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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Sasskatch hast du schon gesehen. Ich hab gehört, er sollte im Zug mitreiten, aber er steigt auf kein Pferd und bestimmt wollte er sich nicht wie eine Frau in der Sänfte tragen lassen. Die Frau neben ihm ist seine Tochter. Sie steht seinem Haus vor, seit seine Alte tot ist. Sabeena wird ihr den Platz streitig machen.«
    »Meinst du? Sie sieht nicht so aus, als ließe sie sich etwas wegnehmen.«
    Die scheue, farblose Braut schien Ninian keine ernsthafte Bedrohung für die stattliche, junge Frau mit der königlichen Haltung. Auf ihrem prachtvollen Gewand, in den schwarzen, kunstvoll aufgetürmten Flechten blitzten Juwelen und sie bewegte ihren glitzernden Fächer mit anmutiger Würde. Aber ihr schönes Gesicht wirkte verdrossen, sie schien nicht von strahlender Freude über das Glück ihres Bruders erfüllt.
    »Wen macht diese Hochzeit eigentlich glücklich, außer drei alte Männer?«, fragte Ninian kopfschüttelnd und Jermyn lachte.
    »Alle, die hier stehen, schätze ich.«
    Er wies auf die Zuschauer, die in laute Jubelrufe ausbrachen und musste schreien, um den anschwellenden Lärm zu übertönen.
    »Die können sich drei Tage für nix den Bauch voll schlagen und bis zum Umfallen saufen.«
    Die Fanfarenbläser zogen vorbei und nahmen Aufstellung zu beiden Seiten der Treppe, die zum Eingang des Palastes hinaufführte. Fahnenträger folgten ihnen mit den Standarten der Castlerea und der Sasskatchevan, die im Wind schwankten.
    Ninians rotgesichtiger Nachbar sagte feixend zu seinem Begleiter:
    »Je jünger die Familie, desto schnörkliger das Wappen. Möchte nur wissen, woher der Greif in Sasskatchevans Wappen kommt. Es heißt, sein Großvater war noch Strandräuber an den Küsten im Osten.«
    »Ist doch klar«, erwiderte der andere schlau, »der Greif kommt vom Greifen oder hast du schon mal gehört, dass er was hergegeben hätte, was er einmal in den Klauen hatte?«
    Er lachte schnaufend über seinen Witz und Ninian schaute hinauf zu den Standarten, die sich scharf gegen den tiefblauen Sommerhimmel abhoben. Die linke zeigte einen einfachen Turm mit drei Zinnen und darüber eine dreizackige Krone auf rotem Grund – das Kastell, der Wehrturm der Könige, das uralte Wappen der Castlerea. Das rechte Wappen dagegen stellte ein vielfach verschlungenes Bild dar, mit glitzernden Fäden auf schwarzen Grund gestickt. Ein Greif war zu erkennen und Wellen, darüber ein stolzer Dreimaster. Das ganze war von Zeichen umgeben, die sie nicht entziffern konnte.
    Das Wappen im Saal von Tillholde kam ihr in den Sinn. Ein Feld, geteilt in Schwarz und Weiß, verbunden durch eine einfache, silberne Säule – so schlicht, dass sie nie darüber nachgedacht hatte. Wie alt mochte ihre Familie sein? Hastig unterdrückte sie den Gedanken. Sie hatte keine Familie mehr und auch kein Wappen.
    Die Standartenträger stiegen die Stufen der Palasttreppe empor und blieben an den Seiten stehen, die Fahnen vor sich aufgepflanzt.
    »Schau«, Jermyn stieß Ninian an, »da kommt die Streitmacht.«
    Die bewaffnete Eskorte zog heran, hochgewachsene, gutaussehende Männer in eleganten gelbroten Uniformen, mit großen Federbüschen an den Hüten und glänzend polierten Waffen.
    »Pah, die ist geborgt«, ließ sich Ninians kenntnisreicher Nachbar vernehmen. »Der Patriarch hat seine Leibgarde zur Verfügung gestellt, weil sie beide keine eigenen Truppen aufbieten können – Castlerea aus Geldmangel und Sasskatchevan, weil sein Schlägertrupp beim besten Willen nicht vorzeigbar ist.«
    Die Gardisten nahmen mit unbewegten, hochmütigen Gesichtern Aufstellung zwischen den Standartenträgern. Jermyn hörte ein Schnauben und sah auf.
    Neben ihm stand der Stadtwächter, breitbeinig mit aufgepflanzter Hellebarde. Die blaurote Uniform passte mehr schlecht als recht, anstelle eines Federhutes trug er einen verbeulten Helm und der Brustpanzer, den der arme Kerl trotz der Hitze tragen musste, hatte reichlich Dellen. Der halbherzige Versuch, die Brünne zu polieren, war nicht erfolgreich gewesen. Das einzig makellose Stück in der ganzen Ausrüstung war die Klinge der Hellebarde und Jermyn war bereit zu wetten, dass das kurze, breite Schwert genauso gut gepflegt war. Duquesne wusste, worauf es ankam.
    Der Mann blickte starr geradeaus, aber seine Mundwinkel waren verächtlich heruntergezogen – offensichtlich herrschte keine Freundschaft zwischen Duquesnes Stadtwächtern und der Palastwache des Alten.
    Jermyn nickte nachdenklich. Gut zu wissen ...
    Leichte Hufschläge und

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