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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Fettsack.«
    Die Worte brannten sich tief in Tifons Gedächtnis - wenn er nur an den Bullen dachte, dröhnten sie durch seinen Schädel.
    Ninian sagte nichts, aber beim Hinausgehen legte sie wie aus Versehen eine Hand an die Mauer. Es knisterte, der Putz bröckelte unter ihrer Hand, Mörtelstückchen lösten sich zwischen den Ziegelsteinen, die darunter zum Vorschein kamen und rieselten zu Boden.
    »Holla, ich wusste nicht, wie brüchig dieses alte Gemäuer ist«, meinte sie mit schlecht gespielter Überraschung, »hoffentlich haben ihm die Erdstöße in der letzten Zeit nicht geschadet. Und Gewitter wie letzte Nacht können viel Unheil anrichten.«
    Sie klopfte an die Mauer und Tifon schwor später Stein und Bein, dass ein Zittern durch den Boden gelaufen war.
    In der Nacht tobte wieder ein Gewitter über Dea und es schlug mit solcher Häufigkeit rings um die Große Schule ein, dass die Insassen kein Auge zutaten, sondern mit Eimern und feuchten Decken bereit standen, um für einen Einschlag gerüstet zu sein.
    Tifon verstand die Botschaft und seitdem blieb die Schule der Scyten unbehelligt.
    Drei Tage vor der Eröffnung ging es wie ein Lauffeuer durch die Stadt, dass der Patriarch die letzte herrschaftliche Loge an den Bullen verliehen hatte, an einen verachteten Gladiatoren, einen Fremdling und Niemand.
    »Aber er ist der Meister aller Meister und wesentlich ansehnlicher als alle, die vielleicht ein höheres Anrecht auf die Loge haben«, hielt der alte Mann den entrüsteten Ratsherren entgegen, nachdem Hippolyt de Battiste, der ältere Bruder des Hauptmannes der Garde sich in einer langen, gewundenen Rede bitter beklagt hatte. »Ich habe nur getan, was das Gesetz unserer Vorväter verlangt. Talbot, lest uns die entsprechende Stelle vor!«
    In aller Frühe hatte ein Bote den Rechtsgelehrten des Patriarchen angewiesen, die Stelle in den alten Codices herauszusuchen, raschelnd öffnete Phöbus Talbot jetzt die Rolle und begann zu lesen:
    »Den aber, den sein Geschick durch den Willen der Götter über die anderen gesetzt hat, den Meister aller Meister, preiset und ehret, für die Zeit, die ihm die Götter schenken. Huldigt ihm wie einem König und zeichnet ihn aus in der Arena und in der Versammlung der Edlen ...«
    »Das reicht«, unterbrach der Patriarch, »was ist also anrüchig daran, ihr Herren, wenn ich ihm die letzte Loge überlasse? Es gibt keinen Grund, sich zu empören. Im Gegenteil, ihr solltet euch glücklich schätzen, dass der Meister aller Meister gerade ein Mann von ansprechendem Äußeren und angenehmer Wesensart ist. Erinnert ihr euch noch an den schweinemäuligen Dukten, der vor dem Bullen den Titel trug?« Er lachte schnaufend, als die Ratsherren bei dieser Vorstellung schauderten.
    »Der war nur nüchtern, wenn er in die Arena trat, und später nicht einmal dann, aber den Bullen könnt ihr an euren Tisch einladen, er benimmt sich durchaus wie ein Mensch. Also, beklagt euch nicht über meine Entscheidung.«
    »Das ist ja alles schön und gut, Herr«, rief Guy d’Aquinas, ohne sich zu erheben. Wie immer wenn er aufgebracht war, vergaß er, wo er sich befand und mit wem er redete. »Aber wer wird in der Loge sitzen? Den Bullen hoffen wir ja in der Arena zu sehen. Sein buckliger Kumpan? Fürchtet Ihr nicht, dass das den Zorn der Götter herbeirufen könnte?«
    Die übrigen Ratsherren wechselten unbehagliche Blicke. Selbst wenn er alt und krank war, es war immer noch gefährlich, den Patriarchen zu reizen.
    Aber Cosmo Politanus zuckte nur bedauernd die Schultern und sagte mit freundlicher Nachsicht, als wolle er ein quengelndes Kind beruhigen:
    »Das, mein lieber d’Aquinas, kann ich Euch auch nicht sagen. Aber geduldet Euch, nur noch paar Tage, dann wird Eure Neugier befriedigt werden.«
    Damit mussten sie sich zufrieden geben.
     
    Sie waren beileibe nicht die einzigen, die sich darüber den Kopf zerbrachen. Ganz Dea rätselte mit ihnen, die eleganten Damen am Kartentisch der Fürstin ebenso wie die Nähmädchen und Putzmacherinnen, während sie sich die Hände blutig stachen, – die reichen jungen Herren, die hoch zu Pferde durch den Stadtgraben paradierten, ebenso wie die Tagelöhner, wenn sie am Straßenrand ihr karges Mittagsmahl verzehrten.
    Und nicht zuletzt beschäftigte diese Frage den Bullen und Jermyn, während sie in der Baracke der Scytenschule standen und zusahen, wie Eta seinem Herrn half, das merkwürdige Gewand anzulegen, das dieser beim Einzug in die Arena tragen würde.
    Churo

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