Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
anerkennend festgestellt hatte, gab es doch eine erkleckliche Anzahl von beschädigten Brettern. Dank der weisen Voraussicht des Meisters lag ein großer Stapel bereit, um sie zu ersetzen, sonst hätte die Eröffnungsfeier, auf der der Patriarch gestern eigensinnig wie ein kleines Kind bestanden hatte, aus Holzmangel doch noch verschoben werden müssen. Auch der alte Mann konnte nicht wünschen, dass die stolzen Gladiatoren und seine prächtigen Schauspieler vor seinen Augen im Boden einbrachen.
    Die meisten der schmalen Aufgänge zu den Sitzreihen waren fertig, aber einige waren immer noch eingerüstet, wie der, um den gestern der Streit mit den Sammlern entbrannt war.
    Auch heute strichen die vornehmen Herren dort herum, wie streunende Hunde um einen Knochen. Einer der Handwerker, der sich mit einer Bütte voller Speis abschleppte, stolperte beinahe über Braggo de Poccole, der sich ungeachtet seines kostbaren Mantels in den Dreck gehockt hatte, um unter das Gerüst zu schielen. Offenbar waren dem Mann einige derbe Worte entfahren, denn der Edelmann richtete sich entrüstet auf, klopfte den Staub von seiner Schaube und marschierte auf Duquesne und Dubaqi zu. Den Seemann übersah er ganz und auch Duquesne grüßte er nur mit dem knappsten Nicken.
    »Hauptmann, ich verlange, nein, ich befehle Euch, auf der Stelle diesen unverschämten Tölpeln Einhalt zu gebieten und Vitalonga herbeiholen zu lassen. Es besteht kein Zweifel, dass diese Stelle durch bestimmte Zeichen markiert ist, die nur die Kundigen genau zu deuten wissen. Die würdigen Herren dort und auch meine Wenigkeit vermuten, dass sich unter dieser Stelle ein Refugium für seltene und kostbare Dinge befindet. Sie müssen ans Tageslicht gebracht werden, koste es, was es wolle. Ich selbst will mich beim Patriarchen dafür verwenden, dass diese alberne Eröffnung hinausgeschoben wird, bis wir wissen, was sich dort an Schätzen verbirgt.«
    Der Edle de Poccole hatte sich in Hitze geredet, mit einem großen, seidenenTuch betupfte er sein rotes Gesicht. Die anderen Herren waren näher gekommen und nickten bekräftigend. Duquesne musterte sie gelassen, nur Dubaqi bemerkte, wie seine Kinnmuskeln sich spannten.
    »Ihr verlangt, Ihr befehlt - ehrwürdiger Herr, der einzige, der hier verlangt und befiehlt, bin ich, im Namen des Patriarchen! Die Arbeiten werden fortgesetzt, bis sie vollendet sind, und nach der Eröffnungsfeier mögt Ihr nach Schätzen wühlen, soviel Ihr wollt. Aber holt immerhin Euren Kundigen, ich hindere Euch nicht daran und sucht auch um eine Audienz bei unserem Herrn nach. Hebt er meinen Spruch auf, so seid Ihr frei zu tun, was Euch beliebt.«
    Ob dieser mit kalter Liebenswürdigkeit gesprochenen Unverschämtheiten verschlug es de Poccole die Sprache. Da schob sich Piero d’Este nach vorne. Seine zarte Greisenhand rückte den staubigen Mantel zurecht.
    »Es wäre Euch ein Leichtes, Hauptmann, die Arbeiten an diesem Aufgang für eine Weile auszusetzen und die Knechte anzuweisen, die Bretter anzuheben, so dass wir einen Blick darunter werfen können.«
    Duquesne starrte den kleinen, alten Herrn an, der soviel unscheinbarer wirkte als de Poccole. Aber etwas in der sanften Stimme und den verblassten Augen bewirkte, dass das kalte Feuer in seinem Blick erlosch. Mit mürrischer Höflichkeit neigte er den Kopf.
    »Verzeiht, wenn ich widerspreche, Herr. Ihr seht selbst, dass die Bretter an diesem Ende nicht freigeräumt sind. Reißen wir sie auf, hebt sich der Staub und die Arbeit an dem Aufgang war umsonst. Die Maler werden bald fertig sein - wenn sie nicht ständig gestört werden«, er warf einen finsteren Blick auf de Poccole, »und ich will Euch soweit entgegenkommen, selbst nach Vitalonga zu schicken, damit er sich die Stelle ansieht. Bestätigt er Eure Vermutung und gestattet es der Patriarch, werden wir morgen die Bretter anheben. Mehr kann ich nicht tun. Und nun gebt mir Urlaub.«
    Er verneigte sich und der Herr des Hauses d’Este verstand, dass er nicht mehr bekommen würde. Er erwiderte den Gruß und entließ den dunklen Mann mit einer vagen Handbewegung.
    Duquesne ging mit großen Schritten davon und Dubaqi folgte ihm, während die Sammler sich missmutig zu ihrem Zelt zurückzogen.
    Die beiden Männer tauchten in die kühle Höhlenwelt des alten Bauwerks ein und Duquesne beauftragte einen Stadtwächter, Vitalonga herbeizuholen. Der Mann hatte es sich, im Schatten bequem gemacht und schon seinen Schwertgurt abgenommen. Er machte ein langes

Weitere Kostenlose Bücher