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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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machte aus seiner Herkunft keinen Hehl und sein Gewerbe ...Wie hatte es geheißen? Leute mit unziemlichem Gewerbe durften nicht an der Feier teilnehmen. Unziemliche Gewerbe? Bademädchen, Käufliche, Pfandleiher, Abtritter, Bettler - wovon sollte man denn leben? Nicht jeder wurde in seidenen Kissen geboren!
    Aber dort saß einer von ihnen in der Loge, die nur den allerfeinsten Pinkeln vorbehalten war und alle wussten, dass sein Gewerbe nicht nur unziemlich, sondern ganz und gar verwerflich war. Und Ninian, von der niemand wusste, woher sie kam, stellte all die hochgeborenen glitzernden, aufgeputzten Weiber in den Schatten, die mit gerümpfter Nase und gerafften Röcken an der geduldig wartenden Menge vorbeigerauscht waren.
    Diese beiden gehörten zum Volk der dunklen Viertel und wie ein Mann erhob sich die Galerie.
    »Oi, Jermyn, holla, holla, hoi, hoi. Oi, Ninian, holla, holla, hoi, hoi ...«
    Der Ruf brauste von den hölzernen Sitzreihen herab und ertränkte die ärgerlichen Stimmen der wohlanständigen Bürger. Aber auch ihre Reihen begannen zu wanken. Kaye hielt es nicht länger auf seinem Sitz. Er sprang auf und schrie aus vollem Halse:
    »Oi, Ninian, holla, holla, hoi, hoi. Oi, meine Schöne, holla, holla ...« und Biberot begleitete ihn begeistert im Falsett.
    Handwerker erinnerten sich daran, wie sie zur Arbeit gepresst worden waren, die Händler dachten an den gnadenlosen Druck, der sie gezwungen hatte, ihre Waren unter Preis abzugeben. Wie schwer war es gewesen, eine Tontafel zu ergattern, während sich niemand von den feinen Leuten hatte anstellen müssen! Wie teuer war alles geworden ... die Putzkolonnen, zu denen man gezwungen worden war ... die Härte und Herablassung, mit der Duquesne alle behandelt hatte, die mit dem Bau zu tun gehabt hatten ...
    Einer nach dem anderen fiel in den Ruf ein und schließlich schrien auch jene, die keinen Groll gegen die Oberen hegten, aus schierer Angst vor den johlenden, grölenden Nachbarn.
    Zuletzt waren nur noch die Logen und die untersten Sitzreihen still und manch einem wurde peinlich bewusst, um wie vieles geringer ihre Zahl war als die der tobenden Menge, die sich über ihnen heiserbrüllte.
    Der junge Mann war an die Brüstung getreten. Den Kopf in den Nacken gelegt, ließ er den Jubel über sich hinwegrauschen. Als das Tosen immer weiter anschwoll, winkte er grüßend wie ein großer Herr und die Arena verwandelte sich in einen brodelnden Hexenkessel.
    Er wandte sich nach dem Mädchen um und streckte die Hand aus. Sie kam zu ihm, stellte sich neben ihn, die Hand auf seiner Schulter. So ließen sie sich feiern, zwei kleine, schmale Gestalten, Schatten und Licht, als seien sie es nicht anders gewohnt.
     
    In der Fürstenloge stand der alte Mann reglos und wartete, dass der Sturm sich legte. Er kannte solche Ausbrüche, hatte sie selbst schon ausgelöst und benutzt. Es gab keine Möglichkeit, so etwas aufzuhalten. Isabeau hatte die Hände über die Ohren gelegt und starrte mit angstvoll aufgerissenen Augen in die tobenden Reihen, ihre vier Damen klammerten sich zitternd aneinander. Auch Donovan war bestürzt zurückgetreten, nur Duquesne stand noch neben dem Patriarchen, bebend vor unterdrücktem Zorn.
    Ganz allmählich ließen die Rufe nach. Die Leute hatten sich ausgetobt und wollten weiter unterhalten werden. Nur die Galerie tobte unvermindert. Ihr Geschrei war immer noch so laut, dass der Patriarch seine Rede nicht würde halten können.
    Der alte Mann versuchte es mit einer gebieterischen Handbewegung, aber der Pöbel auf der Galerie lachte nur und johlte weiter. Auch ein zweites Mal hatte er keinen Erfolg. Der Patriarch spürte die Wut aufsteigen, den berüchtigten Jähzorn. Die Adern an seinen Schläfen schwollen und voller Bedauern dachte er an die Zeiten, da er die Stimme der Autorität gebrauchen konnte. Damit hätte er den Abschaum schnell zum Schweigen gebracht, und dann wäre es ihnen allen schlecht ergangen. Duquesne sah, wie es um ihn stand.
    »Lasst mich die Galerie stürmen, dann werden wir der Sache schon Herr werden. Ich werde das freche Pack in der Loge herunterschießen lassen.«
    Ohne die Antwort des Patriarchen abzuwarten, wandte er sich zum Ausgang, um die Bogenschützen hereinzurufen, die dahinter seiner Befehle harrten.
    Der Patriarch zögerte, während über ihm die Stimmen von der Galerie schrillten und auf den unteren Reihen ungeduldige Rufe nach dem Beginn der Spiele laut wurden. Wenn jetzt Pfeile durch die Luft flogen und es

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