AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
respektvoll Platz machte. Jermyn folgte ihm, sie verbeugten sich ernsthaft voreinander, so dass sich der geölte Scheitelknoten und die roten Stacheln berührten. Dann richteten sie sich auf und maßen sich stumm.
Mit einem gutturalen Schrei sprang Churo vor. Jermyn ließ sich fallen, damit der andere über ihn stolpern sollte, aber Churo setzte elegant über ihn hinweg, wirbelte herum und stürzte sich erneut auf den Liegenden. Jermyn empfing ihn mit den Füßen, doch sein Lehrer packte sie, stützte sich ab und machte einen perfekten Überschlag. Während er in der Luft war, beeilte Jermyn sich, auf die Beine zu kommen, aber Churo landete ein Lidschlag früher, sein Fuß schnellte hoch und wäre dies Ernst gewesen, hätten seine Zehen Jermyns ungeschützte Kehle getroffen, und damit alle Kämpfe für ihn beendet. So unterblieb der tödliche Stoß und während Jermyn ärgerlich mit der Faust auf den Boden hieb, verzog sich Churos unbewegtes Gesicht zu einem kleinen, schadenfrohen Lächeln.
Jermyn stand auf, sie verbeugten sich voreinander und die Schulung nahm ihren Fortgang. Eta hielt sich wie ein Schatten hinter seinem Herrn, um die gebellten Anweisungen zu übersetzen, zusammengekauert, als fürchte er jederzeit einen Hieb.
Jermyn fiel es nicht leicht, seine abgerissenen, undeutlichen Worte zu verstehen. Wenn Eta zaghaft um Wiederholung bat, starrte Churo hochmütig ins Weite, als habe er nichts gehört. Immer noch fand er es unter seiner Würde, mit seinem Faktotum zu sprechen. Es ging erst weiter, wenn Jermyn die Geduld verlor und sich die Abläufe direkt aus Churos Geist holte. Sein Lehrer hasste das, und eine Weile bemühte er sich zähneknirschend, deutlicher zu sprechen.
Während der Übung konnte Jermyn an nichts anderes denken als daran, den blitzschnellen Angriffen auszuweichen oder zu versuchen, die scheinbar lückenlose Deckung des anderen zu durchbrechen. Doch als die Übung vorbei war und er sich vor seinem Lehrer verneigt hatte, eine Geste, die er albern fand, seinem unglücklichen Lehrmeister zuliebe aber gewissenhaft ausführte, kehrten seine Gedanken zu dem zurück, was Babitt gesagt hatte.
Ganz so unbekümmert, wie es schien, war Jermyn nicht. Er war niemals ganz sicher, was Ninian anging. Tief in seinem Inneren verborgen schwelte die Angst, sie zu verlieren, wie ein Rest Glut unter der Asche. Und es brauchte nicht viel, um diese Furcht zu hellen Flammen anzufachen.
Ein heimliches Zeichen, das sie mit Donovan gewechselt hatte, ausgerechnet mit Donovan! Er hatte geglaubt, diese Gefahr sei vorüber, aber er hatte auch die Reste des weißen Kleides nicht vergessen. Das Ballkleid eines Edelfräuleins - was hatte sie getan, in jener letzten Wilden Nacht, als die dunklen Götter mächtig gewesen waren?
Alles, was danach geschehen war, hatte sein Misstrauen eingelullt, sie war leidenschaftlich und liebevoll gewesen, so ganz und gar sein Mädchen, dass er die Fragen unterdrückt und die Zweifel beiseite geschoben hatte. Doch jetzt - warum tauschte sie Zeichen mit Donovan?
Bei dem bloßen Gedanken stieg die rote Wut in ihm auf, er biss die Zähne zusammen, dass es knirschte. Im Gang traf er auf Babitt, und wie stets richtete sich der Zorn gegen den Überbringer der schlechten Kunde.
Du würdest gerne sehen, wie ich mich winde, aber da kannst du lange warten, Bruder!
Im Baderaum flogen keine Spottworte und Zoten hin und her. In mürrischem Schweigen machten sie sich fertig und als sie mit feuchten Haaren aus der dampfigen Luft heraustraten, sahen sie sich nicht an. Wenn Ninian nicht dabei war, aßen sie nach den Übungsstunden in den Höfen und spielten eine Partie Himmelsspiel. Doch heute tippte Babitt sich flüchtig mit zwei Fingern an die Schläfe.
»Wir sehn uns.«
Er verschwand zwischen den Gladiatoren und den Besuchern der Schule. Jermyn hielt ihn nicht zurück, aber als er einen Moment später folgen wollte, schallte die Stimme des Bullen über die Köpfe der Leute.
»Oi, Jerrmyn, komm, Brruder, wirr brauchen deine Hilfe!«
Solche Not lag in seiner Stimme, dass Jermyn sich kurzerhand durch die Menge boxte. Am Ende war Churo übergeschnappt und schlug in der Arena alles kurz und klein ...
Aber der Bulle stand vor dem Verschlag, der Witok als Schreibstube diente.
»Gutt, dass du da bist, mein Frreund.«
»Was ist? Ist Duquesne wieder mit seinen Rechtsverdrehern aufgetaucht?« Jermyn grinste, einem handfesten Streit nicht abgeneigt.
Die Leiter der anderen Gladiatorenschulen, allen
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