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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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dem Helm hervor in seine Augen lief. Seinen Kameraden ging es nicht besser. Wie er schwitzten sie in der für die Jahreszeit ungewöhnlichen Hitze.
    Duquesne hatte darauf geachtet, dass die Uniformen seiner Leute aus festem, kräftigem Tuch bestanden, und beinahe neidvoll blickte der Wächter zu den Arbeitern, die über ihm nur mit einem Lendenschurz bekleidet auf den steilen Stufen des Zirkus und den hölzernen Gerüsten herumkletterten. Auch sie waren der sengenden Sonne ausgesetzt - ihre nackten Rücken leuchteten rot wie gekochter Krebs - und keuchten unter der Last der schweren Mörtelbütten, aber sie konnten um Nachschub in den Schatten der Bogengänge unter den Sitzreihen zurückkehren. Er dagegen musste mit aufgepflanzter Hellebarde reglos stehenbleiben, bis seine Ablösung kam.
    Oder bis er eine Gruppe säumiger Männer entdeckte, die ihre Verschnaufpause zu lange ausdehnten und die er mit lautem Gebrüll und derben Stößen in den verlängerten Rücken wieder zur Arbeit treiben konnte. Das bot wenigstens etwas Abwechslung.
    Ein leichter Windhauch kühlte sein schweißnasses Gesicht und eilig lüpfte er den Helm, aber nur kurz. Sie hatten Duquesne gebeten, doch wenigstens auf die Helme zu verzichten.
    »Sicher«, hatte der Hauptmann auf seine kalte, unangenehme Art gesagt, »setzt die Helme meinetwegen ab, wenn es euch lieber ist, dass euch herabfallende Steinbrocken den Schädel einschlagen. Aber bedenkt, das Gesindel dort oben hantiert mit schwerem Werkzeug und ist euch nicht wohlgesonnen.«
    Tatsächlich waren mehrere Kameraden von herabstürzenden Steinen getroffen worden. Als auch Maurerkellen, Hämmer und anderes Gerät den Arbeitern auf unerklärliche Weise aus den Händen glitt, hatten sie nicht mehr wegen der Helme gemurrt.
    Duquesne hatte jeden Vorfall streng untersucht und kam ihm der Verdacht, es könne sich nicht um einen Unfall, sondern um einen gezielten Angriff handeln, hatte er alle Handwerker, die über dem Verletzten gearbeitet hatten, unerbittlich bestraft. Seither kamen solche Zwischenfälle nur noch selten vor. Löste sich doch einmal ein Stein, so brachen die Arbeiter sogleich in lautes Geschrei aus, um die Wächter zu warnen, auch wenn es ihnen gegen den Strich ging.
    Der Wachmann schob den Helm in den Nacken und starrte die steil ansteigenden Sitzreihen hinauf, die sich wie ein von Menschenhand erschaffener Berghang aus honigfarbenem Sandstein über ihm erhoben. Nach dem gleißenden Weiß der Marmorverkleidungen, die bereits die unteren drei Stufen bedeckten, schien ihm der wolkenlose Herbsthimmel darüber von tiefem Violett, vor dem sich die Balken der großen Flaschenzüge und Seilwinden wie die schwarzen Arme eines Galgens abhoben.
    Die blendende Helligkeit des Marmors schmerzte in den Augen und der Wachmann ließ seine Blicke dankbar über das Gewimmel der Arbeiter schweifen. Sie schmierten Mörtel auf die alten Steine und errichteten hoch oben eine hölzerne Galerie für die armen Leute.
    Ihr Hämmern und Klopfen hallte von den Bankreihen wider und sehnsüchtig dachte der Wachmann an die Patrouillengänge im Gelehrtenviertel, die ihm so langweilig erschienen waren, dass er sich freiwillig zum Dienst im Zirkus gemeldet hatte. Er hatte näher an dem aufregenden Geschehen im Alten Zirkus sein wollen, um damit prahlen zu können ... ein Schauer kleiner Steinchen und »Obacht, Obacht«-Schreie flogen ihm um die Ohren, als eine Sandbütte vom Gerüst kippte. Oh, ja, nah genug dran war er jetzt und die Schankmädchen lauschten seinen Erzählungen so gebannt, dass sie vergaßen, auf seine Finger zu achten, aber die Straßen im Gelehrtenviertel waren schattig und still, es gab breite Toreinfahrten, in denen man sich ungesehen ausruhen und einen unauffälligen Schluck nehmen konnte. Vor allem aber - der Hauptmann ließ sich nur selten dort blicken.
    Hier sah man ihn jeden Tag und auch jetzt spürte der Wächter jenes merkwürdige Prickeln im Nacken, das ihn stets überfiel, wenn er Duquesne in der Nähe wusste. Er wagte einen vorsichtigen Blick über die Schulter. Ja, dort stand der Hauptmann, schwarz gekleidet wie stets, mitten in der Arena im prallen Sonnenlicht und sprach mit einem der Vorarbeiter. Der Mann fuchtelte verärgert mit den Armen und sein nackter, hagerer Rücken glänzte von Schweiß. Duquesne dagegen wirkte kühl und gelassen, die Hitze schien ihm nichts auszumachen, aber das war nicht verwunderlich, war doch seine Mutter eine Schwarze aus den Südlichen Reichen

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