Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
noch auf die aufsteigenden Kaufmannssippen wie die Sasskatchevan, von deren Vorfahren niemand sprach. Ihr Geld hatte der Stadt etwas von ihrem alten Glanz gegeben, so dass die Bewohner wieder von »Dea, der Großen« sprachen.
    Neue Prachtstraßen waren entstanden, gesäumt von prunkvollen Häusern mit Balkonen, Säulengängen und herrlichen Gärten. Die Kaufherren liebten es, ihren Reichtum zur Schau zu stellen und versteckten ihre Paläste nicht hinter hohen Mauern wie die alten Adelsfamilien ihre Festungen. Zarte, durchbrochene Steingitter umgaben ihren Besitz, durch die das staunende Volk an der ganzen Herrlichkeit teilhaben konnte.
    Doch gaben sie auch Geld für die Stadt und ihre Götter. Der Volksplatz hatte ein neues, vielfarbiges Pflaster bekommen, auf dem die Umrisse der Stadt und ihre bedeutendsten Bauwerke in getreuem Maßstab ausgeführt waren, dazwischen verstreut die Spielfelder des Himmelsspiels. Alle zwei Jahre wurde hier der beste Spieler der Stadt ermittelt, mit einem Beutel Gold belohnt und zum Ehrenbürger der Stadt ernannt, egal welchem Stande er angehörte.
    An den Patriarchenpalast rührten sie nicht. Wie ein dunkler Klotz stand er, schwerfällig und ehrfurchtgebietend – ein Zeichen der Macht, nicht des Reichtums. So sollte es nach dem Willen des Patriarchen auch bleiben, selbst wenn er dafür seiner verwöhnten jungen Gattin ein Lustschloss am Ouse-See bauen musste.
    Den Tempel Aller Götter aber, der älter war als alle anderen Gebäude der Stadt, hatte die Kaufmannsgilde mit einer Vergoldung des mächtigen Figurenfrieses geehrt. Sie hielten es für weise, die Götter zu besänftigen, wenn sie selbst auch nur dem Gott des Reichtums dienten. Viele Angehörige der alten Adelsfamilien geißelten dies als Protzerei, aber das störte weder die Kaufleute noch die Priester und schon gar nicht das Volk, das Prachtentfaltung liebte.
    Ninian hatte darauf bestanden, den Tempel zu besuchen. Jermyn hatte ihn nie vorher betreten, aber selbst ihn hatte die Erhabenheit des Bauwerks zunächst beeindruckt. Jetzt wanderten sie mit der Menge über die große Allee, die so breit war, dass drei vierspännige Fuhrwerke nebeneinander fahren konnten. Nur wenigen Auserwählten war das erlaubt, aber es rollten genug ein- und zweispännige, elegante Equipagen über die fugenlosen Marmorplatten. Auf den Gehwegen drängten sich Sänften- und Sesselträger mit ihrer Last zwischen den Fußgängern hindurch. Viele schienen nichts anderes zu tun zu haben, als sich zwischen den kegelförmig beschnittenen, dunkelbelaubten Bäumen zu ergehen und die Statuen der Alten zu betrachten, die den Straßenrand säumten. Das Pflaster war reinlicher als in den meisten anderen Vierteln Deas, das Klappern der Pferdehufe und die »Obacht«-Rufe der Träger die lautesten Geräusche. Straßenhändler und Garköche, die sonst überall mit Geschrei ihre Waren feilboten, fehlten – der Rat der Stadt hatte sie ebenso verbannt wie die Straßendirnen, die Gaukler und Bettler. Nichts sollte die alte Herrscherstraße besudeln.
    Als sie den Volksplatz erreichten, steuerte Jermyn auf eine Gruppe Junker zu, die sich in der Nähe des Steinpfeilers um ein Spielfeld versammelt hatten. Ninian blieb stehen.
    »Ach, nein! Das gibt es also hier zu sehen«, entrüstete sie sich. »Jetzt wirst du endlos dieses langweilige Spiel spielen.«
    »Nicht endlos«, wiegelte er ab, »ich will nur zusehen, vielleicht etwas Geld verlieren. Außerdem habe ich auch nicht genörgelt, als du ewig in dem alten Tempel herumgetrödelt hast.«
    »Pah, allzu viel Zeit hast du mir nicht gelassen«, murrte sie.
    Das Spiel war in vollem Gange. Münzen flogen in die bunten Spielfelder, rutschten über den Rand, was Gelächter oder Flüche hervorrief. Jermyn drehte ein Goldstück zwischen den Fingern, aber nachdem er eine Weile zugesehen hatte, steckte er es weg.
    »Reich und lustig, aber nicht besonders gut«, meinte er und holte eine Silbermünze heraus.
    »Ich steige ein«, meldete er sich an.
    Sie musterten abfällig sein rotes Haar, aber sie hatten das Goldstück gesehen und machten ihm Platz.
    »Nur ein Spiel, es wird sicher nicht lange dauern.«
    Er stellte sich an die Wurfmarke, nahm sorgfältig Maß und warf seine Münze in die Mitte des Erdenfeldes.
    Ninian ließ sich ergeben auf dem Boden nieder und schlang die Arme um die Knie. Seine Vorliebe für das Himmelsspiel konnte sie nicht verstehen.
    »Alle spielen es«, hatte er erzählt, »ich kenne es seit ich mich erinnern

Weitere Kostenlose Bücher