AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
nachsah, wie er es auch beim Anblick der würfelspielenden Männer gezeigt hatte.
Kamante wich einem Haufen stinkender Fischabfälle aus, um den sich eine ganze Schar magerer Katzen balgte. Sie drängte sich durch die Menschenmenge, die den Fischmarkt bevölkerte, auf dem Weg zu den Außendocks, wo die Kauffahrer anlegten, wenn sie die gefahrvolle Überfahrt aus den südlichen Reichen glücklich hinter sich gebracht hatten.
Wag hatte sie in Ratibors Schenke zurückgelassen, wo er wie immer ängstlich und verdrossen auf sie wartete. Sie wusste, dass er sie nicht gerne alleine gehen ließ - die großen Docks waren selbst am hellen Tage ein gefährliches Pflaster für junge Frauen - aber sie wollte ihn nicht dabeihaben, wenn sie Nachricht von Kwaheri erhielt oder wenn er gar leibhaftig vor ihr stand, wie sie jedes Mal hoffte. Und gewiss würde er es nicht billigen, dass sie sich an Tiresias um Hilfe wandte, und ihr in den Ohren liegen, dass sie das schöne Geld zum Fenster hinauswarf.
Aber es war ihr Geld - sie spürte die Silbermünze beruhigend in ihrer Faust - und sie konnte damit machen, was sie wollte. Ninian hatte darauf bestanden, dass Kamante einen angemessenen Lohn bekam, obwohl beide Männer zuerst Einwände erhoben hatten: Jermyn, weil er auf seinen Geldsäcken saß wie eine Glucke auf ihren Küken, und Wag, weil er alles fürchtete, was Kamante seiner eifersüchtigen Obhut entziehen konnte. Doch Ninian hatte sich durchgesetzt und da Kamante ihre Groschen zusammenhielt, besaß sie einen kleinen Schatz, über den sie nach Gutdünken verfügen konnte.
Sie hatte den Ausgang der Markthallen erreicht und schlängelte sich geschickt durch das dichte Gedränge, das hier zu allen Zeiten herrschte. Obwohl das Kind in ihrem Leib schon tüchtig gewachsen war, beeinträchtigte es noch nicht ihre Beweglichkeit und es fiel ihr nicht schwer, einen Weg zu finden.
Während sie zwischen Fischhändlern, Hausfrauen, Gesinde und Seeleuten hindurchglitt, streiften ihre Hände Taschen und Beutel, es wäre wohl ein leichtes gewesen, hineinzugreifen und einen kleinen Fischzug besonderer Art zu tun. Aber seit Kamante wusste, dass sie Mutter wurde, hatte sie solchem Unfug abgeschworen, fest entschlossen, Kwaheri als ehrbare Frau mit hocherhobenem Haupt zurück in die Heimat zu folgen. Es war ganz so, wie Ninian vermutet hatte - Kamante blickte tatsächlich ein wenig missbilligend von der Höhe ihrer Mutterschaft auf das liederliche Leben und Lieben ihrer Herrschaft herab.
Sie hatte das Gewimmel um den Fischmarkt hinter sich gelassen und lief an Fischerbooten und kleinen Küstenfrachtkähnen vorbei zu den Anlegeplätzen der großen Kauffahrer.
Sie reckte den Hals und ihr Herz klopfte schneller, als sie die braunen, dreieckigen Segel einer Dhau aus den Südreichen erblickte. Das Schiff lag noch nicht lange dort, die Segel waren noch nicht eingeholt, und so schnell sie konnte, eilte sie den Kai entlang. Vielleicht war die Mannschaft gerade dabei, von Bord zu gehen, und wenn sie diesmal Glück hatte ... es war nicht das Schiff, mit dem Kwaheri davongesegelt war, aber womöglich hatte er auf einem anderen angeheuert, um schneller bei ihr zu sein. Ja, vielleicht war er diesmal dabei ...
Sie lief schneller und das fransengeschmückte Ende des bunten Schals, den sie um ihr Haar gewunden hatte, tanzte auf ihrer Schulter. Dies kam dem würdevollen Kopfputz der verheirateten Frauen ihres Volkes am nächsten, die Basthaube musste warten, bis sie wieder zu Hause war. Aber so würde Kwaheri gleich wissen, wie es um sie stand, und er täte gut daran, sich zu freuen!
An der Anlegestelle der Dhau lagen die Planken bereits auf den Kaimauern und die erste Schicht Männer verließ das Schiff, bepackt mit Kisten und Seesäcken. Über ihnen turnten ihre weniger glücklichen Kameraden in den Masten herum und die braunen Segel fielen knatternd in sich zusammen.
Kamante sah Männer aus den Ländern südlich der Kleinen Wüste, dunkel und kraushaarig wie sie selbst, andere mit der honigfarbenen Haut und dem glatten schwarzen Haar der Küstenbewohner. Auch einige Lathicer waren unter ihnen. Sie alle blickten grinsend auf die Gesellschaft, die sich zu ihrem Empfang eingefunden hatte: Händler, die ungeduldig auf die Waren warteten, die das Schiff mitführte, und Schlepper, welche die Seeleute in ihre Absteigen locken sollten. Vor allem aber waren es Frauen und Mädchen, die sich am Rand der Kaimauer eingefunden hatten.
Kamante zögerte, aber dann
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