AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
der Patriarch Duquesne befohlen, mit allen Mitteln nach Margeau de Valois zu suchen und Duquesne war dem Befehl widerwillig nachgekommen. Schon nach wenigen Tagen aber war ein Seelenloser in sein Quartier gekommen.
»Der verehrte Hauptmann kann sich die Suche nach der Dame sparen«, leierte die tote Stimme, »sie hat die ewige Ruhe gefunden.«
Dreimal hatte er den Spruch heruntergebetet und war wieder davongewankt. Duquesne wusste, dass es keinen Sinn hatte, das Geschöpf auszuhorchen. Selbst unter der Folter würde es nichts anderes sagen und nicht einmal der Arit würde mehr als diese Worte in dem zerstörten Geist finden.
Es hatte Duquesne nicht leid getan um die verschlagene kleine Person, aber es beunruhigte ihn, dass etwas unter seiner Nase vorgegangen war, von dem er nichts wusste. Als er vorsichtig seine Zuträger aushorchen wollte, stieß er auf eine Mauer des Schweigens, ein untrügliches Zeichen, dass einer der mächtigen Patrone die Finger im Spiele hatte. Obwohl sein Unbehagen dadurch noch gesteigert wurde, nahm ihn die Aufgabe, die Arbeiten am Zirkus voranzutreiben, bald so in Anspruch, dass er das Geheimnis um Margeau auf sich beruhen lassen musste.
Die Fürstin hatte sich wieder erholt und abgesehen von einer gewissen Blässe schien sie ihr elegantes, gelassenes Selbst, besorgt um die Gesundheit des Patriarchen und eifrig mit den Vorbereitungen ihrer Garderobe für die Eröffnungsfeiern beschäftigt.
Duquesne kniff die Augen zusammen und presste Daumen und Zeigefinger zu beiden Seiten der Nasenwurzel, wie er es bei den Meistern der Wüste gelernt hatte. Es klärte den Kopf und vertrieb den Schmerz, der aus Erschöpfung entstand, seit Tagen war er kaum zum Schlafen gekommen. Diese Eröffnungsfeier ...
Ein überwältigendes, unvergessliches Ereignis sollte es werden, von dem die Leute zehren konnten, wenn sie in den kargen Wintermonaten die Gürtel enger schnallen mussten. Alle Gladiatorenmeister hatten ein sorgfältig ausgefeiltes Programm vorgelegt, dass der Patriarch selber gründlich prüfte und mit dem Meister aller Meister, dem Scytischen Bullen hatte er sogar lange gesprochen.
Der Patriarch schätzte den Mann mit dem ebenmäßigen Wuchs, den enormen Körperkräften und dem schlichten, freundlichen Gemüt, er hatte den Aufbau der neuen Schule mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Besonders liebte er die Kampfkünste des seltsamen Fremden, den der Bulle in seiner schäbigen Arena vorführte und begeistert hatte er erklärt, ein solcher Kämpfer habe es verdient, in würdigerer Umgebung aufzutreten. So würde es also einen großen Auftritt des hässlichen Kerls geben, der sich immer noch weigerte, die Sprache Deas zu lernen, und jeden mit Verachtung strafte, von den Jungen, die die Arena fegten bis hinauf zum Patriarchen.
Duquesne nahm eines der Geräte auf, mit denen die Zeichnungen beschwert waren und runzelte die Stirn.
Er war dem Fremden einmal in der Scytenschule begegnet. Die Gänge dort waren schmal und sie waren beide stehengeblieben. Der Fremde hatte durch Duquesne hindurchgeblickt und einfach gewartet. Duquesne, der außer für den Patriarchen und die Ratsherren für niemanden den Weg freigab, hatte gespürt, wie seine Dolchhand juckte. Aber er hatte genug gehört, um zu wissen, dass der andere sich wehren würde, und das letzte, was Duquesne wünschte, war eine Schlägerei mit einem elenden Sklaven an diesem Ort. Er hatte den Mann kämpfen sehen und als geübter Kämpfer hatte er erkannt, dass er in einem Handgemenge unterliegen könnte. So war er selbst mit unbewegter Miene beiseite getreten, aber er hatte die Kränkung nicht vergessen.
Ein wenig verblüfft blickte Duquesne auf das verbogene Winkelmaß in seinen Händen. Es war unbrauchbar geworden und er warf es fort. Um ein Haar hätte es den Mann getroffen, der hereinkam. Er war in die schlichten Gewänder der Grauen Brüder gekleidet, dabei aber breitschultrig und so hochgewachsen, dass er den Kopf einziehen musste. Er hob ein wenig die Brauen, zeigte aber sonst kein Erschrecken angesichts des unerwarteten Geschosses. Die rötliche Gesichtsfarbe, strohblondes Haar und die wasserhellen Augen wiesen ihn als Bewohner der nördlichen Inselreiche aus. Er beherrschte die Sprache Deas vollkommen, doch hatte er den singenden Tonfall seiner Muttersprache beibehalten und der weiche, ein wenig lispelnde Klang mutete bei dem hünenhaften Manne seltsam an.
Weit davon entfernt, sich zu entschuldigen, betrachtete Duquesne ihn verdrossen.
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