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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Begegnung mit dem hageren, weißhaarigen Mann dachte.
    Oh ja, er war höflich genug gewesen, doch das fanatische Licht in seinen Augen hätte sie warnen sollen. Er hatte sich ihr Begehren mit geneigtem Kopf angehört, nachdenklich genickt, als Jermyn ihm die Palastruine und seine Wünsche geschildert hatte, aber mehr als »Das wird teuer« hatte er nicht gesagt.
    »Oh, Geld spielt keine Rolle«, hatte Jermyn großartig erwidert, »wir werden uns schon einigen.«
    Der Baumeister hatte mit seinem Zirkel gespielt und so lange geschwiegen, dass ein zorniger Funke in den schwarzen Augen aufgesprungen war.
    »Was ist? Nehmt Ihr den Auftrag an? Redet schon!«
    Mit ausdruckslosem Gesicht hatte sich der Mann verneigt.
    »Ich komme vorbei, sobald mir die Arbeit am Zirkus Zeit lässt, junger Mann.«
    Sie hatten lange gewartet und erst als Jermyn Violetes drohte, er würde ihn notfalls herbeizwingen, hatte der Baumeister sich in die Ruinenstadt bequemt. Er hatte sich herumführen lassen, die Zeichnungen von Vitalonga angesehen, den Kopf gewiegt und etwas gebrummt, das sie als Zustimmung nahmen. Sie hatten Material und Handwerker bestellt, die Arbeit hatte langsam begonnen und war schleppend vorangegangen, die Abstände zwischen den Tagen, an denen etwas geschah, waren ständig länger geworden, bis die Männer ganz wegblieben. Violetes entschuldigte sich damit, dass ihm seine vielfältigen Aufgaben am Zirkus keine Zeit ließen, jeder Handwerker sei verpflichtet, seinen Teil an dem gigantischen Werk zu leisten. Er könne die Männer nicht zwingen, in die Ruinenstadt zu kommen. Seitdem warteten sie wieder..
    »Warum lässt ihn der Patron nich einfach hier antanzen?«, fragte Wag, als er mit einem gefüllten Korb zu Ninian in den Hof kam. Er breitete ein sauberes Tuch auf dem Bretterstapel aus und stellte Brot und Käse und süßes Mandelgebäck darauf. Den Krug füllte er an der Zisterne und setzte sich dann neben Ninian. Bei Jermyn wagte er solche Vertraulichkeiten nicht, ohne aufgefordert zu werden, aber er wusste, dass sie seine Gesellschaft mochte. »Oder du? Warum lässt du ihn nicht einfach im Erdboden versinken?«
    Ninian steckte einen kleinen Mandelkuchen in den Mund.
    »Jermyn geht es gegen die Ehre, seine Kräfte für so was Unbedeutendes wie den Bau eines Badezimmers einzusetzen, nehme ich an. Ich tue es nicht, weil ich die Handwerker nicht in Schwierigkeiten bringen will. Es heißt, der Patriarch schickt Duquesne mit seinen Männern in jede Werkstatt und in den Alten Zirkus, um zu prüfen, ob sie auch ihre Pflicht tun. Wer nicht auf der Baustelle angetroffen wird, muss eine saftige Strafe zahlen. Aber wahrscheinlich muss ich meine Skrupel vergessen, wenn das hier jemals zu Ende gebracht werden soll.«
    Sie biss in das Brot, das sie abgebrochen hatte, und verzog das Gesicht.
    »Puh, das ist ja uralt! Wieso backt ihr erst heute, wenn wir nur noch so altes Zeug haben?«
    »Tut mir leid, Patrona, war kein Mehl mehr da«, erwiderte Wag mit vollem Mund.
    »Ach, mit der Vorratshaltung hapert’s wohl, was?«
    Wag schluckte hastig.
    »Nich doch, Patrona«, antwortete er beleidigt, »‘s gab keins mehr, nich für Geld un gute Worte. Sie sagen, die Schiffe mit dem Getreide sin wieder überfallen worden. Ich hab erst gestern welches gekriegt un frag mich nich, was es gekostet hat.«
    Ninian schwieg, auch sie hatte die Gerüchte gehört. Die Seeräuber wagten sich jetzt bis vor die Küsten von Lathica und auch die Lastkähne, die in Landnähe segelten, mussten von Kriegsschiffen begleitet werden. Das trieb die Preise in die Höhe.
    Sie dachte an den Brief, den sie Fortunagra mit dem Brautschatz entwendet hatten. Glaubte man dem, was darin stand, waren die Überfälle nicht willkürliche Schurkenstreiche einer Horde Seeräuber, sondern geplant. Fortunagra saß im Rat, er wusste über alle Maßnahmen Bescheid, die zum Schutz der Schiffe beschlossen wurden. War es nicht ihre Pflicht, den Brief weiterzugeben?
    Ninian bewegte unbehaglich die Schultern. Wie eine juckende Stelle, an die man nicht heranreichte, machte sich die Erinnerung an Tillholde bemerkbar. Sie hatte ihre Heimat verlassen, um solchen Pflichten zu entgehen - es war Sache des Patriarchen und seiner Räte, die Stadt zu schützen ...
    Wag, der sie ängstlich beobachtet hatte, fragte zaghaft:
    »Bist du jetzt sauer, Patrona? Ich konnte wirklich nix auftreiben un ich hab heute morgen gleich angefangen mit dem Backen.«
    »Was? Nein, ich mach dir keine Vorwürfe«, sie

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