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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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reglos in seinem dunklen Ankleidezimmer, die Wange an die Tür zum Schlafgemach gepresst. Er lauschte mit geschlossenen Augen, auch sein Geist war auf den stillen Raum gerichtet. Bald glaubte er ein Geräusch zu hören, das schwache Leuchten eines fremden Geistes wahrzunehmen, bald schien alles totenstill bis auf das Klopfen seines eigenen Herzens und das Summen seiner Gedanken.
    Endlich konnte er nicht länger zögern, er wappnete sich, den Bewohner des Zimmers, so er denn anwesend wäre, mit einem schnellen Gedankenstoß ins Reich der Träume zu schicken. Es dürfte nicht allzu schwer sein, die Überraschung war auf seiner Seite. Donovan konnte sich nicht verschließen, wie alle Welt wusste. Wenn es gelang, die Tür lautlos zu öffnen und unbemerkt hineinzuschleichen ... Der graue Mann wischte sich den Schweiß von der Stirn und drückte langsam, langsam die Klinke herunter.
    Die Angeln waren gut geölt, ohne einen Laut schwang die leichte Tapetentür auf und der Eindringling machte einen vorsichtigen Schritt über die Schwelle. Es war dunkel, der Geruch erloschener Kerzen und ein schwacher Verbenenduft hingen in der Luft - wenn Donovan fortgegangen war, konnte es nicht lange her sein. Nichts rührte sich und der graue Mann wagte einen weiteren Schritt.
    Er spürte die Anwesenheit des fremden Geistes in dem Augenblick, als sich eine Hand um seine Kehle legte. Verzweifelt versuchte er, seine Sperren hochzuziehen und den Angreifer gleichzeitig zu bannen, doch die Attacke erstarb in lodernder Glut. Als er sich mit einem Schrei zurückziehen wollte, versengte eine Flammenzunge die jämmerlichen Reste seiner Schilde. Vor Schmerzen wimmernd wäre er in die Knie gesunken, hätte nicht der erbarmungslose Griff um seinen Hals ihn auf den Füßen gehalten. In seinen Ohren brauste es, rote Wirbel drehten sich vor seinen Augen, verschmolzen zu feurigen Buchstaben, die sich in seinen gequälten Geist brannten.
    »Wo ist Donovan?«
    »Lab...Labyrinth«, krächzte der graue Mann, dankbar, eine Antwort geben zu dürfen. Der Angreifer lockerte seinen Griff, schluchzend sog der graue Mann den Atem in seine gepeinigte Kehle, dann traf ihn ein heftiger Schlag an der Schläfe, und er stürzte schwer zu Boden.
    Eine Stiefelspitze bohrte sich in seine Seite und als er sich nicht rührte, zischte ein Phosphorhölzchen. Die kleine Flamme flackerte über das verzerrte Gesicht des grauen Mannes.
    »So sieht man sich wieder. Meinen Dank, Tartuffe, das erspart mir eine Menge lästiger Sucherei.«
    Das Licht erlosch, einen Moment lang stand Jermyn im Dunkeln und besann sich. Vor dem Einbruch in die Schatzkammer hatten sie solange über den Plänen gebrütet, die ihnen der Mittelsmann verschafft hatte, dass es ihm nicht schwer fiel, sich den Weg zum Labyrinth ins Gedächtnis zu rufen. Er schob den reglosen Körper beiseite und glitt durch die Tapetentür in den Dienstbotengang.
    »Dann wollen wir mal sehn, was der geschätzte Donovan im Labyrinth treibt. Weibergeschichten, hoffe ich!«

    »Ava! Ava, du bist wirklich gekommen, ich wagte es kaum zu hoffen ...« Atemlos stieß Donovan die Worte hervor, als die schmale Gestalt des Mädchens endlich auf Armeslänge vor ihm stand. Ein loser Umhang fiel bis auf ihre Knöchel, wenn sie sich bewegte, sah er ihre schlanken Beine. Eine Kapuze bedeckte ihr Haupt, so dass der obere Teil ihres Gesichtes im Schatten lag und er nur Mund und Kinn sehen konnte.
    Sehnsüchtig streckte er ihr eine Hand entgegen, aber sie trat einen Schritt zurück.
    »Ava ...«
    »Ssst, es ist nicht klug, Namen zu nennen!«
    Donovan ließ die Hand sinken. Als spüre sie seine Enttäuschung, setzte sie sanfter hinzu: »Mein Freund, lass uns nicht unvorsichtig sein, es steht zuviel auf dem Spiel.«
    Sie sprach so leise, dass Donovan sie kaum verstehen konnte.
    »Du hast recht«, flüsterte er. »Alles, alles steht auf dem Spiel. Mein Herz ...« Er verstummte, seiner Stimme nicht sicher. Dabei wollte er doch stark sein, sie sollte merken, dass sie in ihm einen Beschützer hatte, auf den sie sich verlassen konnte! Als er sich ein wenig gefasst hatte, fuhr er fort: »Du konntest ihm entkommen?«
    Sie nickte. »Ja, glaub mir, es war nicht einfach, er bewacht mich.«
    Klangen die Worte nicht erstickt, als hielte sie Tränen zurück? Donovan konnte es nicht länger ertragen, die Sehnsucht überwältigte ihn. Schnell trat er auf sie zu und griff nach ihr. Einen köstlichen Augenblick lang hielt sie überrascht still und beglückt spürte er

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