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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Gesicht, als er sich um seine knapp bemessene Pause gebracht sah, aber er salutierte gehorsam, schnallte den Gurt wieder um und machte sich auf den Weg.
    »Wen soll er holen?«, fragte Dubaqi.
    »Vitalonga, einen windigen Kunsthändler, der seinen Laden unter der Brücke jenseits des Ruinenfeldes hat. Er stammt aus den Südreichen, aber dort muss ihm jemand auf die Schliche gekommen sein. Man hat ihn stumm gemacht und des Landes verwiesen. Jetzt sitzt er unter der Brücke wie eine Krähe zwischen seinem zusammengetragenem Tand, ein Hehler wie ich glaube, aber gerissen genug, sich einflussreiche Gönner zu suchen. Es ist mir nie gelungen, ihm den Handel mit gestohlenen Waren nachzuweisen, obwohl er Umgang mit dem übelsten Gesindel pflegt. Ein alter Mann, zerlumpt und dreckig.«
    »Ah, ich weiß, wenn du meinst. Er treibt sich auch im Viertel der Kaufherrn aus dem Süden herum. Gewiss leiht er ihnen Geld und nimmt ihnen als Gegenleistung Familienerbstücke, um sie an die reichen Emporkömmlinge zu verkaufen. Ein Mann ohne Ehre.«
    Es spuckte aus, aber Duquesne antwortete nicht, sondern beschleunigte seine Schritte. Er wollte seine Runde beendet und den Zirkus verlassen haben, bevor Vitalonga eintraf. Insgeheim war er froh gewesen, dem alten Mann in den letzten Tagen nicht begegnet zu sein, obwohl er sich den Grund für diese Erleichterung nur ungern eingestand.
    Er hatte es nicht verhindern können, dass ihm Jermyn ab und zu über den Weg lief. Duquesne tat ihm nicht die Ehre an, ihn auch nur mit einem Stirnrunzeln wahrzunehmen, auch wenn ihn das dreiste Grinsen des Rothaarigen ungemein erboste.
    Ein oder zweimal waren sie aneinandergeraten, wegen der Arbeiter oder der Fuhrwerke und großen Geräte, derer sich die Männer des Bullen mit größter Selbstverständlichkeit bedienten. Aber wenn er sich dann an den Bullen oder seinen missgestalteten Gehilfen gewandt hatte, war über kurz oder lang Jermyn aufgekreuzt und hatte ihn mit aufreizender Gelassenheit genauso an den Patriarchen verwiesen, wie er selber es gerade mit den Sammlern getan hatte.
    Da Duquesne keineswegs sicher war, ob der alte Mann in seinem Sinne entscheiden würde, hatte er seinen Ärger herunterschlucken und die Handwerker des Bullen gewähren lassen müssen. Und Jermyn hatte gewusst, dass es so war, und nicht einmal versucht, seine Schadenfreude zu verbergen.
    Viel schlimmer aber war es, wenn er auf das Mädchen traf. Meistens kam sie in Begleitung Vitalongas. Während der Kunsthändler mit den Sammlern zu tun hatte, hielt sie sich in den Räumen der neuen Scytenschule auf, aber wenn er mit ihnen fertig war, strich sie mit ihm im Zirkus herum. Sie kletterte an Mauern und Säulen hoch, um zu einer Figur zu gelangen, deren Einzelheiten Vitalonga interessierten. Manchmal kauerte sie auch hoch über den Sitzreihen in einer Nische und zeichnete für ihn Inschriften oder Ornamente. Dann geschah es, dass die Handwerker ihre Arbeit vergaßen und mit offenen Mündern zu ihr hinaufschauten. Sie bewegte sich mit der Sicherheit einer Katze und Duquesne selbst hatte sich dabei ertappt, dass er mit angehaltenem Atem zugesehen hatte, wie sie, flach an die Wand gepresst, über ein schmales Sims balanciert war. Eine heiße Welle von Scham und Ärger war in ihm aufgestiegen. Noch immer schnürte es ihm die Kehle zusammen, wenn er an seine Torheit bei den Freien Tänzen dachte, an ihre vernichtenden Worte.
    Er ging ihr aus dem Weg, weil er sie verachtete, wie er sich einredete. Aber tief in seinem Herzen wusste er, dass er die Erinnerung daran in ihren hellen Augen nicht ertragen würde.
    Sie hatten den letzten Rundgang vor dem nördlichen Ausgang betreten, als eilige Schritte und aufgeregte Rufe sie aufhielten.
    »Hauptmann, wartet ... eine Büberei ...« Keuchend kam Meister Parinese heran, das würdige Gewand in Unordnung, die Wangen rotfleckig vor Empörung. »Sie ... sie vergreifen sich an dem Holz ... dem Holz, das für den Boden bestimmt ist.«
    »Wer?«
    »Die Leute dieses vermaledeiten Gladiators«, ächzte der Meister mit der ganzen Verachtung des ehrbaren Mannes für das Schaustellerhandwerk. »Gestern hatten sie kein Holz, um ihren albernen Schnickschnack fertigzumachen, und heute schleppen sie die feinsten, abgelagerten Balken an. Wo es doch in der ganzen Stadt keinen Span mehr gibt! Die müssen von dem Vorrat sein, den Meister Violetes angelegt hat. Kommt schnell, Herr, nur Ihr könnt es verhindern!«
    Der aufgeregte Mann hatte sich schon zum Gehen

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