AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
hatte sich strikt geweigert, in den knappen Lederröcken und Tuniken aufzutreten, und der Bulle hatte sich schon verzweifelt die Haare gerauft. Jermyn hatte es abgelehnt, in dieser Sache Druck auszuüben. Der Fremde hatte sich bereit erklärt aufzutreten, das reichte. Jermyn hatte nicht vergessen, dass es Churos Künste gewesen waren, die ihm bei Tartuffes Angriff das Leben gerettet hatten.
Verdrossen hatte sich der Bulle damit abgefunden, dass es diesen einen schäbigen Flecken in den prächtigen Reihen seiner Gladiatoren geben würde, aber gestern war Eta plötzlich mit einem Bündel aufgetaucht, das er seinem Herrn demütig vor die Füße gelegt hatte. Dreimal hatte er mit der Stirn den Boden berührt und etwas in seiner seltsamen Sprache gesagt und Churo, der wie üblich mit unbewegter Miene über seinen Diener hinweggesehen hatte, war plötzlich beinahe menschlich geworden. Sein Gesicht hatte die gewohnte Starre verloren und übriggeblieben war ein sehr überraschter junger Mann. Dann war er in die Knie gesunken und hatte das Bündel auseinander gefaltet. Zum Vorschein gekommen waren zwei Kleidungsstücke von seltsamer Beschaffenheit:
Eine Jacke aus dunkelviolettem Stoff, so weit geschnitten, dass Churo dreimal darin Platz gefunden hätte und ein bodenlanger, grauer Rock, in Hunderte schmale Falten gelegt. Die Embleme auf weiten Ärmeln zeigten ineinander verschachtelte Vierecke in weiß und rot, bei deren Anblick Churos Züge sich verzerrten, als wolle er in Tränen ausbrechen. Mit allen Anzeichen der Trauer hatte er die Kleidungsstücke an die Stirne gepresst und sich hin- und hergewiegt.
Eta hatte voll ängstlicher Spannung gewartet. Endlich hatte Churo den Kopf gehoben und ihn wild angestarrt. Mit rauer Stimme hatte er ein paar Worte hervorgestoßen, die für den Bullen wie das zornige Knurren eines Hundes klangen. Aber über Etas flaches Gesicht war ein dankbares, demütiges Lächeln geglitten. Eifrig hatte er die Kleidungsstücke eingesammelt, Churo hatte mit seinem unnachahmlichen Hochmut auf die Gewänder gewiesen und ein paar Worte hingeworfen, bevor er wie ein regierender Fürst davon geschritten war.
»Hatama Churioshi-sama gehen zu Bad«, hatte Eta dem Bullen erklärt, »geben große Gnade bei tragen ehrwürdiges Wappen von Familie für große Fest.«
Damit war er Churo gefolgt und seine ausgemergelte Gestalt hatte nicht weniger Stolz gezeigt als die seines Herrn. Der Bulle hatte sie ziehen lassen, nicht wenig beeindruckt von dem seltsamen Schauspiel.
Heute waren sie wieder aufgetaucht und hatten darauf bestanden, dass Jermyn und er ihnen in den Umkleideraum der Kämpfer folgten.
Mit einer gebieterischen Handbewegung scheuchte Churo die anderen Männer hinaus und Eta begann, seinen Herrn anzukleiden, andächtig, als vollzöge er eine rituelle Handlung. Churo hielt still und wich nicht angeekelt vor der Berührung seines Dieners zurück, wie er es sonst tat.
Sein schwarzes Haar war sorgfältig geölt und auf dem säuberlich ausrasierten Oberkopf lag ein bläulicher Schatten. Der Rest des Haares aber, das ihm lang den Rücken hinabgefallen war, war streng von den Schläfen zurückgekämmt und in einem festen Zopf auf seinem Scheitel befestigt. Die stumpfe Ergebenheit in ein grausames Schicksal, die ihm immer noch anhaftete, wenn er nicht gerade in der Arena stand, war von ihm abgefallen. Er nahm Etas Handreichungen mit gelassener Würde hin, als sei er es gewohnt, auf diese Weise bedient zu werden.
Es gab allerdings eine Menge anzulegen und zu wickeln und bei der bedächtigen, feierlichen Art, in der Eta arbeitete, wurde den Zuschauern die Zeit lang.
Schließlich wandte der Bulle sich an Jermyn und fragte halblaut:
»Und?Was hatt sie gesagt? Hat sie sich gefreut?«
Jermyn warf ihm einen missmutigen Blick zu.
»Hast du schon mal erlebt, dass Frauen das tun, was man erwartet?«, antwortete er mürrisch und verfiel wieder in Schweigen.
Auch der Bulle schwieg und eine Weile sahen sie zu, wie Eta geschäftig um seinen Herrn herumstelzte und mit den langen Bändern des gefältelten Rockes hantierte.
»Kommt sie wenigstens und schaut sich unsern prrächtigen Aufzug an?«
»Ich weiß nicht, es schien sie nicht besonders zu interessieren, sie meinte, später wäre noch genug Zeit dazu.«
»Schade.«
Dem Bullen war die Enttäuschung deutlich anzuhören, aber nun war Churo fertig angekleidet. Er bemühte sich um eine Miene überlegener Gelassenheit, aber er konnte die Befriedigung, die er über
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