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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Schelten und Geifern. Und wenn sie so richtig schäumen, schau sie an wie kläffende Straßenköter und sag ihnen ins Gesicht, dass sie sich zum Teufel scheren sollen. So geht man mit der schandmäuligen Ehrbarkeit um, Schätzchen!«
    Breitbeinig stand LaPrixa da, die Hände in die Hüften gestemmt und ihre dunklen Augen flammten.
    Ninian verschlug es die Sprache, noch nie hatte die Hautstecherin so mit ihr gesprochen. Es schien ihr ernst zu sein, jede Spur von Spott war aus ihrer Stimme gewichen, die gleiche Bitterkeit schwang darin, die auch aus Jermyns Worten geklungen hatte.
    So überrascht war Ninian über den plötzlichen Ausbruch dieser Frau, deren besonderer Gunst sie immer sicher gewesen war, dass ihre Empörung in sich zusammensank. Hilflos hob sie die Schultern.
    »Aber ... aber, LaPrixa, das ist doch etwas anderes. Ich würde mich deiner ebenso wenig schämen wie Jermyns, aber verstehst du nicht: So viele Menschen werden uns anstarren. Am Ende gibt es einen Aufruhr, wenn der Patriarch sieht, wer in seiner kostbaren Loge sitzt, die Fürstin wird anfangen zu keifen und verlangen, dass er uns rausschmeißt. Was wird dann aus dem Auftritt des Bullen und seiner Schule?«
    LaPrixa hatte sich wieder gefangen. Sie nahm Ninian in den Arm, legte sanft einen Finger unter ihr Kinn und hob das liebliche Gesicht zu sich auf. Mit freundlichem Spott blickte sie in die besorgten grauen Augen.
    »Herzchen, glaubst du nicht, dass du ein ganz klein wenig eure Wichtigkeit überschätzt? Es wird vielleicht etwas Aufsehen geben, aber die Leute kommen vor allem, um zu sehen, was in der Arena vor sich geht, sie werden schon bald das Interesse an euch verlieren, wenn das Spektakel anfängt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass der alte Fettsack sich seine Eröffnungsfeier von dem Gegacker einiger Tugendwächterinnen verderben lässt. Was den Bullen angeht - mach dir lieber Gedanken darüber, wie sehr du ihn kränkst, wenn du sein großzügiges Angebot ausschlägst!«
    »Meinst du? Daran habe ich gar nicht gedacht«, erwiderte Ninian kläglich. Bisher hatte sie keinen Gedanken an die Empfindungen des Bullen verschwendet. Sie versank in unglückliches Grübeln. LaPrixa nutzte den Augenblick und zog sie ein wenig enger an sich. Mit verstohlener Freude spürte sie den biegsamen Leib an ihrer Seite, die schmalen Schultern unter ihrem Arm, die warme, glatte Haut durch den dünnen Stoff des Ärmels. Hin- und hergerissen zwischen ihren Ängsten und der unbestreitbaren Wahrheit in LaPrixas Worten, lehnte sich Ninian für einen Augenblick an die starke Frau und LaPrixa wagte nicht, sich zu rühren, um den Zauber nicht zu brechen. Zärtlich blickte sie auf das junge Gesicht hinunter, auf die sichelförmigen Schatten der dunklen Wimpern, die rosige Unterlippe, in die sie zweifelnd die Zähne gegraben hatte.
    Schließlich seufzte Ninian und rückte ein wenig von der Hautstecherin ab. Mit Bedauern gab LaPrixa sie frei und setzte sich. Das Mädchen nahm seine Wanderung wieder auf.
    »Aber zum Gespött lass ich mich nicht machen, von wegen geschorener Schädel oder so«, sie blickte LaPrixa finster an, aber die Hautstecherin merkte, dass dies nur noch ein Rückzugsgefecht war.
    »War ja nur ein Vorschlag,« erwiderte sie beschwichtigend, »wir werden schon was anderes finden.« Sie überlegte. »Wie wär’s denn, wenn du dich zu Ehren des alten Gemäuers wie eins von den Mädels kleidest, die sich auf meinen unterirdischen Bildern tummeln? Du weißt schon, die an dem Teich ...«
    Sie grinste. Diese Mädchen trieben mit unbekleideten Jünglingen allerlei Kurzweil auf einer Wiese von unwahrscheinlichem Grün und trugen nichts anderes als kurze, weiße Kittelchen, die weit über dem Knie endeten und eine Brust unbedeckt ließen.
    »Wie schön, dass du dich gut unterhältst, LaPrixa,« sagte Ninian steif, aber bevor sie weitersprechen konnte, ertönte vor der Tür lautes Stimmengewirr. Man hörte das laute, stürmische Weinen eines Mädchens, das eher nach Wut als nach Trauer klang, dazwischen die schrille, scheltende Stimme eines Mannes und über dem ganzen Tumult Cheroots beruhigendes Grollen.
    »Das ist doch Wag«, murmelte Ninian beunruhigt, »und Kamante.«
    Cheroot stieß die Tür auf und Wag und Kamante stolperten an ihm vorbei. Der dicke Türsteher musste den Bauch einziehen, denn sie zwängten sich in ihrer Hast gleichzeitig durch die Öffnung.
    »Es tut mir leid, LaPrixa,« sagte Cheroot entschuldigend, »aber unbedingt wollten sie zu

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