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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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geworden. Ein junger Mann hatte sich gegen eine Rotte übler Kerle gewehrt, während zwei andere einem schreienden, sich windenden Mädchen einen Sack über den Kopf gestülpt hatten. Gerade als Dubaqi sich in das Handgemenge gestürzt hatte, war der junge Mann mit einem Messer zwischen den Rippen zu Boden gegangen und Dubaqi hatte alle Hände voll zu tun gehabt, sich seiner Haut zu wehren. Bis er seine Angreifer überwältigt hatte, waren die anderen verschwunden. Das Mädchen hatten sie mitgenommen und er hatte keine Spur mehr von ihnen finden können. Duquesne hatte am nächsten Tag nur mäßiges Interesse gezeigt.
    »Eine Frau, die sich nachts am Hafen herumtreibt, hat keine Ehre zu verlieren. Eine Hafendirne mehr oder weniger, was macht das schon?«, hatte er verächtlich gesagt und sich anderen Dingen zugewandt. Dubaqi erinnerte sich noch deutlich an das Aufflackern des Zorns, das er bei diesen Worten empfunden hatte.
    Auch er verachtete die Käuflichen, die sich auf den Kais herumtrieben, aber nicht jedes Mädchen und jede Frau, die am Hafen lebte, musste eine Hure sein. Er selbst war in den übelsten Gassen von Tris aufgewachsen, seine Mutter hatte sich als Wäscherin und Küchenmagd in den Hafenkneipen verdingt, um sich und ihn durchzubringen. Sie hatten in bitterer Armut gelebt, aber seine Mutter hätte sich eher umgebracht, als ihren Körper zu verkaufen. Sie pflegte zu sagen, wenn sie auch alles verloren habe, so könne sie doch sich die Ehre und seinem Vater die Treue bewahren. Oft hatte er in ohnmächtiger Wut die kindlichen Fäuste geballt, wenn sie weinend nach Hause gekommen war, weil man sie als Hure verkannt und beschimpft hatte.
    Auch Duquesnes höhnische Worte hatten das Andenken seiner Mutter beleidigt, eine Schmach, die, seit Dubaqi seine Fäuste gebrauchen konnte, dem Schmäher eine blutige Nase, wenn nicht Schlimmeres eintrug.
    Aber er verehrte und bewunderte Duquesne. Vor Jahren waren sie sich auf einer Seereise begegnet und hatten in den Nöten eines schweren Sturms Stärke und Umsicht des anderen schätzengelernt. Einige Mondläufe später waren sie sich in Dea wieder begegnet, Dubaqi hatte im Streit den ersten Steuermann erschlagen und man hatte ihn vor den neu ernannten Hauptmann der Stadtwache geschleppt. Duquesne hatte den jungen Seemann erkannt und seine Hand über ihn gehalten. Er brauchte fähige, zuverlässige Männer, die ihm ergeben waren und doch selbständig handeln konnten. Dubaqi, der sich in den Städten der südlichen Küste auskannte, dünkte ihn eine wertvolle Hilfe. Durch geschicktes Fragen war es ihm gelungen, die ganze Sache in einen Unfall zu verwandeln, bei dem der ungeschickte Steuermann in sein Messer gefallen war. Dubaqi hatte sich schleunigst wieder eingeschifft und als er nach einem halben Jahr zurückgekehrt war, hatte kein Hahn mehr nach dem Vorfall gekräht.
    Seitdem war er mit Leib und Seele Duquesnes Mann, ein Mann für heikle und gefährliche Einsätze und sein Späher in allen großen Häfen jenseits der Inneren See.
    Beide fühlten sich vom Schicksal betrogen, sie waren sich so nahegekommen, wie es bei ihren stolzen, eigenwilligen Gemütern möglich war, und Dubaqi hatte seinen Zorn über Duquesnes abfällige Worte heruntergeschluckt. Auch jetzt kam er nicht wieder auf die Beobachtungen in Battava zurück, die ihn selbst mehr bewegten, als er zugeben wollte.
     
    Duquesne hatte schon vergessen, dass er überhaupt davon gesprochen hatte. Breitbeinig stand er in der Mitte der großen Arena, der Schatten seiner hohen Gestalt fiel wie der Zeiger einer Sonnenuhr über den geröllbedeckten Boden. Er spürte das Unbehagen der Tagelöhner in seinem Umkreis. Unermüdlich beugten sie sich auf und nieder, sie wagten kaum inne zu halten, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Sie fürchteten ihn und das war gut, umso eifriger waren sie bei der Sache. Die Zeit drängte und seine Aufgabe war es, die Männer anzutreiben.
    Am südlichen Ende der Arena war der Bretterboden frei von Schutt, dort fegten halbwüchsige Jungen den Jahrhunderte alten Staub und Sand von den Bohlen. Andere gingen mit Wassereimern und Reisigbüscheln vor ihnen her und besprengten den Boden, damit sich nicht gewaltige Kreidewolken auf die frischbemalten Brüstungen und Aufgänge legten.
    Zimmerleute krochen über die freigelegten Bretter und prüften, wie viele Bohlen angefault waren und ausgetauscht werden mussten. Obwohl das Holz in gutem Zustand war, wie Meister Violetes noch

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