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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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schon selbst einmal erfahren, wie es ist, wenn sich bestimmte Stoffe unbedingt vom Körper trennen wollen ...«
    Näher wollte er die Vorgänge, die seinen Neffen quälten, nicht beschreiben und zunächst blickte Caedmon den Ehrenwerten Berengar verständnislos an, aber nun begann Paul, der einen unverhofften Ausweg aus seinen Schwierigkeiten sah, leise zu stöhnen und presste die Hand auf seinen Unterleib.
    »Was? Seid ihr krank? Auch eben schon?«
    »Da begann es gerade«, stieß Paul zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Warum habt Ihr das nicht gesagt, Berengar«, fragte Caedmon vorwurfsvoll, »und mich stattdessen Reden schwingen lassen?«
    »Ich ... ich ...«
    »Es ging ihm gegen die Ehre, Herr Offizier, versteht Ihr das nicht?« Nun war es an Ralf, vorwurfsvoll zu sprechen und Caedmon zog den Kopf ein.
    »Gewiss, gewiss, wenn man auch manchmal den Mund aufmachen muss, aber sei’s drum. Kommt, Wachmann, ich begleite Euch zur Latrine, nicht, dass Ihr mir zusammenbrecht.«
    »Aber, Leutnant«, Paul trat der kalte Schweiß auf die Stirn, »glaubt mir, ich kann auch alleine ...«
    »Nichts da, nichts da«, Caedmon duldete keinen Widerspruch, »wir sorgen für unsere Leute«, fügte er mit einem Seitenblick auf den Schatzmeister hinzu.
    »Ja, Paul«, Berengar nickte wohlwollend, »nimm nur die Hilfe deines Offiziers an. Gehab dich wohl, mein Junge.«
    Entschlossen schob Caedmon seine Hand unter den Ellenbogen des jungen Mannes und Paul blieb nichts anderes übrig, als sich fortführen zu lassen.

    Donovan würde das Bild, dass sich seinen Augen bot, niemals vergessen. Das Tableau mit den drei Menschen vor ihm brannte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis, um ihn bis ans Ende seiner Tage zu begleiten.
    In dem ausladenden Stuhl seines Vaters thronte Jermyn, als sei es sein gutes Recht, dort zu sitzen. Ihm gegenüber, vor dem großen Kamin, über dem ein Bild des Patriarchen hing, standen zwei Frauen. In der einen erkannte er Isabeau, seine Stiefmutter, obwohl ihr schönes Gesicht zu einer Grimasse aus Angst und Wut verzerrt war. Sie war nicht angekleidet, sondern trug nur ein loses Morgengewand über ihren Unterkleidern. Verwundert, dass ihm solche Kleinigkeiten auffielen, sah Donovan auf ihrem Busen einige lose Federchen, die bei ihren schweren Atemzügen leise zitterten.
    Die andere Frau - sie trug Männerkleidung. Ein Wams, Beinlinge, ein weißes Tuch um den Hals geschlungen, nur der Umhang fehlte und die Kapuze des Gollers war zurückgeschoben, so dass er endlich ihr Gesicht sehen konnte. Ava, seine Geliebte ...
    Aber ihr Haar war blond bis auf einige schwarze Stoppeln auf der Stirn und ihr Gesicht war das Gesicht Margeaus. Sonst war kein Mensch im Zimmer und mit grausamer, untrüglicher Sicherheit wusste Donovan, dass sich auch niemand in den angrenzenden Räumen verbarg.
    Margeau de Valois, die Kusine seiner Stiefmutter, trug die Kleider, in denen er gerade erst Ava gesehen hatte, im Irrgarten, wo er ihr den Mondenschleier als Beweis seiner Liebe übergeben hatte. Den Mondenschleier, eingehüllt in ein schwarzes Tuch, ein flaches Bündel, das nun auf Jermyns Schoß lag.
    Sein Blick glitt von Jermyns höhnischem Gesicht zu den beiden Frauen. Isabeau war kreidebleich geworden, sie senkte den Blick, aber Margeau sah ihm gerade in die Augen, sie hob das spitze Kinn und lächelte.
    In diesem Augenblick starb etwas in Donovan. Eine kalte Starre fiel über ihn. Sie legte sich über seine Sinne und nur wie von Ferne merkte er, wie Tartuffe hinter ihm hervorstürzte, sich mit seinem ganzen Gewicht auf Jermyn warf und ihn vom Stuhl riss.
     
    Als Tartuffe hinter Donovan ins Zimmer geschlichen war, hatte er mit einem Blick erfasst, dass die beiden Frauen verloren waren. Sie hatten um einen hohen Einsatz gespielt, es musste bitter sein, ihn nun in den Händen ihres Feindes zu sehen, aber das scherte Tartuffe nicht. Und es ließ ihn kalt, dass Donovan zu Eis erstarrt war, weil seine rosenroten Träume grausam zerstört worden waren.
    Aber der Mondenschleier, den dieser Hundsfott da so selbstverständlich an sich genommen hatte, der ging ihn etwas an. Dafür war er hergeschickt worden.
    Fortunagra konnte außerordentlich unangenehm sein, wenn seine Aufträge nicht ausgeführt wurden, aber auch außerordentlich großzügig, wenn eine schwierige Aufgabe zu seiner Zufriedenheit gelöst worden war. Und was für eine Geschichte würde Tartuffe zu erzählen haben! Damit wäre er für immer in den inneren Zirkel um den

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