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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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voran der dicke Tifon, betrachteten die Geschäftigkeit des Bullen mit Misstrauen. Als bekannt wurde, dass die neue Schule in die großzügigen Katakomben des Alten Zirkus umziehen sollte, stand eines Tages Duquesne mit einem halben Dutzend Rechtsgelehrten in der Schreibstube. Mit einer Handbewegung scheuchte er Witok hinaus.
    »Es ist Klage erhoben worden gegen Euch, Vitali Scytos, weil Ihr Euch anmaßt, Eure Schule in den Zirkus zu verlegen«, wandte er sich herablassend an den Bullen. »Der Zirkus gehört dem Herrn der Stadt, nur er darf bestimmen, wer sich dort niederlässt.«
    Der Bulle fuhr auf.
    »Geschwätz! Es warr immer Vorrrecht von Meister allerrr Klassen, im Zirkus zu wohnen und Schüler zu unterrichten!«
    »Wo steht das im Kodex Deä, werter Meister?«, fiel ihm einer der Rechtsgelehrten höhnisch in die Rede, »zeigt uns die Stelle, und wir belästigen Euch nicht länger.«
    »Ja, denn könnt Ihr Euren Anspruch nicht belegen, so gehört er wohl, wie so vieles, ins Reich der Fabel«, nahm ein zweiter den Faden auf.
    »Wir haben hier eine Verzichtserklärung aufgesetzt«, fuhr der dritte fort, »wenn Ihr sie unterschreibt, soll Euch trotz Eurer Anmaßung kein Schaden entstehen. Seht, hier müsst Ihr siegeln oder Euren Daumenabdruck hinsetzen, falls Ihr kein Siegel besitzt.«
    Sie breiteten das Papier vor ihm aus, während der Bulle in hilflosem Zorn von einem zum anderen blickte. Duquesne hatte milde lächelnd zugesehen.
    Das Lachen war ihm vergangen, als Jermyn in der Tür gestanden hatte. Witoks schnellster Läufer hatte ihn aus der Ruinenstadt geholt, und obwohl Duquesne vor Wut schäumte, konnte er nichts an den Urkunden aussetzen, die Jermyn vorlegte: Als Mitbesitzer der Schule hatte er das Recht, an allen Beratungen teilzunehmen. Vor Erleichterung stotternd hatte der Bulle das Problem berichtet und es geschah, was Duquesne befürchtet hatte.
    Jermyn starrte die würdigen Notare an, bis ihnen der Schweiß auf der Stirne stand. Zwei wehrten sich, aber es half ihnen nichts. Als sich keiner mehr rührte, bat er liebenswürdig:
    »So, werte Herren, helft uns armen Unwissenden auf die Sprünge. Gewiss habt Ihr den Codex Deä im Gedächtnis. Wie heißt also die fragliche Stelle? Wo steht sie und wer hat das Recht erlassen? Solltet Ihr Euch nicht erinnern - ich habe Zeit, von mir aus könnt Ihr den ganzen verdammen Codex aufsagen.«
    Es war ihnen nichts anderes übriggeblieben. Brav hatten sie den Passus heruntergeleiert, in dem der sechsundsiebzigste Kaiser, ein Unhold und Wüstling, aber auch ein großer Freund der Zirkusspiele, den Meistern aller Klassen eben jene Gunst gewährt hatte. Erst dann hatte Jermyn sie aus seinem Bann entlassen und die Namen, die Jahreszahl des Erlasses aufgeschrieben, und wo er im Codex Deä zu finden war.
    Zuletzt hatte er Duquesne höflich aufgefordert, seinen Namen als Zeuge darunter zu setzen.
    »Einem solch geachteten Mann wird jeder Richter und selbst der Patriarch Glauben schenken, nicht wahr?«
    Duquesne wäre fast erstickt, aber er hatte unterschrieben, weil es dem Gesetz entsprach und er es vor so vielen Zeugen nicht gewagt hatte, sich zu weigern.
    »Wie begossene Pudel sind sie abgezogen«, erzählte Jermyn Ninian später, »wir haben gelacht, bis uns die Seiten wehgetan haben, selbst Witok hat vor sich hingeknarzt.«
    Diesmal bedrückte den Bullen etwas anderes.
    »Ach nein, nicht der Bastard, viel schlimmer ...«
    Jermyn betrat den Verschlag und hätte sich am liebsten gleich wieder zur Flucht gewandt, aber der Bulle versperrte ihm mit bittendem Blick den Weg.
    »Liiieber Freund, wie schön, dich zu sehen! Heute ist entschieden mein Glückstag. Ist Ninian auch da? Nein? Schade, aber man kann nicht alles haben.«
    Kaye hüpfte von der Tischkante herunter und tänzelte auf Jermyn zu. Er machte Miene ihn zu umarmen, aber Jermyn trat hastig einen Schritt zurück und der Bulle jaulte, weil er ihm auf die Zehen getreten war.
    Ein wenig pikiert ließ der Schneider die Arme sinken und begnügte sich mit zaghaftem Winken. Vorwurfsvoll musterte er Jermyns abgeschabtes, schwarzes Wams.
    »Hm, das hat ja wohl auch bessere Tage gesehen, was? Dabei habe ich dir zwei so außerordentlich schöne Röcke geschenkt. Nun ja, sei’s drum.«
    Er zog sein Übergewand aus gestreifter Seide zurecht, warf den Kopf mit den schütteren, sorgfältig gekräuselten Locken in den Nacken und stolzierte zum Tisch zurück. Ein zarter Duft umschwebte ihn, so fremdartig in dieser Umgebung wie

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