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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Sabeena mehrfach mit gerunzelten Brauen zu ihrem Ehemann hinüber.
    Thalia hatte sich in eine Meeresgottheit verwandelt. Ihr Kleid schimmerte in grünlichem Blau und war über und über mit Perlen bestickt. An ihren Schultern blitzten diamantene Spangen und ihre Röcke standen so weit und steif um sie herum, dass sie doppelt soviel Platz benötigte wie die beiden Männer neben ihr. Über dem enggeschnürten Mieder erhoben sich Busen und Schultern wie weiße Klippen aus schäumender See, nur ein grüner Gazeschleier bedeckte ihre Blöße. Das schwarze Haar türmte sich, kunstvoll mit Perlenschnüren und Diamanten durchflochten über ihrer weißen Stirn. Sie nahm die Beifallsrufe der Menge, die bewundernden wie die anzüglichen, hoheitsvoll entgegen. Obwohl auch die anderen Damen sich mächtig ins Zeug gelegt hatten - manche trug den gesamten Familienschmuck am Leibe - gebührte ihr bisher der Preis für die glanzvollste Erscheinung.
    Aber nun ertönten die Fanfaren, um die Ankunft des Hohepriesters und des Patriarchen anzukündigen. Alles reckte die Hälse und viele erhoben sich sogar von den Sitzen. Zuerst betrat der Hohepriester mit Gefolge seine Loge. Er wie auch die anderen Priester waren in vollem Ornat, um unmissverständlich deutlich zu machen, dass sie im Dienst der Götter an dem Spektakel teilnahmen und nicht aus Neigung. Vor dem Hohepriester trug ein Jüngling die Schale mit dem heiligen Feuer aus dem Tempel aller Götter. Nach der Legende war es am Tag der Tempelweihe an dem ersten Sonnenstrahl entzündet worden, der durch die Kuppelöffnung fiel, und in mehr als tausend Jahren nie erloschen. Der Knabe stellte es vorsichtig auf einen hohen eisernen Dreifuß und die Priester verneigten sich davor, bevor sie sich auf ihren Stühlen niederließen. Für einen Moment war die Menge still geworden, viele hatten andächtig die Köpfe geneigt. Dann stieg der schmetternde Gruß aufs neue in den blauen Himmel empor und der besinnliche Augenblick war vorüber.
    Babitt beugte sich weiter vor. »Der Alte kommt!«
    »Wird auch Zeit, wir wern uns alle den Hintern wund sitzen, Freunde«, erwiderte Knots ahnungsvoll und rutschte auf seinem mageren Hinterteil hin und her. Der besser gepolsterte Mule lachte dröhnend.
    »Hättst dir ja auch so’n Bettchen mitbringn könn, wie das Alterchen.«
    »Psst, Freunde«, Babitt legte geziert einen Finger auf den Mund, »wir erregen Anstoß.« Wirklich zischte es um sie her und man warf ihnen missbilligende Blicke zu. Im Augenblick war das Volk von Dea dem Patriarchen durchaus gewogen.
    Knots seufzte.
    »Droben wär’s schöner«, er blickte sehnsüchtig zur Galerie, wo es laut und lustig zuging.
    »Ja, komisch, nich wahr«, knurrte Babitt, »hier ham sie schon vergessn, wie der Bastard sie zur Arbeit gepresst hat.«
    Er hatte unter den Nachbarn einige Handwerker entdeckt, die sich in den Kneipen des Viertels lauthals über die unfreiwillige Arbeit beklagt hatten. Nun saßen sie in ihrem Festtagsstaat da, stolz zu den Auserwählten zu gehören und taten so, als hätten sie Babitts Worte nicht gehört.
    Noch zweimal schmetterten die Fanfaren, zwei Palastwächter schoben den Vorhang der Fürstenloge beiseite und hinter Battiste und Caedmon traten der Patriarch und Donovan in den Sonnenschein. Die Leute begannen höflich zu klatschen, doch als der alte Mann an die mit Goldstoff verkleidete Brüstung trat und grüßend in die Menge winkte, schwoll der Beifall an und Jubelrufe mischten sich hinein. Ein wenig unschlüssig blieb Donovan zwei Schritte hinter seinem Vater stehen, doch die Begeisterung galt nur dem Patriarchen.
    Sichtlich gerührt badete er im Applaus der Menge, vom Kopf bis zu den Füßen in Purpur gekleidet, den kostbaren Purpur der Kaiser. An seinem Barett prangte eine gigantische Diamantagraffe und als er beide Hände hob, um sein Volk zu grüßen, fing sich das Sonnenlicht in den blitzenden Steinen, die seine Finger schmückten.
    An jedem anderen hätte die barbarische Pracht lächerlich gewirkt - der Ehrenwerte Fortunagra legte rasch die Hand auf die Lippen, um seine Belustigung zu verbergen - aber Cosmo Politanus trug seinen Aufzug mit solcher Würde und Überzeugung, dass er zumindest das einfache Volk beeindruckte. Und da den meisten bekannt war, dass Purpur mit Gold aufgewogen wurde und sie in diesem Moment den Herrn der Stadt mit der Stadt gleichsetzten, überzeugte sie sein Anblick mehr vom Reichtum und der Macht Deas, als es jeder trockene Bericht über Handel und

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