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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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kann. Meistens war es blutiger Ernst. Die Männer haben Geld auf uns gesetzt, wie bei Hahnenkämpfen. Der Gewinner bekam was Warmes zu essen oder ein paar Kupfermünzen. Damit überstand man den nächsten Tag. Für die Verlierer gab's oft genug Hiebe. Manchmal wurde auch Streit zwischen den Banden durch ein Spiel entschieden. Aber das endete meistens in Straßenschlachten.«
    »Warst du ein guter Spieler?«, hatte sie gefragt.
    »Ach, leidlich. Ich hab nie zu den besten gehört und in den drei Jahren im Haus der Weisen hab ich viel verlernt. Mit Meisterspielern lass ich mich nicht ein. Die sagen dir jeden Wurf voraus. Aber Wetten macht auch Spaß.«
    Er liebte das Spiel, es half ihm, seine Gedanken zu sammeln, wie das Klettern, und ihm zuliebe hatte Ninian sich eine Reihe von Partien angesehen. Es war ihr nicht gelungen, den Witz des Spieles zu ergründen, und auch jetzt gab sie es bald auf, dem Spielverlauf zu folgen.
    Sie beobachtete Jermyn, der so selbstvergessen spielte, dass er es nicht merkte.
    Den dünnen Zopf hatte er hinter das Ohr geschoben und während er auf den nächsten Wurf wartete, befingerte er den breiten Goldring, den er seit kurzem am anderen Ohr trug. LaPrixa hatte ihm den Ring gesetzt und das rote Haar zu Stacheln gedreht. Kopfschüttelnd hatte Ninian über die harten Spitzen gestrichen, die ihre Handfläche gekitzelt hatten und ihre Hand schnell weggezogen. »Du magst das nicht«, hatte er halb spöttisch, halb trotzig gesagt und sie hatte die Schultern gezuckt. »Es ist sehr ungewohnt, du siehst aus wie ein zorniger Kater – als sträube sich dir vor Wut das Fell.«
    Mittlerweile war sie froh über die seltsame Haartracht. So konnte sie ihn in der Menge nicht verlieren.
    Mit zusammengezogenen Brauen maß er die Entfernung zum nächsten Feld. Schwarze Brauen und schwarze Augen zu den roten Haaren – unter all den vielen Menschen Deas hatte sie nicht einen anderen gesehen, der so ungewöhnliche Farben in sich vereinte. Aber es gefiel ihr, es gefiel ihr sehr ...
    Er warf und der Wurf ging weit daneben. Seine Mitspieler brachen in wieherndes Gelächter aus.
    »Vielleicht solltest du es mit Augengläsern versuchen, Freund«, witzelte einer, »oder bist du besoffen?«
    Jermyn biss sich auf die Unterlippe. Er sah zu Ninian hinüber und sie errötete. Offenbar hatte er ihre Blicke gespürt, sie hatten ihn abgelenkt.
    Mit einer entschuldigenden Geste stand sie auf und klopfte den dünnen Leinenkittel ab. Das öde Spiel würde ewig dauern. Sie zog es vor umherzuwandern.
    Wer Dea durch das nördliche Tor betrat, erblickte als erstes den Volksplatz. Biederes Landvolk und Gebirgler starrten in fassungslosem Staunen um sich, angerempelt und beschimpft von den ungeduldigen Städtern. Tüchtige Händler schwatzten ihnen Waren zu überhöhten Preisen auf und Schlepper lotsten die Bedauernswerten in schmutzige Gasthäuser, wo es nur das Ungeziefer umsonst gab.
    Junge Männer aus guter Familie und ihre schmeichlerischen Nachahmer stolzierten einher und beanspruchten mehr Platz als jeder andere. Man machte einen Bogen um sie, denn sie nahmen jeden zufälligen Stoß zum Anlass, um Händel anzufangen und ehrbares Volk in Furcht zu versetzen.
    Frauen mieden den Platz, außer an besonderen Festtagen, und jene, die ihr Tagwerk zwang herzukommen, eilten mit tief in die Stirn gezogenen Hauben dahin, um nicht die Aufmerksamkeit der jungen Spaßvögel auf sich zu ziehen. Leichte Mädchen durften sich nicht sehen lassen, der Rat der Stadt hatte es verboten. Die Wächter, die zu zweit über die weite Fläche schritten, achteten streng auf die Einhaltung dieses Verbots, wenn sie auch manches andere übersahen. Aber für jede Hure, die sie aufgriffen, zahlte ihnen der Rat in seiner Weisheit eine Prämie.
    Zwischen den Gaffern und Müßíggängern schob sich Ninian zu dem riesigen Steinpfeiler, dem Mittelpunkt des Platzes. Vitalonga sagte, er sei älter als der Tempel Aller Götter und schon uralt gewesen, als die Alten ihn von ihren Feldzügen mitgebracht und hier aufgestellt hatten.
    Sie stieg die Stufen zum Sockel hoch. Die schwarzen, glänzenden Flächen waren über und über mit seltsamen Zeichen bedeckt. Als sie Jermyn nach ihrer Bedeutung gefragt hatte, hatte er verdutzt hinaufgeschaut, als bemerke er sie zum ersten Mal. Auf Fragen dieser Art wusste er nie eine Antwort.
    Die Freigiebigkeit der Kaufleute hatte auch die Spitze des Pfeilers neu vergoldet, sie blinkte in der Sonne und Ninian legte den Kopf in den Nacken,

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