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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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zusammenzuarbeiten. Er konnte sie nicht unter Druck setzen und misstraute ihrer Verschwiegenheit und Demut.
    Nur für die gewaltige Aufgabe, die Eröffnungsfeiern auszurichten, hatte er sich an sie gewandt. Sie hatten errechnet, wie viele Menschen das gewaltige Rund fassen würde und wie sich die Sitzplätze unter den Einwohnern verteilen ließen. Der Schatzmeister Berengar hätte es am liebsten gesehen, wenn es nur gute Plätze für zahlungskräftige Kunden gegeben hätte, auf dass sich seine Säckel tüchtig füllten. Aber der Patriarch hatte angeordnet, dass die Preise für die oberen Sitzreihen bescheiden sein sollten, und die letzten drei Reihen der hölzernen Galerien waren gar den Mittellosen Deas vorbehalten, ein Geschenk des Fürsten an sein Volk.
    Duquesne runzelte die Stirn, als er an diesen Erlass des alten Mannes dachte. Natürlich war es ein kluger Zug, der seine Beliebtheit bei den einfachen Leuten ungeheuer steigerte, aber ebenso natürlich war Duquesne die Aufgabe zugefallen, die Verteilung dieser Plätze an die Armen zu regeln, damit es nicht am Tag der Eröffnungsfeier zu Tumulten kam.
    Auf den Rat der Grauen Brüder hin hatte er in den Wachstuben in den dunklen Vierteln große Urnen aufstellen lassen, die mit Tontäfelchen gefüllt waren, von denen eine bestimmte Anzahl das Siegel des Patriarchen trugen.
    Jeder erwachsene Bewohner des Viertels durfte dort vorbeikommen und in die Urne greifen. War das Glück ihm hold und er zog eines der gesiegelten Täfelchen heraus, durfte er sich bei den Eröffnungsfeiern auf den hölzernen Tribünen niederlassen, in Begleitung einer weiblichen Person oder zweier Kinder. Man durfte sein Glück dreimal versuchen, aber jedem stand nur ein Täfelchen zu.
    An jeder Urne überwachten zwei Laienbrüder die Auslosung und ließen es sich mit Siegel oder Daumenabdruck bestätigen, wenn man die begehrte Tonscheibe ergattert hatte. Duquesne gab sich jedoch nicht der Täuschung hin, dass es verbrecherischem Gesindel nicht gelingen würde, diese Regelung zu umgehen und sich in den Besitz von mehreren Täfelchen zu bringen, die sie dann mit großem Gewinn verkaufen konnten. Er hatte seine Männer zu äußerster Wachsamkeit aufgefordert und den Übeltätern strenge Strafen angedroht, mehr konnte er nicht tun.
    Mit den Eintrittskarten für die besseren Plätze auf den unteren Sitzreihen war es nicht anders. Die Leute mussten Täfelchen ziehen, die Glücklichen durften zahlen und nicht zu knapp. Manche Familie würde in den Tagen nach den Feiern den Gürtel enger schnallen müssen. Aber das schreckte offenbar niemanden, der Ansturm auf die Urnen war ungeheuer. Und in den ehrbaren Stadtteilen war es dabei zu ebenso wüsten Beschimpfungen und Beschuldigungen gekommen wie in den finsteren Vierteln des Pöbels. Oft hatte nur die Achtung vor den Kutten der Grauen Brüder wilde Schlägereien verhindert.
    Duquesne lächelte dünn, als er an die kummervollen Gesichter der Grauen Brüder dachte, wenn sie ihm davon berichteten. Die Menschen waren alle gleich schlecht, egal ob Lumpenhändler, Handwerker, Kaufmann oder adeliger Herr. Gewalttätig und töricht waren sie, wie wilde Tiere, und wie solche musste man sie behandeln.
    Selbst unter den Reichen und Vornehmen der Stadt war ein verbissener Streit um die Teilnahme an der Eröffnungsfeier entbrannt. Die Plätze in den drei vordersten Reihen wurden ebenfalls ausgelost, aber hier ging es auch darum, an welcher Stelle man saß.
    Je näher der Platz an den Logen des Patriarchen und der Herrschaften von ältestem Adel gelegen war, desto besser. Duquesne hatte von leisen, aber nicht minder erbitterten Auseinandersetzungen zwischen ehrwürdigen Ratsmitgliedern gehört und was derzeit unter der holden Weiblichkeit an spitzzüngiger und lächelnder Zwietracht herrschen mochte, konnte er nur ahnen.
    Der Patriarch hatte seiner Gattin zwanzig Sitze geschenkt, die sie unter ihren Freundinnen verteilen durfte. Er hatte ihr gestattet, vier ihrer engsten Vertrauten zu sich in die Loge des Stadtherrn zu holen.
    »Damit sie jemanden zum Schnattern hat und mich nicht von den Spielen ablenkt, wenn ihr langweilig wird«, hatte er Duquesne wenig liebenswürdig anvertraut.
    Duquesne fragte sich, wer wohl zu den Auserwählten gehören würde, nachdem ihre Kusine auf so geheimnisvolle Weise verschwunden war.
    Der Verlust ihrer Vertrauten hatte die Fürstin schwer getroffen. Sie war einige Tage krank gewesen und hatte das Bett nicht verlassen. Ihr zuliebe hatte

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