AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
aufzuheitern vermochte, war die Ausstattung der Scytischen Gladiatoren. Hier durfte er seinem Verlangen, die Tracht der Alten kopieren, freien Lauf lassen, der Bulle hatte allen seinen Vorschlägen zugestimmt, zumal der Patriarch Gefallen an den Kostümen geäußert hatte.
Nun würden die Männer des Bullen also in knappen, mit Bronzenägeln beschlagenen Lederröcken auftreten, die Ringer und Netzkämpfer gar nackt bis auf einen Lendenschurz, aber für den Aufmarsch in die Arena würden sie alle die kurze, faltenreiche Tunika tragen, die Brust und eine Schulter entblößt. Weiß bis auf einen feuerfarbenen Streifen am Saum, den Kaye dem Bullen widerwillig zugestanden hatte, brachten sie die sonnengebräunten, kräftigen Glieder aufs Beste zur Geltung. Es war durchaus nötig, dass Kaye oft in der Scytenschule erschien, um den Männern zu zeigen, wie sie die Falten ordnen mussten, damit sie in schönem Schwung fielen.
Da der Bulle es befohlen hatte, duldeten die Männer es, wenn auch mit sichtlichem Unbehagen, dass Kaye sie in merkwürdige Tücher wickelte, um sie herumsprang, hier zupfte und dort zupfte und dann zurücktrat und sein Werk andächtig bewunderte, bis die Männer vor Ungeduld und Verlegenheit von einem Bein auf das andere traten.
Der Bulle selbst, der dem Zug voranschreiten würde, trug seine Tunika lang, bis auf die Knöchel reichend. Erst zu den Kämpfen würde er sie ablegen.
»Man muss dem Publikum den Anblick eines solch makellosen Körpers ein wenig vorenthalten, um den Appetit zu steigen«, erklärte Kaye dem errötenden Ringer und warf Jermyn und Witok, die feixend dabeistanden, strafende Blicke zu.
Als der Bulle aber zum ersten Mal in dem lang wallenden Gewand mit dem breiten, Gold und Purpur gewebten Streifen am Saum durch die behelfsmäßige Arena der alten Schule schritt, mussten sie zugeben, dass er würdig und eindrucksvoll aussah, wie ein Ritter der Alten Zeit. Niemanden störte es, dass Gold und Purpur in den alten Zeiten nur dem Kaiser und den höchsten Würdenträgern des Reiches vorbehalten gewesen war.
Die Scytischen Gladiatoren, wie sie vom Volk genannt wurden, sollten nicht, wie die anderen Schulen durch das südliche Tor, der Patriarchenloge gegenüber, in die Arena ziehen, sondern durch das nördliche und unterhalb der Loge des Stadtherrn Aufstellung nehmen. Sie würden als erste herauskommen, so dass sich die anderen Gladiatoren nicht nur vor dem Patriarchen, sondern auch vor dem Herrn der Scytenschule und seinen Kämpfern verneigen mussten.
Es hatte böse Worte unter den anderen Schulleitern gegeben, als Nobilior, der Herr der Spiele, ihnen das Programm mitgeteilt hatte, aber der Patriarch hatte seinen Segen dazu gegeben und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich zähneknirschend damit abzufinden.
Die nicht zu übersehende Bevorzugung des Bullen und seiner neuen Schule fuchste sie nicht wenig. Die Leiter der Duktenschule und der Schule des Morgens begnügten sich mit Verwünschungen, aber der dicke Tifon war ein Mann der Tat.
In drei aufeinander folgenden Nächten züngelten Flammen um den Holzbau der Scytenschule. Wochenlang hatte es nicht geregnet, der Wasserstand in den Zisternen war niedrig, es hätte leicht geschehen können, dass die Träume des Bullen sich in Rauch auflösten. Aber in der ersten Nacht bemerkte ein Gladiator, der auf den Abtritt musste, den Brandgeruch und schlug Alarm. In der zweiten Nacht stellte der misstrauische Witok Wachen auf, und als auch die mit Wassereimern hantieren mussten, schickte er einen Boten in die Ruinenstadt. Der Feuerteufel versuchte es in der dritten Nacht an mehreren Stellen, aber ein Gewittersturm, den Ninian tagsüber auf der offenen See zusammengezogen hatte, fegte heran und erstickte die Flammen in einem gewaltigen Platzregen.
Am nächsten Tag dampften die angesengten Gebäude noch in der Sonne, als Jermyn und Ninian dem dicken Tifon einen Besuch abstatteten. Seine Leibwächter, die sich den beiden in den Weg stellten, fand er später reglos an der Wand lehnend, unfähig ein Glied zu rühren oder ein Wort zu sagen. Bis zum Abend war die Lähmung verschwunden, aber noch Tage später litten sie unter höllischem Schädelweh.
»Wer mit Feuer spielt, verbrennt sich leicht die Finger«, erklärte Jermyn im Plauderton, während die schwarzen Augen den hilflosen Dicken in seinem Stuhl festnagelten.
»Wenn dir Leben und Gesundheit lieb sind, solltest du dich von der Scytenschule und ihren Betreibern fernhalten,
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