand daran hindern, ihn an mich zu reißen. Warum soll ich nicht die Großen der Stadt gegen dich aufwiegeln? Oder das Volk? Glaub mir, ich wäre dazu fähig.«
    Der Patriarch keuchte, die Schwärze verschlang ihn, die unbarmherzigen Worte dröhnten und hämmerten in seinem Kopf. Dann fühlte er sich wieder frei, der junge Mann hatte sich abgewandt.
    »Sorge dich nicht«, er lächelte liebenswürdig, »ich werde weder dir noch deinem lächerlichen Erben den Thron streitig machen, das werden schon andere tun. Ich will nur in den dunklen Vierteln herrschen und ungehindert meinen Geschäften nachgehen. Kommst du mir dabei nicht in die Quere, werden wir gut miteinander auskommen, wie bisher.«
    »Wozu brauchst du dann den Mondenschleier, der nur Königinnen gebührt? Für deine kleine Schlampe?«
    Der Patriarch liebte es nicht, derart herablassend behandelt zu werden. Und zu seiner Genugtuung und seinem Schaden fand er, dass er endlich eine schwache Stelle in diesem Panzer gefunden hatte. Das blasses Gesicht verzerrte sich und glühende Nadeln bohrten sich in den Schädel des alten Mannes.
    »Wag es nicht, schlecht von ihr zu sprechen. Wenn du so schlau bist, weißt du auch, dass sie dir und Donovan mehr als ebenbürtig ist. Sie ist beinahe eine Göttin und ihr gebührt der Schleier eher als jeder anderen Frau in dieser Stadt.«
    Der Patriarch schnappte nach Luft, wie rasend warf er den Kopf auf dem Polster hin und her, um die Qual loszuwerden. Und wieder verschwand der Schmerz so schnell, wie er gekommen war.
    »Genug geschwatzt! Wo ist der Schleier? Sag es mir gutwillig, sonst erfahre ich es auf andere Weise!«
    »Ich habe ihn nicht mehr. Er war in diesem Zimmer, aber ich habe ihn abgegeben.«
    Jermyn starrte ihn an, dann nickte er langsam.
    »Ich glaube dir. Wo ist er jetzt? Sag es schnell, ich habe mich schon zu lange mit dir aufgehalten, alter Mann!«
    Der Patriarch biss die Zähne zusammen.
    »Ich werde es dir nicht sagen, Junge. Du wirst dir wohl die Mühe machen müssen, danach zu suchen«, knirschte er, fest entschlossen, nicht an den Bewahrer des Schleiers zu denken. Auch so etwas hatte er in seinem langen Leben gelernt.
    »Mutig bist du jedenfalls, Cosmo Politanus«, Jermyn hatte sich wieder beruhigt, »ich kann verstehen, dass du dich so lange gehalten hast. Nun gut, du musst es mir nicht sagen. Schweig, damit ich nicht abgelenkt werde.«
    Wie ein unbewegliches Stück Holz spürte der Patriarch die Zunge in seinem Munde, die schwarzen Augen bohrten sich in die seinen und der fremde Geist ergriff Besitz von ihm.
    Seit Jahrzehnten herrschte Cosmo Politanus als Despot und er hatte gelernt, sich nicht nur vor Anschlägen auf seinen Leib zu schützen. Aber in den letzten Jahren hatte er es versäumt, sich in der Stärkung seiner Sperren zu üben. Zu unangefochten saß er auf seinem Thron und die Übungen kosteten Kraft. Vielleicht hätten aber auch sie ihm nicht geholfen, der Eindringling durchbrach die Barrieren, als seien es Spinnweben, und der Patriarch musste erleben, wie in alle Winkel seiner Seele, auch in die düstersten, die verschlossenen, blutbefleckten Kammern, ein grelles Licht fiel, auf jede Schandtat, jeden Verrat, jedes Schuldgefühl. Keine Erinnerung, keinen Gedanken konnte er verbergen und bestürzt erkannte er, dass es vollkommen gleichgültig war, ob er an Donovan dachte oder nicht. Dann war es vorbei, der Eindringling hatte gefunden, was er suchte und zog sich zurück. Er schien zufrieden.
    »Bei den Göttern, was für ein Leben! Wie es mich freut, dass ich deinem prächtigen Sohn diese Kostbarkeit abnehmen kann und nicht dir - du nötigst mir doch beinahe Respekt ab. Auf zu Donovan!«
    Er rutschte von der Bettkante. Niemals hatte der Patriarch so um sein Leben gefürchtet, wie er jetzt um seinen Sohn bangte. Gequälte, krächzende Laute entrangen sich seiner gelähmten Kehle und Jermyn warf ihm einen schnellen Blick zu.
    »Keine Angst, es geschieht ihm nichts - wenn er vernünftig ist. Du wirst dich an nichts erinnern und morgen nach einem langen Schlaf erwachen, erfrischt, wie ich hoffe. Gehab dich wohl, Patriarch, es war mir ein Vergnügen mit dir zu reden.«
    Er blies die Lampe aus und mit der Dunkelheit senkte sich das Vergessen auf Cosmo Politanus.

    Zur gleichen Zeit, als Donovan mit laut pochendem Herzen und trockenem Mund der schlanken, vermummten Gestalt entgegensah, die zögernd aus dem Schatten der Hecke auf ihn zutrat, stand der graue Mann

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