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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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die Hände vom Staub, schlüpfte in den faltenreichen Mantel aus buntgefüttertem Tuch, stülpte sich das samtene Barett auf die grauen Locken, die immer ein wenig zu lang waren, und klemmte die Rollen unter den Arm. Er griff nach dem langen Stock, den er brauchte, seit sein Rücken sich unangenehm bemerkbar machte, und straffte die Schultern.
    Nun folgte wieder eine der unerfreulichen Sitzungen, die er mittlerweile fürchten gelernt hatte, aber er würde es noch einmal versuchen.
     
    Als vom Tempel Aller Götter die zehnte Vormittagsstunde geschlagen wurde, ertönte eine laute, zornige Stimme aus dem Arbeitszimmer des Patriarchen. Die Wachen vor den Türen sahen sich mit hochgezogenen Brauen an und Malateste presste das Ohr besorgt an das kleine Loch in der Wandtäfelung des Vorzimmers und lauschte gespannt auf Anzeichen eines der gefürchteten Anfälle von Atemnot.
    Aber es schien nicht der Patriarch zu sein, der so erregt war. Malateste hörte ihn kurzatmig, aber ganz gelassen sprechen.
    »Ach was, Unterbau! Was interessiert mich der Unterbau? Oder ein paar Risse. Der Klotz hat so lange da gestanden, der wird doch wohl ein paar läppische Zuschauer und ein paar Sitzreihen aushalten! Schmiert ein bisschen Mörtel oder Zement oder wie das Zeug heißt, über die alten Steine, schraubt ein paar Marmorplatten an, streicht alles schön weiß und bunt und dann können wir Eröffnung feiern, möglichst noch vor dem Winter, guter Meister. Am Material soll’s nicht fehlen, sagt nur, was Ihr braucht, wir tun unser Bestes. Eure künstlerischen Empfindlichkeiten müsst Ihr hintan stellen, es kommt nur darauf, dass wir fertig werden.«
    Nun ertönte von drinnen ein zorniger Aufschrei, es klang, als würde etwas krachend zu Boden geworfen. Malateste wollte schon nach den Wachen rufen, als die Tür aufflog und Meister Violetes mit fliegendem Mantel herausstürmte. Der Kammerherr hatte nicht einmal Zeit, sein Ohr von der Wand zu nehmen. Aber der erzürnte Meister beachtete ihn nicht.
    »Fertig werden!«, brüllte er. »Ihr habt ja keine Ahnung! Das verdammte Ding wird unter Euch zusammenbrechen. Aber das geht auf Eure Kappe, ich habe nichts mehr mit Eurem elenden Zirkus zu schaffen. Gehabt Euch wohl!«
    Er hämmerte mit dem Knauf seines langen Stockes an die Tür und als die Wachen sie eilig öffneten, brauste er wie ein zorniger Sturmgott hinaus.
    Malateste trat erschrocken zu seinem Herrn.
    »Ein leicht erregbarer Herr, unser guter Meister«, meinte der Patriarch halb belustigt, »aber ich glaube, er übertreibt ein wenig, was, Malateste? Das alte Gemäuer wird uns schon aushalten, bestell Duquesne zu mir, er soll die Bauarbeiten vorantreiben, das kann er so gut wie kein zweiter. Ach ja, und schick das an Violetes, vielleicht braucht er es ja noch.«
    Er deutete mit seinem fetten Kinn auf die beiden Zeichnungen, die, beschwert mit zwei kleinen bronzenen Liebesgenien, auf seinem Schreibtisch lagen.
    Als die elfte Stunde geschlagen wurde, stand Duquesne vor dem Patriarchen und nahm mit unbewegter Miene zur Kenntnis, dass zu seinen mannigfaltigen Aufgaben die Aufsicht über die Bautätigkeit am Zirkus gekommen war, und zur zwölften Stunde summte die ganze Stadt Dea davon, dass der große Baumeister Ducas Violetes im Streit vom Patriarchen geschieden war und die Arbeit am Alten Zirkus niedergelegt hatte.
     
    Wag kam mit der Nachricht in den Palast gewieselt. »Er hat’s geschmissn«, krähte er, »seine Gnaden ham’s geschmissn!«
    »Ber hat bas geschbissn?«, fragte Jermyn missmutig. Er saß vor einem Haufen Rechnungen in der Vorhalle und hielt sich die Nase zu. Die volle Sickergrube machte sich bei diesem warmen Wetter sehr unangenehm bemerkbar.
    »Na, der Violetes die Bauerei am Zirkus, Patron. Die Spatzn feifns von den Dächern un unser guter Bastard soll’s jetz weitermachn ...«
    »Was?« Jermyn ließ vor Verblüffung seine Nase los. »Der hat doch keine Ahnung vom Bauen.«
    »Aber vom Leuteschinden«, versetzte Wag listig und Jermyn grinste.
    »Da hast du wohl recht. Übrigens, was ist mit der Scheißgrube? Sie stinkt zum Steinerweichen.«
    »Du meinst, von wegen Leuteschinden, was, Patron? Mule will mir helfen, der Gute, da du ja kein Geld ausgeben willst«, erklärte Wag in gerechter Empörung.
    »Hast du eine Ahnung, was mich dieser vermaledeite Umzug in den Zirkus kostet, Wag? Manchmal frage ich mich, ob das so ’ne gute Idee war.«
    »Das lass aber lieber nicht den Bullen und Witok hören. Wenn ich mich nicht

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