AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
Wette, dass bald ganz Dea von unserer Schule sprechen wird!«
Fruchtmond 1464 p. DC
Bevor es jedoch so weit war, versetzte ein anderes Ereignis die große Stadt in brodelnde Erregung: Die lang aufgeschobene Vermählung von Sabeena Castlerea und Artos Sasskatchevan sollte endlich stattfinden. Auch nach dem überraschenden Auftauchen des Brautschatzes war das Gerede nicht verstummt, der Patriarch hatte zuletzt ein Machtwort gesprochen und die Feier zum Staatsereignis erklärt, um alle Gerüchte aus der Welt zu schaffen.
Eine öffentliche, dreitägige Zeremonie nach den alten Regeln sollte dem Volk eindringlich die Macht, die glanzvolle Vergangenheit und den Reichtum der Herrschenden vor Augen stellen. Wenn es Speise und Trank in Mengen, Tanz und Lustbarkeiten in reichem Maße gab, waren die guten Leute von Dea geneigt, das Wohlergehen der Mächtigen für ihr eigenes zu halten. Ein solches Fest hielt sie für viele Mondumläufe ruhig, wie der alte Fuchs auf dem Patriarchenthron nur zu gut wusste.
Alle Straßen und Plätze, über die der Brautzug führte, wurden ausgebessert, gesäubert und festlich geschmückt und die große Prachtstraße zwischen dem Patriarchenpalast und dem Tempel Aller Götter wurde gesperrt. In die fieberhaft geschäftige Stadt schlug wie ein Blitz die Nachricht ein, dass der Herr Donovan, der Sohn und Erbe des Patriarchen, seine Reise beendet hatte und rechtzeitig zur Hochzeitsfeier zurückkehren würde.
Das stürzte alle adligen Damen und reichen Kaufmannsgattinnen, die Töchter im heiratsfähigen Alter hatten, in Aufregung. Eine Flut von Aufträgen ergoss sich über Schneider, Putzmacherinnen und Goldschmiede, denn allen Gerüchten zum Trotz hatte Donovan keine Braut aus der Fremde mitgebracht. Man wusste jedoch, dass der Patriarch auf eine frühe Vermählung drängte, da er den Fortbestand seiner Linie sichern wollte, bevor er sein Leben beendete. Böse Zungen behaupteten, dass er vor allem feststellen wolle, ob Donovan überhaupt dafür sorgen konnte. Sollte er nach zwei, drei Jahren keinen Nachfolger hervorgebracht haben, musste der Patriarch doch einen seiner Bastarde auf den Thron heben.
Viele verstohlene Blicke folgten in diesen Tagen dem einzigen, den der alte Mann in seiner Nähe duldete, aber Duquesne ließ sich nichts anmerken. Er hatte wenig Zeit, sich Gedanken über Donovan zu machen, denn er war dafür verantwortlich, dass nichts die Feierlichkeiten störte.
Donovan sollte einige Tage vor der Hochzeit in der Stadt eintreffen, jedoch in aller Stille, damit nichts von dem größeren Ereignis ablenkte. Man wollte keine große Volksansammlung riskieren, allzu leicht geriet die leicht erregbare Volksseele bei solchen Anlässen außer Rand und Band.
Nicht jeder war mit dieser Anordnung zufrieden und Wag kam maulend von einem Streifzug zurück.
»Keine Parade, kein Umzug durch die Straßen, kein Münzenwerfen, keine jubelnde Menschenmenge, kein gar nix. Wie soll 'n ehrlicher Dieb da auf seine Kosten kommen? Der junge Herr muss doch für uns arme Schlucker sorgen, schließlich is er unser zukünftiger Stadtvater.«
Sie hatten sich in der Küche eingefunden, um Neuigkeiten zu hören.
»Von mir aus braucht er gar nicht zu kommen«, knurrte Jermyn böse. Ninian lachte, aber sie vermied es ihn anzusehen.
»Warum regst du dich auf?«, neckte sie Wag, »während der Hochzeit wirst du doch reichlich Gelegenheit haben Taschen auszuräumen.«
»Von wegen«, erwiderte Wag düster, »Duquesne, der Lump, hat jede Menge Wachleute aufgestellt un er lässt immer noch neue einschwören, hab ich gehört. An dem kommt man nich vorbei. Sie sagen, an jedem Dieb, den er erwischt, will er ein Ex... ein Exem... also, der wird jedenfalls hart bestraft, und bei meinem Glück wär ich bestimmt der erste. Aber«, sein Gesicht hellte sich auf, »drei Tage lang gibt's freies Essen und Trinken, soviel man will. Un in der Nacht der Bettlegung machen sie 'n Feuerwerk«, er kicherte. »Hoffentlich wird der Bräutigam dadurch nich abgelenkt. Aber schade is es doch, das wa den Herrn Donovan nich begrüßn dürfn, er is netter als die meisten hohen Herrn.«
Jermyn verließ seinen Platz am Kamin und marschierte wortlos aus der Küche. Er schleuderte die Tür zu, doch das armselige Ding verdarb ihm den Abgang, indem es nur quietschend in den Angeln schwang. Trotzdem zog Wag ängstlich die Schultern hoch.
»Was is 'n jetzt los? Hab ich was Falsches gesagt?«
Ninian seufzte.
»Nein, nein, es ist schon gut.«
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