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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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reingefalln.«
    Obwohl sie gar nicht mit der Frau sprechen wollte, schüttelte Kamante heftig den Kopf.
    »Nein, das hat er nich getan, er is guter Mann, nich wie du sagst«, verteidigte sie Kwaheri, aber die Frau lachte nur.
    »Ach was, die sin alle gleich« sie beugte sich neugierig vor, als Kamante sich bewegte. Das Kind rührte sich, als spüre es, dass von seinem Vater die Rede war. Kamante legte unwillkürlich die Hand auf ihren Leib, als die kleinen Glieder kräftig gegen ihren Magen stießen. Wieder lachte die Frau.
    »Oho, un er hat dir was hinterlassen! War bei mir genauso, damals war ich noch so blöde un hab nich gewusst, wie man’s vermeidet, hab’s auch noch ausgetragn, ich dumme Gans, weil ich dachte, er kommt wieder. Na, ich bin’s schnell losgewordn, des Gör. Sach ma, Kleine, wie sieht er denn aus, dein Held, schwarz wie du?«
    Plötzlich klang die Stimme der Frau lauernd und Kamante sah sie argwöhnisch an. Das verwüstete Gesicht unter der dicken Schicht Schminke musste einmal hübsch gewesen sein, sie hatte die bemalten Lippen zu einem vertraulichen Lächeln verzogen, das braune Zahnstümpfe sehen ließ, aber die fahlbraunen Augen glitzerten gierig.
    »Warum willst du wissen?«
    Die Dirne zuckte die Schultern.
    »Vielleicht kenn ich ihn. Ich lauf seit mehr als zwanzig Jahrn am Hafen un glaub mir, ich kenn sie alle!«
    Kamante presste die Lippen zusammen, sie wollte nichts mit dieser unangenehmen Person zu tun haben. Die andere lachte wieder, lüpfte die rote Perücke, dass ihr eigenes, schütteres, rötlichgraues Haar zum Vorschein kam, und kratzte sich unbekümmert.
    »Ich hab gesehn, wie du zu dem alten Schwätzer gelaufn bis, Kleine. Der hält dir doch nur hin un zieht dich des Geld aus der Tasche. Was sagt er denn? ‚Ich seh nich klar heute, alles is neblich, komm nächstes Mal wieda?‘«
    Sie ahmte Tiresias Winseln so täuschend nach, dass Kamante unwillkürlich nickte.
    »Un immer wieda hält er die Hand auf und kassiert, stimmt’s? Pass auf, Schätzken, ich hab’n weiches Herz un du tust mir leid. Sag mir, wie dein Kerl aussieht, und ich will sehn, ob ich ihn nich kenne. Wann hat er weggemacht?«
    Kamante zögerte, die Frau war ihr unheimlich, aber es war so, wie sie gesagt hatte. Woche für Woche trug sie ihr Geld zu dem Seher, er vertröstete sie und obwohl sie fest an Kwaheris Ehrlichkeit glauben wollte, schlichen sich manchmal Zweifel in ihr Herz. Was schadete es, wenn sie dieser Frau, die bestimmt alle Seeleute kannte, Kwaheris Aussehen beschrieb?
    »Gleich nach Wilde Nächte. Er is sehr große Mann, ganz schwarz, wie ich. Sehr stark un freundlich un nich alt. Er is sehr gute Mann«, sie schwieg, weil ihr die Erinnerung die Kehle zuschnürte, aber die Hafendirne schüttelte ungeduldig den Kopf.
    »Damit kann ich nix anfangn, groß un schwarz sin viele. Gib’s nich was besonderes an ihm, viele von euch ham doch so Narben in die Visage ...«
    Kamante nickte.
    »Ja, er hat besot über Nase.«
    »Hä?«
    »Wie Mond.«
    Kamante zeichnete eine liegende Mondsichel in die Luft, das Mannbarkeitszeichen ihres Volkes.
    »Ja, das kenn ich. Un träg er Schmuck, ’nen Ohrring oder so was?«
    »Drei Ringe!« Stolz hielt Kamante drei Finger hoch, Kwaheri war ein tüchtiger Seemann, der sich manchen Sonderlohn verdient hatte, drei goldene Ringe zierten seine Ohrmuschel.
    »Gut, gut, un was von dir hängt ihm doch auch am Hals, stimmt’s?«
    Die Frau zwinkerte anzüglich und kniff Kamante mit plumper Vertraulichkeit. Kamante errötete, sie spürte die langen, krallenartigen Fingernägel und zog den Arm ärgerlich weg, aber sie hing schon an dem Haken, den die Hafendirne so geschickt ausgeworfen hatte.
    »Ich hab ihm eins von mein Zöpfn gegebn ...«
    »In ’ner Kapsel aus Wachstuch mit ’nem Auge gegen den bösen Blick an ’ner gewachsten Schnur«, unterbrach die Frau sie listig und Kamante fuhr überrascht auf.
    »Wieso weißt du?«, fragte sie atemlos und die Dirne grinste. Sie schielte auf Kamantes geballte Faust.
    »Was gibste mir, wenn ich’s sage, Herzchen?«
    Wie gebannt hingen Kamantes Augen an den bemalten Lippen und langsam öffnete sie die Faust. Die silberne Münze blinkte in ihrer schwarzrosigen Handfläche. Die Frau nickte.
    »So is es recht, ich geb dir wenigstens ’ne richtge Auskunft: Ich weiß es, weil ich ihn gesehn hab, deinen schwarzen Mann.«
    »Wann?«, brachte Kamante mit trockenen Lippen hervor.
    »Och, vor zwei, können auch drei Wochn gewesn sein. So genau

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