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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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fühlte, als wir die Felsen erreichten. Ely schärfte mir streng ein, mich nicht im Freien blicken zu lassen. Ich konnte ihm ansehen, dass er mich dahin wünschte, wo der Pfeffer wächst. Armer Ely«, sie grinste liebevoll, »er hat ordentlich was mitgemacht, an diesem Tag. Die Schluchten sind furchterregend«, fuhr sie fort. »Schiere Felswände, mehr als hundert Fuß hoch. Sie hängen über und stehen so dicht, dass es unten nie richtig hell wird. Der Fels ist düster, fast schwarz, an vielen Stellen nass und glatt wie Glas. Das wäre eine Herausforderung. Ich würde da nicht ohne Not hochklettern.«
    Jermyn nahm den Köder nicht.
    »Warum auch? Da oben gibt's doch nichts zu holen, oder? Mich reizen Palastmauern, nicht Felswände.«
    Ninian lachte.
    »Wie du meinst. Wir lagen also vor den Schluchten, ich hockte in meinem Wagen und wartete. Nichts rührte sich, hin und wieder brüllten die Ochsen, niemand kam, um mir zu sagen, was los war – ich bin fast aus der Haut gefahren. Nachdem das den größten Teil des Vormittags so gegangen war, wurde es mir zu dumm. Ich kletterte aus dem Wagen und kroch unter den anderen Wagen her, bis ich den Eingang der Schluchten sehen konnte.
    Ely, Josh ap Gedew und die anderen Kaufleute standen auf der Wiese, zwischen der Wagenburg und dem Eingang der Schluchten. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und berieten sich. Ihnen gegenüber hatte sich ein Haufen der dreckigsten, widerlichsten Kerle versammelt, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Selbst jetzt, wo ich doch einiges von deinen Mitbewohnern in dieser Stadt kennengelernt habe. Und ihr Anführer ...«
    Jermyn sah, wie sich die Härchen auf ihren Armen aufrichteten.
    »Er war riesig, hatte einen Wanst wie ein Fass und ein feistes Gesicht mit Hängebacken, wie Artos, aber viel hässlicher. Seine langen Haare und seine Kleider starrten von Schmutz. Das Wams klaffte über seinem Bauch und ständig scharrte und kratzte er an ... an sich herum.«
    Sie schüttelte sich. »Er schien aber guter Laune zu sein, denn er grinste äußerst niederträchtig. Alle, die die Schluchten sicher passieren wollen, müssen dem Scheusal eine beträchtliche Summe zahlen. Sie tun es zähneknirschend, sie haben keine andere Wahl. Orp ap Carroi hat Bogenschützen auf dem Felsen postiert und Steinhaufen aufgestapelt. Sie können einen Wagenzug in wenigen Minuten zerstören, ohne selbst einen Mann zu gefährden. Die Kaufleute hatten das Lösegeld aufgebracht, ich sah die Kiste in der Mitte der Wiese stehen, aber sie machten lange Gesichter, während sie miteinander sprachen. Dann trat Ely vor und ich erfuhr den Grund für die Verzögerung.«
    Sie machte eine Pause und ballte die Fäuste.
    »Es ging um mich. Der Herr der Schluchten forderte zu dem Geld auch die Frau, die den Wagenzug begleitete. Ely widersprach zuerst, aber Orp ap Carrois Späher hatten den Zug schon lange beobachtet, es hatte keinen Zweck, mich zu verleugnen. Orp ap Carroi warf ihm vor, er habe ein Abkommen verletzt. Ely habe bei seiner Ehre versichert, niemals Frauen mitzunehmen, und er verlange meine Auslieferung, wie es bei Schmuggelware üblich sei. Ihre Weiber seien abgenutzt, sie bräuchten dringend Frischfleisch – es war widerlich.
    Ely versuchte sich herauszureden, er habe ein junges, schutzloses Mädchen nicht allein in der Wildnis lassen können. Er nähme kein Geld von mir, habe also auch sein Wort nicht gebrochen. Das Scheusal lachte bloß und meinte, er wolle Ely gern von der Last befreien, mich zu beschützen. Wenn sie mich nicht herausgeben wollten, müssten sie das doppelte Wegegeld zahlen. Er fletschte die Zähne dabei, wie ein Wolf.
    Ich hörte, wie die Kaufleute nach Luft schnappten. Die Kiste war nicht gerade klein, es musste sie schon einiges gekostet haben, dieses Geld aufzubringen. Sie zogen sich zurück und ich hörte sie flüstern.
    ,Wir müssten den Lohn der Fuhrknechte noch mehr verringern, wenn wir überhaupt noch Gewinn machen wollen. Sonst können wir genauso gut umkehren.'
    Den anderen war anzusehen, dass sie ähnlich dachten. Aber Ely fuhr ihnen über den Mund.
    ,Ihr wisst genau, dass wir nicht das Doppelte aufbringen können. Ich für meinen Teil bin bereit, noch zehn Goldstücke dazuzulegen, aber ich kann nicht über die anderen bestimmen.' Seine Stimme wurde scharf und seine nächsten Worte werde ich ihm nie vergessen.
    ,Aber ob Ihr das annehmt oder nicht, ich werde Euch niemals dieses oder irgendein anderes Mädchen ausliefern, Orp ap Carroi von

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