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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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vorbei.
    »Nein, du musst wohl mit mir rechnen, mein Guter«, flötete sie honigsüß.
    Babitts Brauen schossen in die Höhe, dann grinste er.
    »Also gut, was soll's«, er beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich hab 'nen Auftrag bekommen, 'ne heikle Sache, aber prächtige Sore. Für den Bruch hab ich meine eigene Truppe, aber es is Kletterei dabei. Ziemlich schwierig, wenn ich's recht verstanden hab, und da hab ich an dich, äh, an euch gedacht. Wie is es, seid ihr dabei?«
    Er wippte ungeduldig, sein Blick wanderte erwartungsvoll zwischen ihnen hin und her.
    Ninian zog heftig an der Bilha und Jermyn schlürfte bedächtig seinen Kahwe. Endlich fragte er beiläufig:
    »Viel Vorbereitung?«
    Babitt nickte.
    »Wie immer, Bruder. Wachwechsel ausgucken, Wege auskundschaften, obwohl der Auftraggeber sagt, dass wir uns um nix kümmern müssen. Aber du weißt ja, wie es is – bei so was prüft man lieber nach. Wir könnten noch Hilfe brauchen.«
    Jermyn lehnte sich in die dicken Polster zurück und starrte in den Himmel hinauf. Sein Blick glitt zu Ninian und er schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid, Babitt, is nix für mich, ich hab im Augenblick keine Lust auf aufwändige Brüche, ich bleib draußen.«
    Gerade noch rechtzeitig bemerkte er das gefährliche Funkeln in Ninians Augen. Rasch griff er über den niedrigen Tisch und zog ihre Hand an die Lippen.
    »Was meint Ihr dazu, edles Fräulein? Wollen wir unsere Zeit mit Arbeit verschwenden?«
    Verdutzt sah sie ihn an, dann fasste sie sich, nahm einige lange Züge aus der Bilha und erwiderte: »Nein, lieber Freund, das wollen wir nicht.«
    Babitt starrte sie mit offenem Mund an und sie winkte ihn hoheitsvoll fort. Jermyns Blick verlieh ihrer Geste Nachdruck und er trat verwirrt den Rückzug an.
    Sie sprachen nicht mehr von der Begegnung, aber später im Bett fragte Ninian nach Babitt.
    »Babitt, der Maulwurf – wir gehörten beide zu Ganevs Diebestruppe, er war einer der ältesten. Er konnte gut zuschlagen, Ganev hat ihn nie angerührt, obwohl es geschicktere gab. Manchmal ging er dazwischen, wenn der Alte die Kleineren zu hart anpackte. Ich glaub, er hat 'n weiches Herz, der arme Kerl. Ganev hat ihn nachher immer öfter ausgeliehen, weil er 'nen guten Riecher hat. Setz ihn irgendwo in Dea ab und sag ihm, wohin er sich durchbuddeln soll – er kommt immer an. Ich hab ihn aus den Augen verloren, aber er gehörte zu den Männern, die Duquesne in den Schwarzen Hahn geschickt hatte, damit ich mir einen Gefährten für den Einbruch bei Fortunagra aussuchte. Zum Glück bist du ja gekommen«, er zog sie heftig an sich.
    Danach redete er über das harte Leben, das sie bei dem alten Dieb geführt hatten, als es von ihrer täglichen Ausbeute abhing, ob sie Schläge oder etwas zu Essen bekamen. Er erzählte von dem Schellenmann, dem man Geld, Börsen und seidene Tücher aus den Taschen ziehen musste. Klingelte ein Glöckchen, gab es einen Hieb oder eine Kopfnuss. Er sprach von dem engen Gang voller Kleiderstangen mit alten, rußbestäubten Mänteln, durch die man sich hindurchschlängeln musste. Nur wer es schaffte, ohne von oben bis unten schwarz zu sein, durfte auf dem schmutzigen Deckenlager schlafen, die anderen mussten sich mit den harten Holzbohlen begnügen.
    »Manchmal wusste ich nicht, was schlimmer war – die Splitter, die man sich auf dem Boden einzog, oder die Wanzen in den Decken, die dich bei lebendigem Leibe auffraßen.«
    Er lachte, aber sie schlang die Arme fester um ihn und flüsterte: »Wie kannst du lachen? Was für ein bösartiger alter Mann!«
    »Meinst du? Wenn wir alles zu seiner Zufriedenheit machten, gab es immer etwas zu essen. Im Winter sorgte er dafür, dass ein Feuer brannte. Er tat es, damit unsere Finger geschmeidig blieben, aber wir mussten nicht frieren, wie die anderen, die auf der Straße lebten. Er gab uns ein Dach über dem Kopf und beschäftigte Schläger, die uns vor anderen Diebesbanden schützten. Wenn er sehr zufrieden war, nahm er uns mit zu den Gladiatorenkämpfen und kaufte uns klebrige Süßigkeiten. Er hat uns 'ne Menge beigebracht, was das Stehlen und Durchmogeln angeht und mich hat er an Seykos verliehen. Der war ein Saukerl und ich gönn ihm sein ekliges Ende, aber er hat mir das Klettern beigebracht und ohne das Klettern wäre ich dir nie näher gekommen, Süße.«
    Er wollte sie küssen, aber sie bog den Kopf weg. »Willst du damit sagen, du dankst es diesem alten Scheusal, dass wir jetzt hier liegen?«
    »Ja«, erwiderte er

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