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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Gelächter kündigten die Edelleute an, die dem Brautpaar das Geleit gaben. Junge Männer aus guten Familien, die mit dem Bräutigam befreundet waren und die Edelfräulein, die Freundinnen der Braut sein sollten, wenn auch die ganze Stadt wusste, dass Sabeena kaum Gespielinnen gehabt hatte. Entweder waren die Familien der Mädchen nicht vornehm genug oder ihr Betragen entsprach nicht den strengen Vorstellungen der Lady Castlerea.
    Trotzdem ritt ein ganzer Tross hübscher, junger Mädchen auf zierlichen Pferden heran. Sie alle waren in hellen Brokatroben aufs Prächtigste herausgeputzt und ihre Augen funkelten mit ihren Juwelen um die Wette. Keck saßen sie im Sattel, warfen den Zuschauern mutwillige Blicke zu und wagten sogar Kusshände. Die Hoffnung, bei diesem glänzenden Fest einen Ehemann zu finden, umschwebte das glitzernde Trüppchen wie die Duftwolke, die es hinter sich her zog.
    Die Leute klatschten begeistert und jubelten ihnen zu. Hier kamen sie endlich auf ihre Kosten – für soviel Lieblichkeit lohnte es sich in der glühenden Sonne auszuharren. Jermyn grinste.
    »Sind sie nicht reizend?«, flüsterte er Ninian zu und erntete hochmütiges Schulterzucken.
    »Wenn du meinst ...«
    Die jungen Leute gaben ihre Pferde ab und stellten sich auf der Treppe, Edelmann und Edelfräulein abwechselnd, vor die Standartenträger und die Eskorte.
    »Wird eng auf der Treppe«, meinte Ninian, aber ihr Nachbar erwiderte: »Nein, die alten Herrschaften gehen gleich rein, die stellen sich nicht auf. Schaut, da kommt Castlerea«, er stimmte in die Hochrufe ein, »Castlerea – der Schutz der Götter für Castlerea!«
    Jermyn dachte an seine erste Begegnung mit dem edlen Paar am Tag der Ahnen, eingekeilt in der Menge, die ehrfürchtigen Rufe in den Ohren. Damals hatte er den Brautschatz noch nicht gefunden und war allein gewesen. Er warf einen Seitenblick auf Ninian, die zu den Brauteltern hinaufschaute, und einen Augenblick lang durchflutete ihn das Glück.
    Castlerea und seine Frau ritten langsam vorüber; der alte Mann wirkte krank und müde. Die Aufregungen der letzten Wochen, die Verhandlungen mit dem alten Sasskatch und dem Patriarchen, die beide einen harten Schädel hatten, mochten ihm zugesetzt haben. Doch dankte er für den Jubel der Menge mit ernster, altmodischer Höflichkeit.
    Seine Frau dagegen triumphierte, ein harter Glanz lag in ihren Augen, um die verkniffenen Lippen spielte ein dünnes Lächeln. Sie war ihrem Ziel, dem Erhalt der Familie Castlerea, einen Schritt nähergekommen, wenn es denn ihrer Tochter gelang, wenigstens zwei Kinder hervorzubringen. Über die geringe Herkunft der Familie ihres Schwiegersohns sah sie hinweg, sie würde geadelt durch die Gunst, dem ehrwürdigen Namen Castlerea neuen Glanz verleihen zu dürfen. Steif neigte sie den Kopf, soweit ihr Stolz es erlaubte, aber ihre Augen glitten hochmütig über die Menge hinweg. Trotz ihrer Jahre saß sie aufrecht zu Pferde und wenn Reitkleid und Haube auch von strengem Schwarz waren, so schmückte sie doch ein breiter, kostbarer Spitzenkragen und an der Haube funkelten düstere Edelsteine.
    Am Fuße der Treppe halfen ihnen zwei junge Edelherrn abzusteigen. Sasskatchevan und seine Tochter waren von der Tribüne herabgekommen, man verbeugte sich förmlich, ohne Wärme und stieg gemeinsam die Stufen empor.
    Der Jubel schwoll zu frenetischem Geschrei und Jermyn reckte sich. Aus den geöffneten Torflügeln des großen Palastes war der Patriarch herausgetreten, um die Ankommenden zu begrüßen.
    Er war ein alter, fetter Sack, aber er trug seine Jahre und seine große Leibesfülle mit Würde, wie Jermyn widerwillig zugeben musste. Und er wusste, wie man die Menge begeisterte. Sein Aufzug war von blendender Pracht; schimmernder Samt, feinstes Spitzengeriesel und kostbarer Schmuck führten dem Volk von Dea die Macht ihres Herrn eindrucksvoll vor Augen. Ein dunkelrotes Samtbarett bedeckte den breiten Schädel mit dem kurzgeschorenen, eisengrauen Haar und eine Diamantagraffe versprühte blitzende Funken, als er leutselig nach allen Seiten nickte. Seine junge blonde Frau hatte sich Mühe gegeben, mit ihren Gewändern die Braut nicht zu überstrahlen, doch neben ihrer zarten, aufreizenden Anmut würde Sabeena trotzdem verblassen.
    Der junge Mann hinter ihnen überragte das fürstliche Paar. Er war barhäuptig, helles Haar leuchtete in der Sonne. Jermyns Gesicht wurde hart.
    Ein Jahr war vergangen, seit er seinen Rivalen zuletzt gesehen hatte, aber mit einem

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