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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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irgendwas deichselt«, bestätigte Wag. »Un was glaubste wohl, was diese Schnepfe aufgetrumpft hat! Es war nich schön un die ganze Warterei bei Willard war auch umsonst, denn Kamante is weggelaufen un ich musste hinter ihr her mit meinen Messern un jetz sin se immer noch nich geschliffn.«
    Er deutete vorwurfsvoll auf das dicke Lederbündel und ließ sich neben die schniefende Kamante auf die Bank fallen.
    Wieder senkte sich Stille auf den sonnendurchfluteten Raum. Das Licht fing sich flirrend in den geschliffenen Glasfläschchen in den Regalen und plötzlich begannen sie zu tönen. Zitternde Lichtpunkte tanzten über die Wände, als wieder einmal ein schwaches Beben durch den Boden lief. Keiner der vier Menschen im Zimmer achtete darauf.
    Ninian sah LaPrixa an, sie konnte den Anblick von Kamantes unglücklichem Gesicht kaum ertragen, aber sie fand die Augen der dunklen Frau mit bitterem, höhnischem Ausdruck auf sich gerichtet.
    »Siehst du«, schienen sie zu sagen, »sie wollen uns nicht, sie schämen sich unser.«
    Und war es nicht leicht, sich ihrer zu schämen?
    Ein windiger, kleiner Dieb, ein schwarzes Sklavenmädchen, dem der Vater zu dem Kind in seinem Leib fehlte, eine hässliche, boshafte Hautstecherin von zweifelhaftem Ruf - Leute von unziemlichem Gewerbe und sittenlosem Lebenswandel, mit denen sich kein wohlanständiger Mensch gemein machte, Gesindel in den Augen der Vornehmen und Ehrbaren.
    Ninian spürte, wie es heiß in ihr aufstieg.
    Auch sie hatte zu den Vornehmen und Ehrbaren gehört, hatte keine Vorstellung davon gehabt, wie es anderen, weniger Glücklichen erging, bis sie Jermyn getroffen hatte. Und nun fürchtete sie die Verachtung ihrer einstigen Standesgenossen.
    Plötzlich brannten Tränen unter ihren Lidern.
    Dies waren ihre Freunde, ihre Gefolgsleute, die ihr Liebe und Treue entgegenbrachten, für die sie gekämpft und getötet hatte. Wenn sie vor der Ehrbarkeit kuschte, trat sie ihre Liebe mit Füßen, war sie ihrer nicht wert. Und Jermyn? Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie an sein zorniges, enttäuschtes Gesicht dachte. LaPrixa hatte recht, was war sie für ein jämmerliches, zimperliches Geschöpf, dass sie es nicht wagte, vor aller Augen zu ihm zu stehen?
    Eine Lohe von Wut und Scham fegte die kleinlichen Ängste hinweg. Sie hob hochmütig das Kinn und obwohl ihre Augen verdächtig glänzten, war ihre Stimme fest.
    »Du wirst im Zirkus dabei sein, Kamante, so wahr ich hier stehe! Bring sie nach Hause, Wag, und geh mit den Messern noch mal zu Willard.«
    »Un steh mir noch mal die Beine in den Bauch?«, nörgelte Wag als er das schwere Bündel schulterte und Kamante von der Bank hochzog.
    »Er wird dich nicht warten lassen.«
    »Bah, nach dem Getöse eben, wird er Zicken machen.«
    »Sag ihm, wenn er sich anstellt, bekommt er Besuch von uns«, erwiderte Ninian ungeduldig.
    Als die Tür sich hinter den beiden geschlossen hatte, sah sie LaPrixa gerade in die Augen.
    »Die Logen sind also dem Patriarchen, den Priestern und den Vornehmsten unter Deas Adelsfamilien vorbehalten. Dann wollen wir sehen, wie es ihnen schmeckt, wenn sie sich einem ...«
    »... dreisten Lumpen und seiner schamlosen Dirne gegenübersehen?«, fiel ihr LaPrixa hinterhältig ins Wort. Ninian zuckte zusammen und für einen Moment blitzte Zorn in den grauen Augen auf.
    Dann lächelte sie herablassend und erwiderte: »Ganz recht, einem dreisten Lumpen und seiner schamlosen Dirne mit ihren schäbigen Anhängseln. Schade, dass du es nicht miterleben kannst, LaPrixa. Und nun gehab dich wohl, ich muss mich um meine Ausstattung kümmern.«
    Ohne ein weiteres Wort war sie zur Tür hinaus und die Hautstecherin blieb allein zurück. Aller Spott war aus ihren Zügen gewichen und nur Bitterkeit lag noch in ihnen.
    »Sie wird schon wiederkommen, wenn sie meine Hilfe brauchen, diese beiden selbstsüchtigen Blagen.«
    Mit diesem grimmigen Trost stemmte sich LaPrixa aus ihrem Stuhl hoch und begann, die Glasfläschchen geradezurücken.
     
    Auch in der Scytenschule bemerkte man den leichten Erdstoß.
    »Stellt euch vorr, das passiert gerrade, wenn wir auftreten: Der Erdboden tut sich auf und herraus steigen die Dämonen der Unterwelt«, schwärmte der Bulle, »das wäre doch was. Damit wärre uns die errste Blätterkrrone des Zirkus sicher.«
    »Übertreib nicht, Vitali«, knurrte Witok, »ich hasse Erdbeben. Schau dirr lieber an, welche Waffen wir rausschmeißen. Das Zeug von Tifon ist nichts als Schrott, er hat uns nur

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