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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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sich sehr gerade gehalten und um ihren Mund lag ein entschlossener Zug, der ihr eine fatale Ähnlichkeit mit Lady Adela verlieh.
    Niemand beachtete den schweren Männerring an ihrem rechten Daumen, nur ihr Gatte warf manchmal einen mürrischen Blick darauf. So führte Artos Sasskatchevan seine junge Frau in das glänzende Haus, das sein Vater ihnen geschenkt hatte, aber von seiner kecken Zuversicht war nichts übriggeblieben.
    Während der Hochzeitswoche zog ein ungebrochener Strom von Menschen in den Tempel Aller Götter. Man betete vor den unverhüllten Götterbilden oder bestaunte die Pracht der geschmückten Statuen.
    So lange die Schreine geöffnet waren, lag die festliche Stimmung über der Stadt. Sie endete grausam mit dem blutigen Schauspiel auf dem Schindanger, wo sieben Tage später mehr als ein Dutzend unglückseliger Diebe die rechte Hand auf dem Hackblock ließen. Fünf Männer mit grauen Gesichtern aber, die im Suff oder aus Gier getötet hatten, verloren unter dem Richtschwert ihr Leben.
    Jermyn und Ninian berührten diese Ereignisse wenig. Die Ruinenstadt verließen sie nur, um zu essen oder ins Badehaus zu gehen und es fiel ihnen nicht auf, dass LaPrixa sich nicht mehr blicken ließ. Wag hatte sich anfangs darüber gefreut, dass das Band zwischen den beiden, die er als seine Familie betrachtete, noch fester geknüpft war. Aber nach einer Weile verging ihm das Lachen, er fühlte sich verlassen und ausgeschlossen. Die Besuche in seiner Küche wurden selten und trieb der Hunger die jungen Leute herein, so aßen sie hastig und hörten ihm nicht zu. Mitten im Erzählen sah er, wie sie sich mit den Blicken verschlangen und wenn er gekränkt schwieg, merkten sie es nicht, sondern verschwanden wortlos in das obere Stockwerk.
    Wag sah ihnen seufzend nach und dachte bei sich, dass eine solche Ausdauer schon beinahe unheimlich war und böse enden musste.
    Tatsächlich ertrugen sie es nicht, auch nur einen Augenblick getrennt zu sein. Jermyn war besessen von Ninian, er wollte all die Zeit nachholen, in der er sich vergeblich nach ihr gesehnt hatte. Ständig musste er sich ihrer auf's Neue versichern und es erfüllte ihn mit dankbarem Entzücken, dass ihr Verlangen nicht geringer war. Sie vergaßen alles über der Gier nach einander, das große, herrschaftliche Bett war ihre Welt, in der es zwischen Tag und Nacht keinen Unterschied gab.
    Wenn sie sich nicht liebten, redeten sie.
    »Jermyn?«
    Auf den Ellenbogen gestützt, fuhr Ninian mit dem Finger sanft über seinen Rücken.
    »Ja?«
    »Sagst du mir, was die Rute des Priapos ist?«
    Er drehte ihr den Kopf zu und grinste.
    »Das solltest du mittlerweile wissen, oder?«
    Zu seiner Freude errötete sie, fuhr jedoch hartnäckig fort: »Vielleicht, aber ich will wissen, warum so ein Aufhebens darum gemacht wird. Komm, sag es mir.«
    »Nein, das ist nichts für deine zarten Ohren, meine Süße«, neckte er sie und rollte eilends aus der Reichweite ihrer spitzen Finger.
     
    Einer der wenigen Orte, die sie noch besuchten, war der »Schwarze Hahn«. Zwei Wochen nach dem Hochzeitstag lagen sie nachts in den bunten Polstern auf dem Dach der Fremdenschenke. Jermyn schlürfte seinen Kahwe, während Ninian am weißen Mundstück der leise gluckernden Bilha sog und den Rauch genüsslich durch die Nase strömen ließ. Mit dem Untergang der Sonne war eine leise Brise aufgekommen und Jermyn wedelte die zarten Schwaden angewidert beiseite.
    »Stell dich nicht so an, deine Giftbrühe riecht nicht besser«, meinte Ninian träge, »du solltest auch rauchen, es klärt den Geist.«
    »Das tut meine Giftbrühe auch und sie ärgert andere Leute nicht.«
    Bevor sie antworten konnte, fiel ein Schatten über sie.
    »Oi, Jermyn!«
    Jermyn runzelte die Stirn, aber als er hoch blickte, hellte sich seine Miene auf.
    »Oi Babitt, was treibst du, Bruder?«
    Mit einem Kopfnicken deutete er auf das freie Polster, aber der Mann hockte sich auf die Fersen, als habe er es eilig. Er war untersetzt und kräftig, mit breitem, gutmütigem Gesicht und gelb gebleichtem Haar.
    »Och, so dies und das. Hör mal, ich hätt 'nen Vorschlag.«
    Er schielte zu dem Mädchen und Jermyn zuckte die Schultern.
    »Das ist Ninian, sie gehört zu mir. Vor ihr kannst du reden, ich mache nichts ohne sie.«
    Es gelang ihm nicht ganz, den Stolz aus seiner Stimme herauszuhalten, und Babitt rieb sich das Kinn.
    »So, so, du machst nix ohne sie.«
    Ninian sog am Mundstück der Bilha und blies den Rauch an seinem Ohr

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