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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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eigenen Wege zu gehen. Seine verheirateten Freunde hatten ihm versichert, dass eine Ehefrau, wenn sie nur fügsam war, kein Hindernis für einen unternehmungslustigen Mann bedeutete. Und Sabeena, als Tochter ihrer Mutter, würde nichts mehr fürchten als einen Skandal und alles schweigend ertragen.
    So sah er eine prächtige Zukunft in dem goldenen Dunst, in den er leutselig grüßend hineinritt.
    Er hatte die Treppe fast erreicht, als sein Blick auf einen jungen Mann mit brennend rotem Haar und ein zierliches Mädchen fiel, die hinter dem blauroten Wächter an der Absperrung standen.
    Ihm wurde schwül unter seinem Hochzeitswams. Das herzförmige Gesicht mit den schrägen Augen hatte er durchaus nicht vergessen, trotz der Drohungen ihres Komplizen war es durch seine Träume gegeistert, so dass er schweißgebadet erwacht war. Der Bursche starrte ihn dreist grinsend an und flüsterte dem Mädchen etwas zu. Sie verzog verächtlich das Gesicht und ihre Antwort erheiterte den Rothaarigen so, dass er laut auflachte.
    Mit einem Schlag stand Artos die Szene in dem alten Palast vor Augen, die jämmerliche Figur, die er dabei gemacht hatte. Wie damals hielt ihn der tintenschwarze Blick fest, drang unbarmherzig durch all die schmeichelhaften kleinen Lügen, mit denen Artos die anderen, vor allem aber sich selbst getäuscht hatte. Ihm war, als habe er vor dem ganzen Volk die Hosen heruntergelassen.
    Die Verwirrung seines Herrn spürend, entzog sich der Rappe der schlaff gewordenen Hand und begann so wilde Kapriolen, dass die Zuschauer erschrocken zurückwichen.
    »Achtet auf euer Pferd«, rief eine zornige Stimme, doch Artos hatte alle Mühe das widerspenstige Tier zu bändigen. Vier Männer mussten sich in die Zügel werfen, damit der Bräutigam einigermaßen würdevoll absteigen konnte. Einer von ihnen war Duquesne, der im Schatten der Tribüne gestanden hatte und jetzt eine förmliche Verbeugung machte, ohne seine Verachtung zu verbergen.
    Um Fassung ringend stieg Artos die Treppe hoch, weit entfernt von dem triumphalen Einzug, den er sich vorgestellt hatte. In seiner Verwirrung küsste er zuerst die Hand seiner Schwester, obwohl die Fürstin Isabeau und seine Schwiegermutter den Vorrang gehabt hätten. Die Miene der blonden Fürstin zeigte nur leichte Belustigung, aber Adela Castlerea presste die dünnen Lippen zu einem Strich zusammen. Ihre Mundwinkel senkten sich verächtlich, was dem alten Sasskatch nicht verborgen blieb und ihm finsteres Stirnrunzeln entlockte. Artos stellte sich zerknirscht neben seinen Schwiegervater.
    Am Straßenrand sagte Jermyn mit leisem Lachen:
    »Mir scheint, wir haben ihm den Auftritt verdorben.«
    Ninian kicherte schadenfroh.
    »Geschieht ihm recht, dem Hanswurst.«
    Sie vergaßen den unseligen Bräutigam, denn der Jubel schwoll unmäßig an. Endlich, am Ende des langen Zuges, schwebte die Sänfte der Braut heran, getragen von zwölf Männern in den Farben der Castlerea. Hinter ihr rollten geschmückte Karren mit ihrer Mitgift und den festlich gekleideten Dienerinnen und Dienern, die ihr in ihr neues Heim folgten.
    Der Beifall galt nicht Sabeena Castlerea allein, sondern auch dem sagenumwobenen Schatz, der so geheimnisvoll verschwunden und wieder aufgetaucht war. Soweit er sie nicht schmückte, hielt sie ihn in einem vergoldeten Kästchen auf dem Schoß.
    Ninian sah ihr geringschätzig entgegen, als sie langsam näher kam.
    Die junge Frau wirkte ein wenig verloren in ihrem steifen, gold- und silberdurchwirkten Gewand. Doch starrte sie nicht teilnahmslos vor sich hin wie auf dem Gartenfest der d'Este, sondern hielt den Kopf mit dem schweren Brautdiadem hocherhoben und neigte ihn leicht zum Dank für den Jubel.
    Ihre Hände lagen beschützend auf der Truhe und ihr Gesicht unter den verschlungen blonden Flechten hatte sogar ein wenig Farbe. Ein merkwürdiger, entschlossener Zug lag um ihren Mund und erstaunt erkannte Ninian die harten Züge der Mutter in dem sanften Antlitz.
    »Was ist los mit ihr? Sie sieht gar nicht mehr so hasenherzig aus«, flüsterte sie Jermyn zu, aber er lächelte nur, ohne den Blick von der jungen Frau zu lassen.
     
    Sabeena Castlerea hatte in den vergangenen Monaten in einem bösen Traum gelebt, aus dem es kein Erwachen gab.
    Als einziger Spross einer der ältesten Adelssippen Deas hatte sie unter der strengen Herrschaft ihrer Mutter eine freudlose Kindheit verbracht. Nichts ging über die Ehre des Namens Castlerea. Dem kleinen Mädchen, das sich nach Liebe hungernd auf

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