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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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würde nie handeln, der Schwächling! Ohne sich zu besinnen, angetrieben von der Gier nach dem Schleier, packte die Fürstin den eisernen Schürhaken, der neben dem Kamin hing.
    In einem letzten verzweifelten Versuch, das Messer weit vor sich gestreckt, wankte der Angreifer auf den Rothaarigen zu. Isabeau umklammerte den schweren Stab mit beiden Händen, hob ihn unter Aufbietung aller Kräfte hoch und ließ ihn mit fest zusammengekniffenen Augen niedersausen.
    Sie spürte, wie das Eisen in Fleisch und Knochen sank, und ihr Magen drehte sich um. Sie wollte den Griff loslassen, aber er schien wie festgeklebt. Dann stürzte der Körper vor ihr zu Boden und der Schürhaken wurde ihr aus den Händen gerissen.
    Isabeau ächzte, das Krachen des berstenden Schädels in den Ohren. Blindlings stürzte sie zum Kamin, sank in die Knie und erbrach sich in die kalte Feuerstelle.
     
    Nach einer angemessenen Zeit öffnete Paul die Tür der Latrine und lugte vorsichtig hinaus. Den Göttern sei Dank, Caedmon hatte es wenigstens nicht für nötig befunden, zu warten, bis er seine Verrichtungen beendet hatte. Nun würde er zurück auf seinen Posten gehen, langsam, um nicht wieder jemanden auf sich aufmerksam zu machen, denn die ganze Rennerei hatte ihn seinem Ziel nicht näher gebracht.
    Es war sehr still im Palast geblieben, kein Alarm war geschlagen worden, er hatte kein wildes Frauenkreischen gehört. Vielleicht war ja alles gutgegangen und Margeau erwartete ihn triumphierend mit dem Schleier. Paul ging weiter mit ruhigen, abgemessenen Schritten durch die stillen Gänge. Diesmal hielt ihn niemand auf.
     
    Außer dem verzweifelten Würgen der Fürstin war kein Geräusch im Zimmer zu hören. Drei Menschen standen bewegungslos in dem prächtigen Raum und starrten auf das schreckliche Ding, das ausgestreckt zwischen ihnen lag und den bunten Marmorboden besudelte. Schließlich rührte sich einer, riss den Umhang von der Figur des Fauns und bedeckte die traurigen Überreste Tartuffes.
    Dann trat Jermyn zu der Fürstin, die von Krämpfen geschüttelt auf allen Vieren vor dem Kamin kniete. Er zerrte sie hoch und gab ihr eine schallende Ohrfeige. Sie rang nach Atem und schluchzte ein paar Mal auf. Dann schlug sie die Hände vor das Gesicht und brach in Tränen aus. Er führte sie zu dem Stuhl des Patriarchen, und stieß sie grob hinein.
    »Ich danke Euch nicht«, sagte er heiser, »obwohl Ihr mir die Arbeit abgenommen habt. Der Schlag war für mich bestimmt. Churo hat etwas gut bei mir.«
    Er bückte sich und hob das schwarze Bündel auf, das hinuntergefallen war, als Tartuffe sich auf ihn gestürzt hatte, betrachtete es mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, als sei es ihm unheimlich, und verbarg es unter seinem Wams.
    »Ich werde dafür sorgen, dass es dort hinkommt, wohin du es haben wolltest, Donovan«, sagte er zu dem jungen Fürsten, der wie betäubt mit hängenden Schultern da stand. »Gib es auf«, fuhr er beinahe freundlich fort, »werd endlich erwachsen, du wirst sie niemals bekommen.«
    Donovan schwieg und zeigte mit keiner Regung, dass er Jermyn verstanden hatte.
    Jermyn warf einen Blick auf die drei Vornehmen und den Luxus, der sie hier umgab. »Was seid Ihr nur für ein elendes Pack«, sagte er verächtlich. Dann wanderte er zu Tartuffes Leiche und stieß ihn mit dem Fuß an. »Und der war auch nicht besser, bin gespannt, wie ihr ihn loswerden wollt.«
    Gereizt durch das fortwährende Schweigen, wandte er sich wieder an Donovan.
    »Ich begreife nicht, dass du wirklich auf diese beiden miesen Flittchen hereingefallen bist. Du bist drei Jahre lang mit Ninian im Haus der Weisen gewesen, du hast sie in den Gewölben erlebt. Wie konntest du dich von der da«, er machte eine verächtliche Kopfbewegung zu Margeau, »täuschen lassen?«
    Donovan hob langsam den Kopf und wieder einmal begegneten sich die schwarzen und die blauen Augen.
    »Ich habe sie auch bei den Freien Tänzen erlebt«, antwortete er ausdruckslos. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht, als Jermyn einen drohenden Schritt auf ihn zu machte. Einen Moment lang maßen sich die beiden jungen Männer schweigend.
    »Schlag sie dir aus dem Kopf, Donovan«, flüsterte Jermyn schließlich, »hörst du, schlag sie dir aus dem Kopf oder ich helfe nach. Kein Licht und Leben, nicht Gesang und Schönheit für dich, nicht durch sie!«
    Als er seine eigenen sehnsuchtsvollen Worte aus diesem Munde hörte, zuckte ein heftiger Schmerz über Donovans Gesicht. Als werde ihm Jermyns

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