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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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mehr?«, fragte er scheinheilig.
    »Nein, ich bin satt«, sie seufzte zufrieden. »Erzähl weiter, was stand noch in dem Brief?«
    Aber Jermyn war vom Brückengeländer gesprungen und schlängelte sich durch den Strom der Fußgänger. Der Fladenbäcker hatte seinen Stand einige Schritte entfernt auf der anderen Seite der Brücke aufgebaut. Im Rhythmus einer unhörbaren Musik löffelte er Teig auf seine heiße Eisenplatte, strich den Überschuss ab und schleuderte den fertigen Fladen mit einer schnellen Bewegung des Handgelenks zielsicher auf den Platz neben sich. Seine Frau klatschte aus einem verschmierten, von Fliegen umschwirrten Bottich, Sirup darauf und wenn sechs Fladen zusammengekommen waren, stieß sie einen Pfiff aus. Dann hielt der Bäcker inne, wischte sich den Schweiß von der Stirn und trank eine Kelle Wasser, während die Frau die in Ölpapier gewickelten Fladen den wartenden Kunden reichte. Zwei Handwerker und ein Lehrjunge mit abstehenden Ohren waren als nächste an der Reihe, aber ganz selbstverständlich streckte Jermyn die Hand nach dem Stapel aus, nachdem er eine Münze in den Korb geworfen hatte.
    Er kam zu Ninian zurück, schwang sich auf das Brückengeländer und begann zu essen. Ninian sah ihm eine Weile zu und als er keine Anstalten machte, weiter zu reden, sagte sie: »Du hast dich vorgedrängt. Warum haben die anderen sich nicht beschwert?«
    Jermyn grinste, schluckte den Bissen herunter und antwortete:
    »Es kam ihnen so vor, als sei ich als nächster dran, verstehst du? Es hat entschieden seine Vorteile, wenn man Gedanken lenken kann.«
    »Hm ... jetzt erzähl schon weiter, oder willst du erst diesen ganzen Stapel in dich hineinstopfen?«
    »He, wer hat denn vorher gestopft? Puh, dieser Sirup dörrt einem die Kehle aus. Bin gleich wieder da.«
    »Jermyn ...«
    Er lächelte süß, drehte sich um und lief mit langen Schritten zum weiter entfernten Ende der Brücke. Ninian sah ihm aufgebracht nach, die roten Stacheln waren zwischen den Köpfen der Vorübergehenden leicht zu verfolgen. Bei einem Mann, der zwei Tonnen an den Leib gebunden hatte, blieb er stehen, ließ sich die Schöpfkelle reichen und trank ausgiebig. Er schwatzte mit dem Wasserverkäufer und Ninians Ärger wuchs.
    Als er zurückkam, kehrte sie ihm den Rücken zu und ließ die Beine über dem träge dahinfließenden Wasser baumeln. Unbekümmert kletterte er neben sie.
    »Du musst wohl gar nicht trinken, was? Hier, es ist noch kalt, er hat's gerade erst vom Brunnen geholt.«
    Er hielt ihr einen Filzbeutel mit hölzernem Mundstück hin. Ninian wollte seine Hand wegschieben, aber er grinste und gab nicht nach. Zu ihrem Ärger merkte sie, dass auch sie durstig war.
    »Das ist albern. Gib schon her.«
    Sie riss ihm den Wasserbehälter weg und trank ihn leer. Jermyn rutschte näher und da nun keine Fladen zwischen ihnen lagen, berührten sich ihre Schultern, aber sie taten, als bemerkten sie es nicht.
    »Also, das war nicht alles«, nahm Jermyn seinen Bericht wieder auf, »es scheint so, als will der Briefschreiber Dea erobern. Sein Mittelsmann hier soll etwas über Wege und Zugänge in die Stadt herausfinden und möglichst viele einflussreiche Leute für die Sache des Südländers gewinnen. Am Ende kommen die unvermeidlichen Versprechungen, Belohnungen, was weiß ich. Den, der sich am meisten einsetzt, will er zu seinem Statthalter in Dea machen. Der darf unsere geliebte Stadt im Namen des fremden Herrn regieren. Ich weiß nicht, wieso das 'ne Belohnung ist«, er spuckte nachdenklich in den Fluss, »aber vielleicht gibt's ja welche, die auf so was scharf sind.«
    »Fortunagra?«, fragte Ninian. »Der hat doch auch was von Visionen und weisen Staatsmännern gefaselt. Meinst du nicht, der Brief ist an ihn selbst gerichtet?«
    Jermyn zuckte die Schultern. »Mag sein, vielleicht hat er ihn auch abgefangen, dieser Brief ist genau das Richtige, um jemandem die Daumenschrauben anzulegen. Vielleicht gibt es darin einen Hinweis auf den Empfänger. Vitalonga hat ihn nicht Wort für Wort übersetzt, aber«, er schnippte mit den Fingern, »jetzt fällt mir noch einer ein, der nichts dagegen hätte, an Stelle des Patriarchen zu regieren.«
    »Nämlich?«
    »Duquesne. Du solltest ihn hören, wenn er über seine Verantwortung der Stadt und ihrer Bevölkerung gegenüber dröhnt. Er kriegt geradezu Schaum vor dem Mund. Der wäre gar zu gerne Patriarch.«
    Er lachte hämisch. Ninian öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Es würde ihn nur

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