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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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aufbringen, wenn sie für den Hauptmann sprach.
    »Jedenfalls geht eindeutig aus dem Brief hervor, dass es einen hochgestellten Bürger der Stadt gibt, der mit ihren Feinden gemeinsame Sache macht«, fuhr Jermyn fort, »und damit Hochverrat begeht. Dafür wird man auf's Rad geflochten. Ein gefährliches Dokument«, er legte die Hand auf die Stelle, an der er es unter seinem Hemd verborgen hatte. »Schade, dass wir nicht wissen, an wen es gerichtet war.«
    »Stand das nicht drin?«
    »Nein, nur ,Lieber Freund' oder so, kein Name im ganzen Brief. Und unterschrieben war es mit einem roten Daumenabdruck. Vitalonga hat nichts gesagt, aber ich glaube, er hat den Schreiber erkannt, sein ganzes Wesen war erschüttert.«
    »Wenn Duquesne der Empfänger des Briefes wäre, warum hat Fortunagra Angst vor ihm? Mit dem Brief könnte er ihn sich doch vom Halse halten«, platzte Ninian heraus, aber Jermyn nahm ihren Einwand sehr ungnädig auf.
    »Willst du ihn reinwaschen? Es würde auch erklären, warum der werte Hauptmann noch nicht zugeschlagen hat. Vielleicht ist es ja die Angst vor dem Brief, die ihn zurückhält, nicht der Patriarch.«
    Es war ihm unerträglich, dass sie für Duquesne sprach, aber er wollte keinen Streit und zudem interessierte ihn der Brief.
    »Auf jeden Fall weiß ich jetzt, was der Ehrenwerte gemeint hat, als er fragte, ob ich alles verbrannt hätte. Er weiß, dass es gefährlich ist, mit diesem Brief in Verbindung gebracht zu werden, ganz gleich, ob er der Empfänger ist oder nicht. So was müsste er als aufrechter Ratsherr sofort dem Patriarchen vorlegen. Er hätte 'ne Menge zu erklären, wenn ich erzählen würde, wo ich ihn gefunden habe. Wir werden das Ding als Schutz gegen ihn behalten und sobald er irgendeine Teufelei versucht, stopf ich ihm den Brief in den Hals. Weißt du, was mir noch einfällt?«
    Doch bevor er weitersprechen konnte, fiel eine schwere Hand auf seine Schulter und zerrte ihn vom Geländer. Ninian widerfuhr das Gleiche, sie wurden grob herumgedreht und fanden sich Aug in Auge mit zwei Männern in rotblau gestreiften Wämsen und Pluderhosen.
    »Da möchtse glauben, des nur Deppen in unsere schöne Stadt wohnen! Es is verboten, auf die Brüstung zu sitzen, Männeken«, begann der erste beinahe gemütlich.
    »Jou«, fiel der zweite ein, »wenn wir für jeden, den wir rausfischn müssn, weil er Possen auf das verdammte Geländer getrieben hat, 'nen Kupferling kriegten, wärn wir reiche Pinkels.«
    »Genau, un denn bräuchtn wa ja keine Stadtwächter nich sein ...«
    »Un wer soll die Göttliche dann bewachen, hä?«
    »Außerdem ruinier'n wir uns die Uniformen, des liebt der Hauptmann gar nich, also runter mit euch, aber zackig!«
    Schadenfrohes Gelächter begleitete die Tirade; ein Trupp Schaulustiger hatte sich eingefunden, die Brückenhändler in der Nähe hatten ihre Arbeit unterbrochen und gafften ungeniert. Das Volk von Dea hatte immer seine Freude daran, andere in der Patsche zu sehen.
    Ninian war dunkelrot geworden. Sie hasste es, angestarrt und mehr noch, berührt zu werden. Hätte sie sich aufgeladen, wäre es den Wächtern übel ergangen. Zornig schüttelte sie die Hand ab, die sie festhielt.
    Jermyn starrte in die derben Gesichter der beiden Männer. Ihr Geist war schlicht und ungeschützt und er war versucht, sie mitsamt den Gaffern zum Teufel zu schicken. Doch mit dem Brautschatz im Beutel und dem Brief in seinem Hemd war es nicht ratsam, sich in Händel einzulassen.
    »Verschwinden wir«, murmelte er. Die Stadtwächter verzichteten weise auf weitere Schelte und ließen die jungen Leute gehen. Kopfschüttelnd setzten sie ihren Weg über die Brücke fort, nicht ohne die Müßiggänger mit derben Worten zu verscheuchen.
    »Das haben wir deinem prächtigen Duquesne zu verdanken«, knurrte Jermyn, als sie sich ihren Weg durch die engen Gassen bahnten, »früher war es diesen Nieten völlig gleich, ob man sich von dem verdammten Geländer stürzte.«
    »Er ist nicht mein Duquesne«, zischte Ninian zurück, aber ihre freundlichen Gefühle für den Hauptmann der Stadtwache hatten sich merklich abgekühlt.
    Sie verfielen in mürrisches Schweigen, bis ihnen, kurz vor dem Ruinenfeld, ein Trupp Reiter begegnete. Elegante, junge Leute, die den Aufruhr, den ihre Pferde in dem Gedränge verursachten, hochmütig überhörten.
    Ihr Anblick reizte Jermyn, er trat ein paar Dreckklumpen hoch, die das letzte Pferd an der Flanke trafen. Wiehernd bäumte es sich auf, der Reiter wurde aus seiner

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