Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
alberne Rauferei zu sprechen.«
    Sie sprang auf und rannte davon.
    Donovan starrte ihr mit offenem Munde nach.
     
    Als sie in ihrer Zelle ankam, war die Wut verraucht. Verstört setzte sie sich auf ihr Bett. Warum hatte sie nicht eingegriffen? Mit dem Regenguss hatte sie Jermyn seine Bosheit heimzahlen wollen. Seitdem hatte sie sich oft über ihn geärgert.
    Aber nicht nur Zorn hatte ihr Herz bewegt, als sie dem Kampf zugesehen hatte – sie legte ihre Hand auf die Brust, es klopfte heftig.
    Vielleicht war sie krank. In letzter Zeit verspürte sie oft eine Unruhe, die ihr neu war. Sie konnte sich nicht entsinnen, dass sie je etwas verstört hatte. Fremdes erregte höchstens ihre Neugierde, niemals hatte etwas sie in Aufregung oder Angst versetzt. Sie hatte nicht erwartet, dass sich das hier ändern würde.
    Ava liebte ihre Eltern, aber das Fürstenpaar nahm die Regierungsgeschäfte sehr ernst und schon als kleines Mädchen war sie sich oft selbst überlassen gewesen. Es hatte ihr nie etwas ausgemacht, die ganze Burggemeinschaft hatte für sie gesorgt und seit ihrer Begegnung mit der Erdenmutter war sie nie mehr einsam gewesen. Am Anfang hatten ihr die Besuche in der Herzkammer der Erde gefehlt, aber unterdessen hatte sie gelernt, die mütterliche Wärme zu finden, wenn sie sich mit ihrem Wesen in das Erdreich versenkte. Und dennoch hatte sie ihre Ruhe verloren.
    Sie trat ans Fenster und blickte zu dem baufälligen Turm hinüber. Ihre Beklommenheit wuchs, als sie an die nächtlichen Kletterpartien dachte.
    Nach jenem ersten Mal hatte Jermyn irgendwann neben ihr gestanden und gemurmelt:
    »Heut Nacht ist Vollmond.«
    Als sie zum Turm gekommen war, hatte er schon mit einem Seil gewartet. Er half ihr, es anzulegen, und erklärte, wohin sie ihre Hände und Füße setzen müsse. Seine Worte waren ruhig, nicht beißend wie sonst, wenn er den Mund aufmachte. Vorsichtig hatten sie den ganzen Turm bestiegen und nassgeschwitzt, aber stolz war sie auf den zweiten Balkon geklettert. Danach hatten sie sich getroffen, wann immer der Mond hell genug war und das Wetter es erlaubte. Und er hatte sie gut unterrichtet. Sie kletterte die Strecke nun mühelos ohne Seil, wie er.
    Oben hatten sie zusammen gesessen und erzählt, oft auch gestritten. In der Dunkelheit schienen sie andere Menschen zu sein. Jermyn war nicht so abweisend und sie – sie hatte ihren Gleichmut verloren. Ihr war, als habe das Herzklopfen der ersten Kletterpartie nicht mehr aufgehört, und wie ein Schlag traf sie die Erkenntnis, dass ihre Unruhe mit diesen heimlichen Treffen zusammenhing, mit Jermyn. Während des Kampfes hatte sie ihn nicht nur wegen seiner Niedertracht verabscheut – sie hatte Angst um ihn gehabt.
    Ava trat vom Fenster zurück. Sie wollte nicht mehr an ihn denken. Vielleicht war es besser, nicht mehr zum Turm zu gehen.
     
    Drei Wochen später schlenderte Jermyn zwischen den Wirtschaftsgebäuden her zum Wohnhaus der Schüler.
    Die Übungen zur Selbstbeherrschung waren nicht übel. Danach schien der Aufruhr in seinem Inneren gebändigt, er empfand Ruhe und es fiel ihm leichter, die Sperren um seinen Geist aufrecht zu erhalten. Vater Dermot hatte ihm heute hart zugesetzt.
    »Öffne dich, öffne dich, öffne dich!«
    Schlag auf Schlag war der Befehl auf ihn eingestürmt, doch er hatte standgehalten. Jetzt fühlte er sich eins mit sich, nicht zerrissen wie sonst.
    Es dämmerte schon und er dachte daran, sich zu den anderen in den Garten zu setzen. Die ständige Einsamkeit schlug ihm aufs Gemüt. Da war allerdings die leidige Buße, die er Quentin schuldete: was der sich ausdenken würde? Beinahe bereute er den Überfall auf den nichtsahnenden, gutmütigen Burschen.
    Ein heftiger Stoß in den Rücken setzte der seltenen Empfindung ein jähes Ende. Ehe Jermyn sich besinnen konnte, prallte ein schwerer Körper gegen ihn und riss ihn von den Beinen.
    »Nu, Bürschle, zeig, was d' kannst«, hörte er Quentin sagen, dann blieb ihm nichts anderes übrig als so gut wie möglich den Schlägen auszuweichen, die auf ihn einprasselten. Gewandt wie er war, gelang es ihm, auf die Beine zu kommen, aber er konnte keinen Griff anbringen. Quentin kannte seine Kniffe jetzt und da er die größere Reichweite hatte, fiel es ihm nicht schwer, sich seinen Gegner vom Leib zu halten.
    Jermyn duckte sich und versuchte seinen Kopf zu schützen, aber die schweren Fäuste sausten mit Wucht auf ihn nieder. Ein Schlag in die Brust raubte ihm den Atem, den nächsten setzte Quentin

Weitere Kostenlose Bücher