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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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den Blick wieder hob, sah sie, wie die alte Lady d’Aquinas sich vorbeugte und sie durch ihr Augenglas musterte. Isabeau erschrak. War der Ausschnitt doch zu gewagt, konnte er das Missfallen der alten Schachtel erregen? Sie verbeugte sich und lächelte freundlich.
    Es war kein Raunen durch die Menge gegangen.
     
    »Schaut sie euch an«, höhnte Babitt und setzte die kleine Korbflasche ab, »wie sie euer hart verdientes Geld spazieren trägt. Dafür gebt ihr euren Zehnten ab.«
    »Schweigt endlich mit den aufrührerischen Reden«, schalt ein älterer Mann in der Reihe darüber. Sein nüchterner, schwarzer Anzug mit dem mageren weißen Kragen, die ungesund bleiche Gesichtsfarbe und die von der Tinte schwarz verfärbten Finger verrieten den Kanzlisten oder Schreiber. Ein dicker, behäbiger Mann neben ihm lachte.
    »Ja, pass auf, Freund, sonst holn dich die Blauroten.«
    Babitt zuckte die Schultern, es war ihm nicht entgangen, dass manch einer in seiner Umgebung verstohlen, aber zustimmend zu den Sticheleien genickt hatte.
    Knots spitzer Ellenbogen bohrte sich in seine Seite.
    »Schau, da is Ninians Schneider.«
    Mehrere Reihen unter ihnen schob sich Kayes schlaksige Gestalt an den anderen Zuschauern vorbei. Gerade in der Mitte der Reihe saß ein auffällig bunt gekleideter Mann, der eifrig winkte und auf den Platz neben sich klopfte. Eigentlich mussten sich die Nachzügler mit den Plätzen am Rand zufrieden geben, aber der Mann war groß und hatte ein breites Kreuz und so erhoben sich die Leute widerwillig, um Kaye durchzulassen.
    »Das is Biberot«, kicherte Knots, »sein neuer Leibwächter, er is ein Kapaun.«
    »Kommt, wir begrüßen sie«, meinte Mule und begann Brotkügelchen zu kneten, »is doch nett, wenn man Bekannte trifft«, er grinste, »haste gemerkt ... trifft, haha.«
    Er warf die Kügelchen und als Kaye sich unwillig umdrehte, winkte er heftig. Kayes Gesicht hellte sich auf, er kannte das Trio aus der Scytenschule. Er zwinkerte ihnen zu, zeigte mit dem Daumen nach oben und sein bewegliches Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.
    »Siehste, er freut sich ...«
    »Sin se jetzt alle da?«, fuhr Knots ungeduldig dazwischen, alle Bänder an seinem Wams waren mittlerweile zu unlösbaren Knoten geknöpft. »Guck, sogar der Bastard is fertig mit Leute schikanieren.«
    Groß und dunkel, mit verschränkten Armen lehnte Duquesne an der Rückwand der Patriarchenloge. Sie hatten nicht gesehen, wie er hereingekommen war.
    »Es sollt mal langsam losgehn«, nörgelte Knots weiter.
    »Bist du blind?«, Babitt deutete auf die Loge zwischen Sasskatchevan und d’Aquinas. Sie war immer noch leer, nicht einmal Sessel oder Stühle standen darin, und als sich nun die Aufregung legte, die der Einzug des Patriarchen ausgelöst hatte, richteten sich alle Blicke unwillkürlich dorthin.
    Selbst der Patriarch sah hinüber, aber schließlich zuckte er die Schultern und hob die Hand.
    Duquesne rief etwas durch den Vorhang, zwei Männer mit gewaltigen kupfernen Sprachtrichtern kamen herein und stellten sich zu beiden Seiten des Patriarchen in Positur. Der Patriarch winkte ein zweites Mal, die Fanfarenbläser hoben ihre Instrumente an die Lippen und schmetternd erklangen die ersten Töne.
    Ohne Hilfe erhob sich der alte Mann aus seinem Stuhl und trat an die Brüstung. Ein drittes Mal hob er die Hand, um die Fanfaren zum Schweigen zu bringen - und hielt mitten in der Bewegung inne.
    Der Vorhang der leeren Loge war aufgeflogen, vier kräftige Männer schleppten zwei Ruhebetten herein, ganz ähnlich denen des Patriarchen. Sie rückten sie zurecht und zwei von ihnen holten zwei Stühle, einen flachen Tisch und einen großen Korb, während die beiden anderen die Vorhänge aufhielten. Die Fanfarenstöße waren unvermittelt abgebrochen und alle Gespräche verstummt. Fünfzigtausend Menschen starrten auf die Loge des Scytischen Bullen.
    Ein kleiner, schmächtiger Mann in Grau und ein schwarzes Mädchen in weiten, farbenfrohen Gewändern betraten die Loge und stellten sich zu Häupten der Liegen.
    Bis auf die Schreie der Möwen hoch über der Arena war es vollkommen still geworden. Das dunkle Viereck hielt alle Menschen in Bann, vom Patriarchen in seinem Purpurkleid bis zu dem Straßenfeger hoch oben auf der Galerie.
    In der Öffnung erschien ein junges Paar. Es machte zwei Schritte in die Helligkeit der großen Arena hinein und blieb stehen.
    Der junge Mann war schwarz gekleidet, nachlässig beinahe, und barhäuptig. Das lose Wams stand

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