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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Umsicht war das ein kaum zu bewältigendes Unterfangen und so gab er den Klagen des Vorarbeiters nach und ging zu den vornehmen Herren hinüber, die das Fortschreiten der Arbeiten behinderten. Unter seinen schweren Stiefeln knirschte Geröll, das den alten Bretterboden des Zirkus knöcheltief bedeckte und auch noch fortgeschafft werden musste. Der Vorarbeiter kehrte zu seinem Trupp zurück. Er machte seinem Ärger mit rüden Gesten Luft und Duquesne konnte es ihm nicht verdenken.
    »Das übliche Rudel alter Narren«, dachte er grimmig, als er sich den Sammlern näherte, aber er verzog keine Miene und seine Verbeugung war von ausgesuchter Höflichkeit.
    »Edle Herren, darf ich Euch bitten, ein wenig beiseite zu treten, die Arbeiter müssen diesen Ausgang ausbessern und bemalen, die Zeit drängt. Wie Ihr wisst, möchte der Patriarch den Zirkus bald eröffnen.«
    Die grauen Köpfe wandten sich ihm zu und er wappnete sich gegen den üblichen Ausdruck herablassender Verachtung, mit dem ihm ihresgleichen zu begegnen pflegten. Aber diese Herren waren zu sehr mit ihrem Steckenpferd beschäftigt, um ihm viel Aufmerksamkeit zu schenken, sie wirkten nur leicht verärgert über die Störung.
    Piero D’Este, das Oberhaupt der weitverzweigten und altehrwürdigen Familie D’Este, ein freundlicher alter Herr, nickte ihm sogar wohlwollend zu, während er seine kreidigen Hände an dem schwarzen Überrock abwischte.
    »Ah, unser fleißiger Duquesne ...«
    Braggo de Poccole jedoch, ein Kunstkenner ersten Ranges, schüttelte missbilligend das Haupt. Seine schweren Wangen bebten.
    »Ja, es ist eine rechte Schande, aber Cosmo war von je her ein Banause.«
    Kein Muskel zuckte in Duquesnes Gesicht. Für solche Worte könnte er den Mann in Ketten legen, aber wenn der Patriarch davon erführe, würde ihm das schlecht bekommen. Diese Männer standen außerhalb seines Zugriffs. Daher verneigte er sich nur ein weiteres Mal.
    »Unser Herr hat es so befohlen.«
    »Er hätte auf Meister Violetes hören«, fuhr de Poccole fort, als habe Duquesne nicht gesprochen, »und sich mehr Zeit lassen sollen. Hier verbergen sich so viele Schätze, die es zu heben gilt. Es ist überliefert, dass unsere ruhmvollen Vorfahren viele Statuen und Kultgeräte aus den Tempeln hierher brachten und in den unterirdischen Gängen versteckten, als die Barbaren vor der Stadt lagen, aber wir haben bisher nichts von Bedeutung gefunden. Vitalonga hat uns gesagt, dass sie die Eingänge zu diesen Gängen zumauerten und ihre Lage durch Markierungen im Boden der Arena kennzeichneten. Nun haben wir hier etwas gefunden, aber Vitalonga ist zu unserem Unglück nicht da. Man müsste den Boden hier öffnen, um zu sehen, was darunter liegt.«
    Er stampfte mit seinem modischen Ochsenmaulschuh auf eine Stelle des Bretterbodens, welche die ehrwürdigen Herren eigenhändig vom gröbsten Schutt befreit hatten. Es klang dumpf und Duquesne sah, wie die Bohlen bebten. Ein auffälliges Zeichen konnte er jedoch nicht erkennen. Wer wusste schon, was die alten Trottel sich einbildeten.
    Die alten Trottel stimmten de Poccole eifrig zu und sahen Duquesne erwartungsvoll an. Sie waren hohe Herren, gewohnt zu befehlen, aber sie wussten, dass der Patriarch seinen Bastardsohn mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet hatte, um die Arbeiten voranzutreiben, und so mussten sie sich zurückhalten. Auch Duquesne wusste das. Er neigte bedauernd den dunklen Kopf.
    »So gern ich Euren Wünschen willfahren würde, sind mir doch die Hände gebunden. Alle Männer müssen nach dem Willen unseres Herrn mit ganzer Kraft an der Fertigstellung des Zirkus arbeiten. Ich kann keinen einzigen von ihnen entbehren. Gewiss liegt Euch das Allgemeinwohl nicht weniger am Herzen als unserem gütigen Patriarchen. Lasst also die Arbeiter in ihrem Werk am Zirkus fortfahren.«
    Es war ihnen deutlich anzusehen, welchen Platz das Allgemeinwohl in ihren Herzen einnahm, aber sie sahen ein, dass ihnen nichts anderes übrig blieb als nachzugeben, wollten sie unwürdiges Gezänk mit diesem glatten und unerbittlichen Handlanger des Stadtherrn vermeiden.
    Braggo de Poccole richtete sich würdevoll auf und zog die Schaube mit dem Kragen aus Goldbrokat enger um die Schultern.
    »Ohne Vitalongas Rat sollten wir nichts unternehmen«, erklärte er mit einem finnigen Blick, »wir wollen nach ihm schicken und uns ein wenig erfrischen, während wir auf ihn warten.«
    Ohne weiter auf Duquesne zu achten, schritt er zu dem Zelt, das im Schatten des

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