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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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zeigte, dass dem Werfer das Glück wieder hold gewesen war. Ungläubig folgte Duquesne dem Lärm und als er um einen breiten Pfeiler herumkam, sah er im unruhigen Licht einer Wandfackel einen Trupp Männer auf dem Boden kauern. Es waren ohne Zweifel Handwerker.
    Neben ihnen standen Flaschen und die Reste einer Mahlzeit, aber sie waren mit Eifer dabei, die Würfel zu werfen und so vertieft in ihr Spiel, dass sie ihn gar nicht bemerkten. Bevor Duquesne noch etwas sagen konnte, schob sich neben ihm eine große Gestalt in den Lichtkreis. Die Männer sahen beunruhigt auf, aber dann grinsten sie.
    »Oi, Bruder Nääs, kommt her, wie wär’s mit ’nem Spielchen?«
    »Nein, nein, Kinder, ihr vertut nur euer sauer verdientes Geld mit den vermaledeiten Knöcheln.«
    »Keine Bange, Bruder, wir spielen nich um Penunze, nur darum, wer nächstens an die Seilwinde muss. Wir ham imma noch nich alle Pfeiler hochgezogen un bald is Eröffnung. Oha ...«
    Der Sprecher brach ab, denn Duquesne war aus Bruder Nääs’ Schatten getreten.
    »Ganz recht, bald ist Eröffnung«, sagte er barsch, »und ihr lungert hier herum. Macht, dass ihr an eure Arbeit kommt, sonst lass ich euch einen Tag lang mit hölzernen Kragen arbeiten. Das wird euch das Würfeln austreiben.«
    Die Männer wechselten unruhige Blicke und der Mann, der an der Reihe gewesen wäre, ließ die Würfel verstohlen in seinem Hosensack verschwinden. Der schnauzbärtige Vorarbeiter aber, der zuletzt gesprochen hatte, stand gemächlich auf und berührte seine staubverschmierte Stirn mit dem Knöchel.
    »Mit Verlaub, euer Gnadn, aba wir arbeitn für den Bullen un der gestattet uns ’ne Mittagsrast.«
    Der Mann sprach respektvoll genug, aber Duquesne entging nicht der leise, schadenfrohe Klang in seiner Stimme. Es reichte, um den kalten Zorn in ihm zu wecken, zumal er wusste, dass er den Worten des Mannes nichts entgegenzusetzen hatte.
    Dank Jermyns verwünschter Einmischung war es ihm nicht gelungen, den Anspruch des Bullen anzufechten und zu seinem unsagbaren Ärger hatte der Patriarch dem Meister aller Meister gestattet, einen Teil der unterirdischen Gewölbe zur Gladiatorenschule auszubauen. Ihm war sogar erlaubt worden, Handwerker und Arbeiter zu diesem Zweck einzustellen. Diese Männer unterstanden dem Scyten und Duquesne hatte keine Gewalt über sie. Der Bulle bezahlte sie, oder vielmehr Jermyn mit seinem ergaunerten Geld, und so hatte er auch das Recht, ihnen ihre Arbeits- und Mußezeiten zuzuteilen. Mehrmals waren seine Wächter mit diesen Männer zusammengestoßen und immer hatten sie im Brustton gekränkter Unschuld auf den Irrtum hingewiesen.
    Der Vorarbeiter stand mit ausdruckslosem Gesicht vor ihm, aber seine Genossen wandten die Köpfe ab, um ihr Grinsen zu verbergen.
    Tödlicher Hass packte Duquesne. Zum zweiten Mal an diesem Tag verweigerten sie ihm den nötigen Respekt, sie wagten es, ihre Verachtung offen zu zeigen, über ihn zu lachen. Er machte einen Schritt auf die Männer zu, die Hand am Dolch. Der Vorabeiter wich nicht zurück, er senkte den Kopf wie ein angreifender Bulle. Die große Gestalt von Bruder Näas ragte plötzlich neben ihnen auf, die Grauen Brüder kämpften nicht ...
    Eilige Schritte kamen den Gang herab, ein junger Bursche platzte atemlos in das bedrohliche Schweigen.
    »Oi, wo bleibt ihr denn?«, keuchte er. »Es is höchste Zeit, das wir weita machen. Wenn ihr nich gleich aufkreuzt, kommt er selbst un macht euch Beine.«
    Die Spannung legte sich. Die Handwerker erhoben sich langsam und der Vorarbeiter fragte: »Wer? Der Bulle?«
    »Denkste, dann wär ich so gerannt? Nee, der Patron, Jermyn.«
    Der Name wirkte wie ein Zauber, der Vorarbeiter drehte sich auf dem Absatz um und rannte den Gang hinunter. Die anderen Männer folgten ihm hastig, und Duquesne stand mit Bruder Nääs alleine in dem düsteren Gang.
    Duquesne war froh, dass die Dunkelheit sein Gesicht verbarg. Es steigerte seinen Zorn, dass die Männer, die ihm standhielten, wie die Hasen sprangen, wenn Jermyn rief. Mühsam rang er um Beherrschung und da er seiner Stimme nicht traute, ging er den Rest des Weges schweigend neben Bruder Nääs her. Als sie durch den gewaltigen Bogen über dem Eingang zur Patriarchenloge in den hellen Sonnenschein traten, nickte er dem Grauen wortlos zu und eilte mit langen Schritten davon.
    Bruder Nääs blieb im Schatten stehen. Es hätte Duquesne gewiss gewundert und nicht wenig geärgert, dass der Bruder ihm mit dem gleichen sorgenvollen Mitleid

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