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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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mich erinnern kann, sind Prügel und Hunger. Mein ganzes Leben lang hab ich versucht, Schlägen und Tritten auszuweichen und etwas zu essen zu finden. Ich könnte nicht sagen, wobei ich weniger Erfolg hatte und seit ich laufen kann, bin ich vor anderen weggerannt.«
    »Und deine ... deine Eltern?«
    Ava konnte die Worte nicht zurückhalten, sie dachte an die liebevolle Zuneigung des Fürstenpaares.
    »Eltern?«, er lachte, es war kein gutes Lachen. »Das Wort kannte ich lange Zeit überhaupt nicht. Ich habe niemals zu jemandem Vater oder Mutter gesagt. Aber wer weiß, vielleicht waren sie sogar unter der versoffenen Sippschaft, zwischen der ich herumkroch. Gekümmert haben sie sich nicht um mich. Aber kurz bevor ich an Schlägen und Hunger draufging, entdeckte ich etwas Seltsames. Ich hatte einen Kanten Brot gestohlen – ich hoffe, du verzeihst mir das, Ninian?«
    Ava errötete bei dem Hieb, aber sie schwieg, zu gefesselt von seiner schrecklichen Geschichte.
    »Der Kerl, dem der Kanten gehörte, jagte mich. Ein Riesenkerl, doppelt so schnell wie ich, aber ich war zu verzweifelt, um das Brot einfach fallen zu lassen. Ich kenn mich ganz gut aus in meinem Viertel, aber plötzlich stand ich trotzdem in einer Sackgasse, mit dem Rücken zur Wand. Glaub mir, der hätte mich totgeschlagen und ich konnte nichts anderes tun als ihm entgegenstarren wie 'ne Ratte in der Falle, direkt in seine wütenden Augen, und ich dachte: ,nee, nee, tu mir nix, tu mir nix.‘ Und da, als er mich fast erreicht hatte, blieb er stehen und schüttelte den Kopf, als verwirre ihn was. Ich starrte immer weiter und dachte: ,Hau ab, hau bloß ab‘, ganz wild und verzweifelt. Plötzlich wurden seine Augen glasig, er drehte sich um und lief weg. Oh Mann, mir war so flau, dass ich erst mal zu Boden ging und ich kapierte überhaupt nicht, warum er mich in Ruhe gelassen hatte. Darauf, dass es an meinen Gedanken lag, kam ich nicht. Na ja, der Kanten hielt nicht lange vor und kurze Zeit später stand ich vor einer Garküche und bettelte die Händlerin in Gedanken an. Ich stellte mir vor, wie sie es aus dem Topf schöpft, wie es dampft und sie mir den Napf in die Hände drückt. Und sie machte es! Sie hatte dabei genau denselben glasigen Blick wie der Wichser, der mich verfolgt hatte und nachdem ich das Essen verschlungen hatte, begann ich ernsthaft nachzudenken. Ich probierte es noch öfter und siehe da, wenn ich was genügend stark wollte, konnte ich die Leute dazu bringen, es zu tun.«
    »Und warum musstest du trotzdem ein Dieb werden? So hättest du doch alles haben können, was du brauchst?«
    »Weil ich übles Schädelweh davon bekam. Den Eintopf hätte ich fast ausgekotzt. Also benutzte ich diese wunderbare Fähigkeit nur im Notfall, aber dadurch ging es mir etwas besser. Ich hatte mehr zu essen und konnte den schlimmsten Schlägern aus dem Weg gehen, weil ich voraussah, was sie vorhatten. Schließlich hatte ich das Glück, dem alten Ganev über den Weg zu laufen. Er war 'n guter Taschendieb gewesen, aber er kriegte den Tatterich vom Saufen, also bildete er 'ne Rotte Jungen aus, die er für sich arbeiten ließ. Er nahm mich auf und brachte mir sein ,Handwerk‘ bei. Weil ich klein und wendig war, verlieh er mich an Seykos, einen Einbrecher, von dem ich das Klettern lernte.«
    »Du hattest Glück , dass du einem Taschendieb in die Hände gefallen bist, der dich zum Stehlen abrichtete?«, fragte Ava ungläubig.
    »Ja, ich war gut dran, weil ich dürr und hässlich und rothaarig war. Weißt du, was sie mit den hübschen Kindern machen, egal ob Junge oder Mädchen? Mit jemandem wie dir?«
    Er sprach leise weiter, bis sie die Hände auf die Ohren presste.
    »Hör auf!«
    Ihr war übel. Sie wollte nichts wissen von solchem Schmutz, von grausamen, widerwärtigen Begierden, die Menschen verleiteten, solche Dinge zu tun. Seine Worte waren unverblümt und überaus deutlich, er wusste genau, wovon er sprach und er schonte sie nicht.
    Ihre Wangen brannten, Scham und Abscheu trieben ihr die Tränen in die Augen. Sie biss die Zähne zusammen, aber ein Schluchzen konnte sie nicht unterdrücken. Plötzlich lag sein Arm um ihre Schultern.
    »Ninian – Ninian, wein nicht, du. War vielleicht zu drastisch, aber so geht's zu im göttlichen Dea. Hier, trink!«
    Seine Stimme war sehr nah, sie fühlte die Flasche in ihren Händen und trank gierig. Nach einigen Schlucken der süßscharfen Flüssigkeit hatte sie sich gefasst. Vorsichtig rückte sie von ihm ab, seine Nähe

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