AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Wandel gekonnt hätte.
Der Patriarch ließ sich in dem Stuhl nieder, der an der Brüstung für ihn bereitstand. Er würde sich erst nach seiner Rede auf dem Ruhebett niederlassen, da es ihm bei aller Verbesserung seines Zustandes nicht möglich gewesen wäre, sich würdevoll von der Liege zu erheben, aber Donovan hatte schon auf seiner Liege Platz genommen.
Er war barhäuptig und sein blondes Haar leuchtete golden in der Mittagssonne. Für seinen Anzug hatte er Blau und Silber gewählt, nachdem er von den Purpurplänen seines Vaters gehört hatte, und er sah prächtig genug aus. Aber es war ihm nicht erspart geblieben, einen pelzverbrämten, kurzen purpurnen Mantel über der einen Schulter zu tragen, und es fiel ihm nicht leicht, seine langen Glieder elegant auf der Liege auszustrecken und dabei seinen Mantel in gefällige Falten zu legen.
Die Menge beobachtete seine Bemühungen belustigt und von der Galerie flogen einige freche Sprüche herunter, aber im Großen und Ganzen waren die spottlustigen Bewohner von Dea an diesem Tag gutmütig gestimmt, selbst dem täppischen Thronfolger gegenüber. Außerdem warteten sie voller Spannung auf den Auftritt der Fürstin und vergaßen Donovan schnell. Nur wenige mochten bemerkt haben, dass Donovan die Spottrufe nicht wie sonst mit mildem, halb entschuldigendem Lächeln hingenommen, sondern finster die Stirn gerunzelt hatte. Dem Ehrenwerten Fortunagra war es nicht entgangen und es hatte ihm ein zufriedenes Lächeln entlockt.
Der Vorhang öffnete sich erneut und die Menge hielt den Atem an.
Ihre Erwartung schlug Isabeau entgegen wie der feuchte Dunsthauch eines Badehauses. Der steife Stoff ihres Kleides knisterte, als sie in das gleißende Sonnenlicht hinaus schritt. Das Gewicht des Brokats lastete schwer auf ihren zarten Schultern, die Goldspitze zerkratzte die Haut an ihren Unterarmen, wo sie auf dem ausladenden Rock ruhten, und ihr Nacken schmerzte von der stundenlangen Prozedur des Frisierens. Die verschlungenen, blonden Flechten mit den Brokatbändern und den juwelengeschmückten Haarnadeln bildeten ein prachtvolles Kunstwerk, wie man seinesgleichen heute nicht finden würde, aber dafür war sie vor Sonnenaufgang aufgestanden und mit heimlichem Bangen dachte sie an die Stunden, die vor ihr lagen.
Doch sie war bereit es zur ertragen, sie würde alles ertragen, wenn sie nur an diesem Tag alle anderen Frauen an Pracht und Schönheit übertreffen würde. Die Menge würde es entscheiden, das verachtete Volk. Sie hatte gehört, wie es gejohlt und applaudiert hatte, als die vornehmen Damen mit ihren Familien eingezogen waren. Aber die Lautstärke alleine machte es nicht - es gab einen bestimmten Laut, ein langsam anschwellendes Raunen, wenn die Menge wirklich beeindruckt war.
Die Sonne entzündete ihr Kleid zu funkelnder Pracht und ihre Untertanen brachen bei ihrem Anblick in Jubel aus, aber noch bevor sie ihren Sessel erreicht hatte, wusste sie, dass sie gescheitert war. Cosmo mit seinem verdammten Purpur und den blitzenden Diamanten, Donovan, blau und silbern, und die Palastwachen in ihren albernen bunten Uniformen - die Männer hätten Schwarz tragen sollen, wie sie geraten hatte! Jetzt sahen sie alle zusammen aus wie eine Ansammlung der grellbunten Vögel aus den Südreichen, vor deren wilder Farbenpracht man die Augen schließen musste.
Sie lächelte huldvoll nach allen Seiten, vorsichtig, damit der Aufbau auf ihrem Kopf nicht ins Wanken geriet, und ließ rasch die Blicke über die vordersten Sitzreihen gleiten, wo ihre Rivalinnen saßen und mit falschem Lächeln ihren Gruß erwiderten. Ihr Herz sank weiter. Wenn auch keine von ihnen eine Robe ganz aus Goldbrokat trug, so gab es doch so viele glänzende Stoffe, gold- und silberbestickte Mieder und schimmernde Spitzen, dass man schier geblendet wurde. Und dort drüben saß Thalia, königlich in ihrer dunklen Schönheit und dem weichen Schimmer der Perlen auf ihrem Gewand. Einen kurzen Augenblick maßen sich die beiden Frauen, dann hoben sie beide das Kinn und lächelten sich honigsüß zu. Die vier anderen Damen, die neben ihr Platz nahmen, fürchtete Isabeau nicht, weder ihre Roben noch ihr Gesicht konnten ihr gefährlich werden, darauf hatte sie geachtet. Aber Thalia würde später zu ihr in die Loge kommen, sie würden nebeneinander sitzen, wie Tag und Nacht. Es war nicht leicht zuversichtlich zu sein ...
Als sie sich vorsichtig in ihren Sessel setzte, standen ihr kleine Schweißperlen auf der Stirn und als sie
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