AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
aber Jermyn sagte hart:
»Der Kerl ist Seemann. Erinnert ihr euch an die Stürme, die wir nach den Wilden Nächten hatten? Entweder das oder die Seeräuber - du musst keine Angst haben, Wag.«
Seitdem lebte Wag in banger, Kamante jedoch in freudiger Erwartung und während Wag zum Fischmarkt wie zu seiner Hinrichtung schlich, ging Kamante mit federnden Schritten neben ihm her. Wenn sie ihre Einkäufe erledigt hatten, setzte Wag sich mit düsterer Miene in eine Hafenkneipe und Kamante lief hinunter zu den Anlegestellen, um voller Hoffnung Ausschau nach den Seglern aus den südlichen Reichen zu halten.
Doch das Schiff, das Kwaheri am Morgen nach der letzten Wilden Nacht davongetragen hatte, tauchte niemals am Horizont auf und allmählich schwand Wags Bangigkeit.
Obwohl es ihm leid tat, ihre sehnsüchtigen und enttäuschten Augen zu sehen, wenn sie wieder unverrichteter Dinge zurückkehrte, vertraute er doch insgeheim auf Jermyns Prophezeiung und konnte mittlerweile ganz gelassen über den Zustand seines Schützlings sprechen.
Ninian hatte den letzten Mandelkuchen gegessen und starrte, die Arme um die hochgezogenen Beine geschlungen, vor sich hin. Es war einiges geschehen in den Wilden Nächten, was sie gerne rückgängig gemacht hätte.
Noch immer stieg ihr die Röte in die Wangen, wenn sie daran dachte, wie sie sich bei dem Tanz auf dem Volksplatz gebärdet hatte. Armer Donovan, ihm hatte sie übel mitgespielt, aber sie hatte sich bei ihm entschuldigt und sie hoffte, dass er ihr verziehen hatte. Er hatte ihr nie etwas Böses getan und dass er immer noch in sie verliebt war, konnte sie ihm kaum vorwerfen. Jermyn sah das anders. Wenn er erführe, dass sie mit Donovan getanzt und sich hatte küssen lassen ... sie hatte nie darüber gesprochen und wollte die ganze Geschichte am liebsten vergessen, aber Kamantes Schwangerschaft erinnerte sie immer wieder an die Wilden Nächte. Wie gut, dass Jermyns Gedanken so vollständig vom Umzug der Gladiatorenschule in den Alten Zirkus und die Übungsstunden bei Churo ausgefüllt waren ...
»Hat sie dir nie erzählt, was sie getrieben hat, als sie in den Wilden Nächten alleine unterwegs war?«
Babitt warf Jermyn ein Handtuch zu, als er aus einer der Schwitzbütten kam, die den Gladiatoren in der Scytenschule als Dampfbad dienten.
»Nein, es interessiert mich nicht und dich geht es nichts an.«
Das nasse Tuch flog durch den Baderaum und legte sich liebevoll um Babitts Ohren. Er schüttelte es ab und erwiderte gelassen:
»Aber ich sage dir, Donovan hat ihr zugenickt und seine Hand auf sein Herz gelegt und ich könnte schwören, dass sie zurückgenickt hat.«
»Mach dir nicht ins Hemd, das ist halt so üblich unter den edlen Herrschaften.«
Jermyn machte einen übertriebenen Kratzfuß, bevor er sich eine Kelle kaltes Wasser über die Schultern goss.
»Aber sie hat dir davon nichts gesagt ...«
Jermyn hielt inne und starrte den Freund an.
»Babitt, was soll das? Viellieben Dank, dass du dich um meine Ehre sorgst, aber ich kenne Ninian. Sie hat nichts mit Donovan im Sinn und ich sage dir noch einmal, es geht dich nichts an. Wenn dich die Erinnerung an diesen lächerlichen, kleinen Vorfall beim Frühlingsfest quält, helfe ich dir jederzeit gern, ihn zu vergessen.«
Die Drohung war unmissverständlich und Babitt schwieg.
In der Arena übten sich eine Reihe von Männern im Faustkampf, der Bulle wanderte zwischen ihnen her, sagte ein Wort oder berichtigte eine Haltung. Als er sie sah, winkte er, ohne sein Tun zu unterbrechen. Etwas abseits hockte der Fremde mit dem erstaunlichen Kampfstil im Sand. Er hatte die Augen geschlossen und nahm nicht die geringste Notiz von ihnen.
Als sie die Arena betraten, gestand Babitt sich ein, dass er nicht aus reiner Freundschaft von seiner Beobachtung gesprochen hatte.
Dabei hatte sich Jermyn, der immer schon ein Einzelgänger gewesen war, unerwartet als Freund erwiesen. Nach dem unglücklichen Ausgang des Überfalls auf die Schatzkammer, als Babitt in Schwermut versunken war, hatte Jermyn ihm keine Ruhe gelassen, ihn in die Scytenschule, zu Hahnenkämpfen und Himmelsspielen geschleppt, ohne sich um Babitts jammernde Proteste zu kümmern.
Und es war unterhaltsam, mit Jermyn herumzuziehen, wenn sich seine scharfe Zunge gegen andere richtete. In den dunklen Vierteln war er bekannt und gefürchtet, selbst die wüstesten Schläger überlegten es sich, ihm in die Quere zu kommen. Trafen sie auf Fremde, die sich, getäuscht von seiner
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