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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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schade.«
    »Ja, aber noch mehr ärgert es mich, dass er es gewagt hat, mir ins Gesicht zu sagen, dass er für solche wie uns nicht arbeitet«, knurrte Jermyn.
    »Hat er das? Das ist wirklich stark.«
    Es traf sie immer noch, wenn sie auf die Verachtung ehrbarer Bürger stieß, und bei einem Mann wie Ducas Violetes, dessen Arbeit sie bewunderte, kränkte es sie besonders. Sie sah den drohenden Funken in Jermyns Augen und schwieg. Zeigte sie ihre Betroffenheit, würde er den Meister am Ende aus schierer Rachsucht herbeizerren, was Vitalonga auch sagen mochte.
    »So sind eben Künstler«, sagte sie daher mit gezwungenem Lachen, »er hat doch sogar dem Patriarchen die Brocken vor die Füße geworfen, nicht wahr?«
    Um von dem leidigen Thema abzulenken, setzte sie sich und legte die beiden Leporelli auf den niederen Tisch.
    »Ich glaube, ich habe herausgefunden, warum er die Arbeit aufgekündigt hat. Hört euch das an: ,Maeglos Baliol hatte in Rewa einen Zirkus gebaut, um dort Kampfspiele abzuhalten. Doch stellte er ihn nicht auf feste Fundamente und errichtete das Holzgerüst des Oberbaus nicht mit Sorgfalt. Die Schaulustigen strömten in Massen herbei und füllten die Reihen bis auf den letzten Platz. So groß die Menge war, so groß war das Verhängnis. Das Bauwerk ging aus den Fugen, es stürzte ein und riss das zahllose Volk in die Tiefe und begrub es unter den Trümmern. 30 000, die Blüte der Stadt Rewa und viele Edle aus Dea der Großen, starben. Ungeheuer waren das Leid und die Qualen und jene, die sofort tot waren, musste man glücklich preisen.‘ - Was sagt ihr jetzt? Vielleicht befürchtet Violetes etwas ähnliches, wenn die Bauarbeiten nicht ordentlich ausgeführt werden und da der Patriarch ihm keine Zeit lässt, will er nichts mehr damit zu tun haben. Ich könnte es verstehen ...«
    »Und woher hast du diese Schauergeschichte?«, fragte Jermyn mürrisch. Ninian blätterte suchend in den Seiten, aber Vitalonga kritzelte etwas auf seine Tafel und schob sie ihr hin.
    »Chronik des Valens Citatus, tausendzweihundert Jahre alt, übersetzt von Vincenzo d’Este«, las sie und warf dem alten Mann dann einen bewundernden Blick zu, »Famos, Ihr seid wirklich ein Quell des Wissens, Meister.«
    Vitalonga strich sich über das Kinn, um sein Schmunzeln zu verbergen und Jermyn grinste wider Willen. Niemand war unempfänglich für Schmeicheleien eines hübschen Mädchens. Er ließ sich auf dem Polster neben Ninian nieder.
    »Vielleicht konnten sie damals noch nicht richtig bauen. Da steht ja, dass sie schon bei den Fundamenten gepfuscht hatten. Der Zirkus steht aber seit Jahrhunderten, der wird doch jetzt nicht plötzlich zusammenbrechen, bloß weil Meister Violetes nicht jeden Stützpfeiler einzeln erneuert. Der Kerl ist einfach ein aufgeblasener Wichtigtuer, der sich ärgert, dass die Arbeit auch ohne seine wertvolle Mithilfe weitergeht, nichts für ungut, Vitalonga. Was meint Ihr, ist der Zirkus vom Zusammenbruch bedroht?«
    Der alte Mann zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht, ich bin kein Baumeister. Man müsste in die unterirdischen Gewölbe kriechen und alles gründlich prüfen. Aber Ihr habt recht, der Zirkus steht schon lange und als er errichtet wurde, waren die Baumeister auf der Höhe ihrer Kunst.«
    »Na, also.«
    Jermyn wiederholte Vitalongas Worte für Ninian und der Friede war wieder hergestellt.
    »Was hast du noch ausgegraben, mehr Schauergeschichten?«
    »Vielleicht«, sie wedelte mit dem zweiten Bändchen, »ich glaube, das gehört auch zu der Chronik des Citatus. Eine Geschichte der Stadt, vor allem der alten Familien. Erlaubt Ihr, dass ich sie mitnehme, Vitalonga?«
    Der alte Mann verzog das Gesicht, aber schließlich nickte er, wobei er mahnend einen Finger hob, die Geste des Essens und Trinkens machte und entschieden den Kopf schüttelte. Jermyn, der seiner Meinung nach zu wenig Achtung vor seinen papiernen Schätzen hatte, streifte er mit einem vielsagenden Blick. Ninian kicherte.
    »Keine Angst Vitalonga, ich achte schon darauf, dass er nicht seine Kahwetasse darauf abstellt.«
    Als die beiden jungen Leute den Kunsthändler verließen und zurückschlenderten, waren sie sich darin einig, dass Meister Violetes ein wichtigtuerischer Scharlatan und Betrüger war, der mit seinem gelehrten Gerede und seinen Unkenrufen die Kosten in die Höhe trieb und seinen Kunden das Geld aus der Tasche zog.

    Der Mann in der blauroten Uniform der Stadtwache wischte sich verstohlen den Schweiß ab, der unter

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