AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
gehandhabt hatte, so dass seine Kameraden fluchend zur Seite sprangen. Duquesne lächelte und ging weiter.
In der Bauhütte warteten die Baumeister, die unter Violetes gearbeitet hatten und denen es selbstverständlich nicht gestattet worden war, die Baustelle zu verlassen. Wenn Duquesne auch keine Ahnung von der Arbeit hatte, so merkte er doch sehr schnell, wenn er getäuscht oder hintergangen wurde. Gleich nachdem er die Aufsicht übernommen hatte, hatte er diesen Männern mit drastischen Worten klar gemacht, was geschehen würde, wenn sie nicht mit vollem Einsatz arbeiteten.
»Jeder Versuch, den Fortschritt der Arbeiten zu behindern, würde Euch so schlecht bekommen, dass Ihr wünschen werdet, nie etwas von diesem Zirkus gehört zu haben.«
Ihren Mienen war anzusehen gewesen, dass sie schon jetzt so weit waren, und sie hatten ihm aufs Wort geglaubt. Die Arbeiten waren zügig vorangeschritten, auch wenn sie ihn gewiss insgeheim ebenso verfluchten wie der jämmerlichste Hilfsarbeiter.
Duquesne setzte sich an Violetes Tisch, zog seine Handschuhe aus und schenkte sich einen Becher lauwarmen verdünnten Weines ein.
»Nun?« er trank, ohne die in mürrischem Schweigen wartenden Männer anzusehen.
Matteo Parinese, nach Violetes der ranghöchste Bauführer, trat vor und räusperte sich.
»Die Arbeit geht gut voran. Nach unseren Berechnungen werden wir in sieben Tagen mit den Sitzreihen fertig sein, auch die Aufgänge wird man benutzen können. Die Stützpfeiler in den Gängen, die zu den Plätzen führen, sind notdürftig ausgebessert, man wird später noch daran arbeiten müssen, wir werden die meisten Holzstützen stehen lassen. Die Treppen sind ausgetreten, aber weitgehend in gutem Zustand - wir haben nur die ausgebessert, über die man die ersten drei Ränge erreicht, wie Ihr befohlen habt. Die Holzbänke für das einfache Volk«, Parinese zögerte und blickte hilfesuchend nach seinen Kollegen, »es ist zu wenig Holz da für die drei Reihen, die der Patriarch befohlen hat. In der ganzen Stadt ist nichts mehr aufzutreiben, wir können nur zwei Reihen ausführen ...«
Duquesne, der sich während des Berichts Notizen machte, merkte auf.
»Nein, das könnt Ihr nicht! Der Patriarch hat dem Volk drei Reihen versprochen und drei Reihen wird es bekommen. Wollt ihr unseren gnädigen Herrn Lügen strafen? Die Verlosung hat schon begonnen.«
»Aber, Herr«, warf Parinese ein, »ich sage doch, es ist nicht genügend Holz da. Wenn wir sicher bauen wollen ...«
»Nun, so baut ihr eben etwas weniger sicher, aber drei Reihen müssen es sein!«
Die Baumeister wechselten bestürzte Blicke, aber Duquesnes Stimme hatte endgültig geklungen und seine hellen Augen schienen ihnen kälter als der Marmor, mit dem sie die Sitze verkleidet hatten. Parineses Adamsapfel ruckte auf und nieder, während er diese Kröte herunterwürgte.
»Wie Ihr befehlt. Im übrigen wird die Eröffnungsfeier stattfinden, wenn nichts dazwischen kommt.«
Er hatte sich den Unkenruf nicht verkneifen können, doch Duquesne schnaubte nur.
»Ihr redet wie ein altes Weib. Was sollte schon dazwischenkommen, außer Eurer Unfähigkeit? Doch genug geredet, los, los zurück an die Arbeit.«
Nachdem die Bauführer betreten abgezogen waren, blieb Duquesne sitzen und starrte auf die Bögen mit unverständlichen Zeichnungen, die den Tisch bedeckten und an den Wänden der Bauhütte hingen. Unter seiner Hand lag der dicke Stapel der Lohnlisten und, wie zum Hohn, die Rechnung eines Holzhändlers.
Es gab also kein Bauholz mehr in der Stadt und es würde zu lange dauern, es aus den Wäldern rund um den Ouse-See oder aus dem Norden herbeizuschaffen. Nein, es musste auch so gehen. Wieder war er froh, dass er nicht die Grauen Brüder zu Hilfe geholt hatte. Die Baumeister waren ihm feindselig gesonnen und verachteten ihn, aber feige um ihr Ansehen und ihren Wohlstand besorgt taten sie alles, was er von ihnen verlangte.
Die Grauen Brüder wären mindestens ebenso gut in der Lage gewesen, die Bauarbeiten fortzusetzen. Sie hätten ihn nicht mit ihrer stummen Abscheu belästigt, aber sie wären niemals bereit gewesen, die Arbeiter zu schinden oder gar die Sicherheit der Zuschauer zu vernachlässigen. Auf ihre stille, demütige Weise hätten sie es abgelehnt und weder er noch der Patriarch hätten sie dazu bringen können, seinen Willen zu tun. Sie waren gleichermaßen unempfänglich für Drohungen wie für Versprechungen, und im Allgemeinen vermied Duquesne es, mit ihnen
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